Die Kinder des Saturn (Charles Stross)

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Heyne Verlag (September 2009)
Taschenbuch, 448 Seiten, EUR 8,95
ISBN: 978-3453525788

Genre: Science-Fiction


Klappentext

und der Mensch
erschuf die Maschine
nach seinem Ebenbild …

In der fernen Zukunft hat die Menschheit aufgehört zu existieren. Die Maschinen haben an ihrer statt das All kolonisiert und ein eigenes Gesellschaftssystem entwickelt, in dem jeder Androide seinen festen Platz hat. Bis auf Freya Nakamachi -47 – ist sie doch darauf programmiert, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen. Für Freya beginnt eine gefahrvolle Suche nach ihrer eigenen Zukunft und dem letzten Geheimnis ihrer Schöpfer …


Rezension

So beginnt für Freya eine Odyssee quer durch unser Sonnensystem, das mittlerweile nahezu vollständig kolonisiert ist – denn den Robotern bereiten die widrigen Lebensumstände auf den terrestrischen Planeten oder gar den Monden der Gasriesen höchstens Unbehagen. So entsteht für den Autor die wunderbare Möglichkeit, seine Handlung nicht „in einer weit weit entfernten Galaxis“, sondern direkt in unserem Sonnensystem anzusiedeln. Eine Möglichkeit, die er mit Begeisterung ausnutzt. Die vielen Schauplätze, die dem Leser im Verlaufe der Handlung präsentiert werden, sind allesamt schön beschrieben und der Leser kann sich gut in Stross‘ Weltkonzept hineindenken.

In dieser Welt muss sich nun die Protagonistin – Freya – durchschlagen. Freya ist in mehrfacher Hinsicht eine bemerkenswerte Figur, ist sie doch dafür geschaffen, „menschliche Bedürfnisse“ zu erfüllen. Da diese vorrangig sexueller Natur sind, werden ihre Dienste in einer Welt, in der die Menschen ausgestorben sind, nicht mehr benötigt.
Unglücklicherweise hält das Stross aber nicht davon ab, dem Leser bei jeder (un-)passenden Gelegenheit Freyas in Zusammenhang mit ihrer Bestimmung recht freizügiges Naturell aufs Brot zu schmieren. Dass er dabei vor Beschreibungen sexueller Interaktionen der Protagonistin mit Raumschiffen, Hotels (denn in der von Stross gezeichneten Zukunft ist eigentlich alles und jeder ein Roboter) und natürlich anderen Robotern nicht halt macht, mutet doch oftmals sehr befremdlich an und dürfte die Geduld so manchen Lesers auf die Probe stellen.
Davon abgesehen ist Freya ein interessanter Charakter, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass sie durch das Einlegen sogenannter „Seelenchips“ die Erfahrungen und Charakterzüge anderer Roboter ihrer Baureihe übernehmen kann. Durch diesen Kunstgriff schafft Stross einen dynamischen, sich in ständiger Veränderung befindlichen Charakter.
Doch Stross Überlegungen zu Freyas Charakter und der Gesellschaft gehen nicht komplett auf. Allzu menschlich erscheinen die Maschinen, die lieben, Schmerz empfinden, frieren, weinen und vieles mehr. Das ist natürlich gewollt und hat stellenweise durchaus seine Reize. Allerdings geht dadurch einiges an Glaubwürdigkeit verloren.

Handlungstechnisch hat Stross einiges zu bieten – meist temporeich und spannend präsentiert er eine recht komplexe Geschichte, die auch mit dem einen oder anderen Plot-Twist aufwarten kann. Schade ist dabei jedoch, dass die Komplexität durch eine gewisse Verworrenheit der Handlung erkauft wird, die den Lesefluss doch das eine oder andere Mal ins Stocken bringt und so unnötige Längen produziert.
Dafür werden aber immer wieder viele interessante Ideen – nicht zuletzt die einer Robotergesellschaft die trotz der Tatsache, dass die Menschheit ausgestorben ist, in deren Schatten lebt – präsentiert.
Dabei wählt Stross einen berichtenden Erzählstil – Freya ist die Ich-Erzählerin –, der immer wieder durch eine Prise Humor aufgelockert wird.


Fazit

Charles Stross zeigt gute Ansätze, kann aber – bedingt durch Schwächen wie Verworrenheit der Handlung und einige unnötige Szenen – nicht zur Gänze überzeugen.


Pro & Kontra

+ Odyssee durch unser Sonnensystem
+ meist temporeiche Handlung
+ gute Ideen
+ humorvolle Stellen

- unnötige Passagen
- nicht immer glaubhaft
- Handlung manchmal verworren

Wertung: sterne3.gif

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis / Leistung: 4/5


Rezension zu "du bist tot"

 

Tags: Space Opera, Künstliche Intelligenz