Roter Zwerg (Grant Naylor)

blanvalet (November 2009)
Taschenbuch, Seiten: 336
Preis 7,95€
ISBN: 978-3-442-26665-4

Genre: Science-Fiction / Humor


Klappentext

Hinterher ist man ja immer schlauer. Aber wie hätte Dave Lister auch ahnen können, dass er nach einer ausgedehnten Zechtour durch ganz London plötzlich auf der anderen Seite des Universums aufwachen würde? Und dass es ihn bald darauf auch noch 3 Millionen Jahre in die Zukunft verschlagen sollte? Als letzten Vertreter der Menschheit und mit nur noch zwei Zigaretten? Dave, der glaubt, er habe nun nichts mehr zu verlieren, heuert kurz entschlossen auf einem knallroten Riesenraumschiff an. Doch das war die blödeste Idee seines ganzen Lebens, denn damit fangen Daves Schwierigkeiten erst so richtig an …


Rezension

Dave Lister ist nicht gerade das, was man einen Helden nennen würde, oder gar einen sympathischen Kerl, oder nur einen netten Typen. Er ist eher ein Verlierer, bei allem, was er anfasst. Ausnahmslos. In einer Nacht trinkt er sich so ins Nirwana, dass er auf einem weit entfernten Planeten aufwacht namens Mimas. Seine Erinnerung vom Saufgelage gelöscht und ohne Geld, besitzt Lister nur eine Arbeitsgenehmigung, die auf den Namen seiner neuen Identität läuft – Emily Berkenstein. Sein Leben als illegaler Taxifahrer führend, möchte er einfach nur eins: zurück auf die Erde. Kurzerhand heuert er auf Roter Zwerg an, denn der Raumfrachter wird einen Abstecher zum Blauen Planeten machen. Doch der Flug entwickelt sich ganz anders als erhofft. Ganz anders.

„Beschreiben Sie, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von Diagrammen, die genauen Umstände, die zu ihrem Tod geführt haben.“
(Roter Zwerg)


Die Zukunft auf dem Roten Zwerg ist für Verschiedene angenehm, zumindest für denjenigen, der unabdingbar an Bord des Raumschiffes ist. Mit einer enormen Rechnerleistung kann der Verstorbene nämlich beinahe menschengleich als Hologramm zum Leben erweckt werden. Lediglich ein H auf der Stirn zeugt von seiner virtuellen Herkunft. Diese gut gemeinte Technik hat nur einen Fehler und der ist, die Wiederbelebung des wohl unsympathischsten Kerls: Arnold J. Rimmer. Lister und Rimmer werden noch von einem, von Selbstzweifel geplagten, Bordcomputer Holly, einem sauberkeitsliebenden Mechandroiden und einem sprechenden Kater aus einer neuen Evolutionsstufe unterstützt. Jene fünf Antihelden sind die führenden Figuren im Roman von Rob Grant und Doug Naylor. Durch die zahlreichen Macken ihrer Persönlichkeit will keine der Personen dem Leser so richtig ans Herz wachsen. Ihre miesen Charakterzüge sind so penetrant und wiederkehrend, dass die dadurch zu Beginn auftauchenden Lacher ab der zweiten Hälfte des Buches nicht mehr zünden wollen und stattdessen störend sind.

Ursprünglich wurde Roter Zwerg das erste Mal 1989 verlegt, allerdings nicht in Deutschland, was zu der Anmerkung auf dem Cover „Erstmals auf Deutsch“ führt. Hält man sich das tatsächliche Erscheinungsjahr vor Augen, wird klar, warum die Geschichte so vehement an Douglas AdamsPer Anhalter durch die Galaxis“ erinnert und warum der Humor so verstaubt wirkt. Die Darstellung der Zukunft, mit ihren Hopper-Taxis (haben Sprungfeder statt Reifen), ist recht charmant und sorgt bei vielen Lesern für ein nostalgisches Gefühl, überzeugt aus heutiger Sicht aber nur noch begrenzt.

Roter Zwerg wurde in drei Teile unterteilt: die Passage bis Lister an Bord geht, die Geschehnisse an Bord und das Ende. Ersteres macht noch am meisten Spaß. Bizarre Ideen vermengen sich mit gewöhnungsbedürftigem, aber nettem Humor. In dieser Zeit lernt man Lister kennen, der sicherlich zu den gelungeneren Protagonisten zählt. Die folgenden Vorkommnisse an Bord des Roten Zwergs sind leider nicht so abgefahren, wie man sich erhofft hat, denn die innovativen Ideen kann man an einer Hand abzählen. Und das Ende will so gar nicht überzeugen. Ohne genauer darauf einzugehen, kann man sagen, dass es nicht zufrieden stellt, aufgesetzt wirkt und keinerlei Fragen erörtert. Stattdessen muss man frustriert hinnehmen, dass vieles Aufgeworfene keinen Sinn macht und einfach nur zweckdienlich verarbeitet wurde, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat, Logiklöcher zu schließen (ob nun skurril oder wissenschaftlich), und der Roman nicht rund ist. Leider ist es besonders das Ende, welches das Buch herunterzieht. Denn der Auftakt und auch ein großer Teil der Mitte machen Spaß, der Humor ist eigenwillig und innovative Ideen haben auch ihren Weg in den Roman gefunden. Liebhaber von Douglas Adams Büchern und anderen älteren Science-Fiction-Parodien könnten hier auf ihre Kosten kommen. Dennoch werden auch ihnen die unendlich weit klaffenden Logiklöcher auffallen.

Die Übersetzung ins Deutsche ist auch kein Pluspunkt. Der Sprachfluss ist zwar konstant, bietet aber keinerlei Höhepunkte. Was fehlt, ist der Versuch, den englischen monotonen Satzbau in eine spannendes und variantenreiches Deutsch zu transferieren. Somit dümpelt die Geschichte vor sich hin, ohne besonders spannend zu sein und ohne nennenswerte Passagen.


Fazit

Das in die Jahre gekommene Werk hinkt an verstaubtem Humor, wenigen guten Einfällen und einem inakzeptablen Ende und versinkt dadurch im Durchschnitt. Nostalgikern ist es unter Vorbehalt zu empfehlen.


Pro und Kontra

+ guter Auftakt
+ Cover
+ einige witzige Ideen

o erstmals 1989 veröffentlich (also keine Neuheit)
o erinnert an "Per Anhalter durch die Galaxis"

- sehr schlechtes Ende
- nervige Charaktere

Beurteilung:

Handlung 2,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5