Christoph Hardebusch (28.06.2008)

Interview mit Chistoph Hardebusch 

Literatopia: Hallo Christoph! Bevor Du uns Frage und Antwort stehst, stell Dich doch allen Lesern einmal vor, die Dich noch nicht kennen.
 
Christoph Hardebusch: Hallo. Mein Name ist – wie bereits erwähnt – Christoph Hardebusch. Hauptsächlich schreibe ich Bücher, derzeit vor allem Fantasy. Das war nicht immer so; ich habe Verschiedenes studiert, nebenher als Altenpfleger gearbeitet, danach ein wenig in der Werbebranche. Aktuell lebe ich mit meiner Frau im beschaulichen Heidelberg.
 
Literatopia: Im April ist Dein neuer Roman „Sturmwelten“ erschienen und die Rezensionen sind bisher sehr positiv. Bist Du ebenfalls sehr zufrieden mit dem Roman? Siehst Du ihn als Weiterentwicklung an?
 
Christoph Hardebusch: Ich bin zufrieden mit all meinen Büchern. Allerdings liegt mir die Thematik von „Sturmwelten“ sehr am Herzen, weshalb mich die durchweg gute Rezeption sehr froh macht. Ich hoffe, dass ich mich mit jedem Buch weiter entwickele; Stillstand ist mir eher unangenehm.
 
Literatopia: Fantasyromane spielen oft in mittelalterlicher Atmosphäre. Sturmwelten dagegen spielt auf Ozeanen, es gibt prachtvolle Schiffe, Piraten und Zauberer. Wie bist Du auf die Idee gekommen, diese neuzeitlichen Elemente, die an Columbus und die Kolonialzeit erinnern, mit phantastischen Elementen zu mischen?
 
Christoph Hardebusch: Ich interessiere mich schon sehr lange für Seefahrt. Besonders die Zeit der Großsegler hat es mir angetan. Das mit einer weiteren meiner Vorlieben – Fantasy – zu kombinieren, war nahe liegend. Mich reizt gerade das „Age of Sail“, also grob die Zeit der Napoleonischen Kriege, als die westliche Welt an der Grenze zur Moderne stand. Die sozialen Spannungen des Umbruchs, die technische Entwicklung und vieles mehr finde ich in einem Fantasyroman sehr reizvoll.
 
Literatopia: Was hat damals dein Interesse für das "Age of Sail" geweckt? Hat es dich bereits von Kindesbeinen an begeistert? Gab es ein "Schlüsselereignis", einen Film, den du gesehen hast zum Beispiel?
 
Christoph Hardebusch: Ich kann mich an kein Schlüsselerlebnis erinnern. Allerdings habe ich schon früh angefangen, gewisse marinehistorischen Bücher und Serien zu lesen, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Einigen davon ist auch heutzutage noch eine große Leserschaft zu wünschen. Die „Sturmwelten“ sind durchaus als Hommage an diese gedacht.
 
Literatopia: Riesige Meeresschildkröten, feuerspeiende Drachen und schillernde Wassermagier – das klingt insgesamt sehr „bunt“. Würdest Du den Roman auch so bezeichnen? Ist die Atmosphäre insgesamt „farbenfroher“ als bei den Trollen?
 
Christoph Hardebusch: Die Bücher um die Trolle sind generell etwas düsterer angelegt, aber die Frage geht wohl in eine andere Richtung. Der Fantasyanteil in „Sturmwelten“ ist, ebenso wie in den Troll-Büchern, nicht besonders hoch. Aber der Hintergrund der „Sturmwelten“ wirkt natürlich exotischer; vor allem im Hinblick auf die üblichen mittelalterlichen Versatzstücke der Fantasy.
 
Literatopia: Bald soll ja der zweite Teil von Sturmwelten erscheinen: Unter schwarzen Segeln. Wird es dann wie bei den Trollen noch einen dritten Teil geben?
 
Christoph Hardebusch: Es wird drei Teile geben. Die Geschichte war von vorneherein als eine Trilogie angelegt. Die Troll-Bücher stehen ja jeweils allein.
 
Literatopia: Was fasziniert Dich an Fantasy? Siehst Du sie lediglich als gute Unterhaltungsliteratur oder ist sie mehr? Was glaubst Du, warum Fantasy gerade bei jungen Menschen so beliebt ist?
 
Christoph Hardebusch: Fantasy war eines der Genres, in dem ich meine ersten Leseerfahrungen gemacht habe, und sie hat mich seitdem nicht wieder losgelassen. Prinzipiell gilt für Fantasy, was für alle Genres gilt: in ihnen ist die gesamte Bandbreite der Literatur enthalten. Der Begriff Fantasy ist wenig mehr als eine Verpackung; was schlussendlich drin ist, muss man immer erst herausfinden.
Ich denke, dass Fantasy langsam den Weg geht, den auch schon der Krimi genommen hat. Nämlich weg von einer allgemeinen Ablehnung und der Konzentration auf kleine Fankreise, und hin zu einer breiteren gesellschaftlichen Akzeptanz. Junge Menschen haben da einfach weniger Berührungsängste.
 
Literatopia: Hast Du dich zwischen Studium und Rollenspielen als Autor entdeckt oder hast Du die Liebe zum Schreiben schon viel früher gespürt?
 
Christoph Hardebusch: Über die Frage, warum ich schreibe, habe ich mir früher wenig Gedanken gemacht; ich habe es einfach getan. Ich kann nicht sagen, wann genau ich begonnen habe. An eine Veröffentlichung habe ich dabei jedenfalls nicht gedacht.
 
Literatopia: „Die Trolle“ war Dein erster großer Erfolg. Musstest Du auf Wunsch deines Verlages Änderungen an Deinem Manuskript vornehmen? Vielleicht sogar mehr schreiben oder kürzen?
 
Christoph Hardebusch: Nicht wirklich. Heyne hat mir freie Hand gelassen. Natürlich haben wir während des Lektorats zusammengearbeitet, aber die endgültige Entscheidung lag stets bei mir. Der größte Teil der Redaktion drehte sich aber ohnehin um sprachliche Fragen.
 
Literatopia: "Die Trolle" gehört ja zu einer Reihe von Fantasybüchern verschiedener Autoren, ursprünglich inspiriert von "Die Orks" von Stan Nicholls. Hast du "Die Orks" gelesen? War "Die Trolle" sozusagen ein Auftragsbuch? Oder hast du zufällig etwas in dieser Richtung geschrieben?
 
Christoph Hardebusch: Ich habe „Die Orks“ gelesen. Allerdings nicht als Quelle der Inspiration. Ursprünglich hat meine Agentur ein Konzept von mir an den Verlag geschickt, in dem Trolle eine kleinere Rolle spielten. Der Verlag fragte an, ob ich mir vorstellen könne, den Part der Trolle auszuweiten, und ihnen sozusagen die Mitte der Bühne zu überlassen. Nach reiflicher Überlegung habe ich zugesagt, und so ist der erste Band entstanden.
 
Literatopia: Würdest du gerne einmal ein Buch mit jemandem zusammen schreiben? Hast du vielleicht sogar jemandem im Sinn?
 
Christoph Hardebusch: Ich denke, für eine solche Zusammenarbeit muss man sich sehr gut kennen, und einander besonders vertrauen. Nicht umsonst gilt das Dasein als Autor als ein einsames, und die meisten Autoren bezeichnen sich eher als Einzelkämpfer. Prinzipiell will ich eine Zusammenarbeit nicht ausschließen – beim Abenteuer-Spielbuch „Trollblut“ habe ich ja bereits mit Casjen Klosterhuis im Team geschrieben. Aber bei einem Roman ist mir die Hoheit über die Handlungsfäden und Personen sehr wichtig, deshalb gibt es derzeit keine Pläne in diese Richtung. Was ich mir allerdings sehr gut vorstellen kann, ist die Zusammenarbeit an einer Serie, bei der Autoren Geschichten zu einem größeren Hintergrund beisteuern. Aber das ist eher ein Gedankenspiel. 
 
Literatopia: Was können wir in Zukunft von Dir erwarten? Wirst Du der Fantasy treu bleiben oder hast du Ideen für einen Roman, der in einem anderen Genre anzusiedeln ist?
 
Christoph Hardebusch: Genres sind ja eigentlich das, was Verlage auf Bücher schreiben, damit Buchhändler wissen, wo sie diese einsortieren müssen (lacht). Ich habe jedenfalls nicht vor, mich beim Geschichtenschreiben an derlei Dingen zu orientieren. Momentan kann ich schreiben, was mir Spaß macht und mir wichtig ist. Diesen Zustand werde ich solange wie möglich ausnutzen.
 
Literatopia: Du hast sicher schon viele Interviews gegeben – gibt es eine Frage, auf die Du insgeheim wartest? Eine Frage, die man Dir unbedingt einmal stellen sollte? Wenn ja – beantwortest Du sie uns gleich?
 
Christoph Hardebusch: Die spannendsten Fragen sind diejenigen, die man nicht erwartet.
 
Literatopia: Magst Du Lesungen? Liest Du gerne vor und genießt den nahen Kontakt mit den Lesern oder ist es für Dich jedes Mal eine Überwindung? Bist Du vorher sehr nervös oder hast Du so viel Spaß daran, dass nicht einmal Deine Hände zittern?
 
Christoph Hardebusch: Ich versuche, zu jedem Buch eine kleine Lesereise zu veranstalten. Ich lese recht gerne, und mag die anschließenden Gespräche und Fragerunden mit Lesern. Nervös bin ich immer, aber das ist Teil des Ganzen. Wichtig ist, den Zuhörern eine schöne Veranstaltung zu bieten.
 
Literatopia: Wie war es für dich, als du deinen ersten veröffentlichten Roman in deinen Händen gehalten hast? Was geht einem da durch den Kopf?
 
Christoph Hardebusch: Eine seltsame Ungewissheit verdichtet sich zu etwas, das man anfassen kann. Vorher war der Roman abstrakt; ich habe es geschrieben, aber  in Buchform konnte ich mir die knapp tausend Manuskriptseiten nicht vorstellen. Erst, als ich es aufschlug, wurde aus dem Text ein Buch.
 

Leserfragen 
 
Leserfrage: Wie hast Du die Arbeit mit deiner Agentur empfunden? Meinst Du, dieser Weg ist ein besseres Sprungbrett, als seine Manuskripte auf eigene Faust zu versenden? Hast Du das zuvor versucht? Wie bist Du zu deiner Agentur gekommen?
 
Christoph Hardebusch: Die Zusammenarbeit mit meiner Agentur ist sehr gut. Es ist praktisch, dass die ganzen buchhalterischen Angelegenheiten übernommen werden. Auch die Verhandlungen mit den Verlagen können von einer Agentur in vielen Fällen einfach besser geführt werden. Allerdings ist es heutzutage nicht einfacher, bei einer renommierten Agentur unter Vertrag genommen zu werden, als selbst einen Verlag zu finden. Die bekannten Agenturen erhalten ebenso viele Angebote von Autoren, und müssen auch rigoros aussieben. Dennoch würde ich empfehlen, zunächst den Weg über eine Agentur zu probieren. Die Erfolgschance mit einem Agenten bei den Verlagen ist einfach viel besser. Und sollte es nicht klappen, kann man es immer noch selbst versuchen. Andersherum ist übrigens kein gängiger Weg: ein bereits von vielen Verlagen abgelehntes Manuskript ist für Agenturen eher uninteressant.
Ich hatte das Glück meine Agentinnen privat zu kennen. Sie haben mich gefragt, ob ich nicht Interesse am Bücherschreiben hätte, da sie einige meiner Texte kannten und schätzten.
 
Leserfrage: Du bekennst Dich dazu, ein Fan von Rollenspielen zu sein. Hast Du durch diese Spiele Erfahrungen oder Ideen gesammelt, für die Du aus heutiger Sicht dankbar bist?
 
Christoph Hardebusch: Bücher schreiben und Rollenspiel sind zwei verschiedene Dinge, zumindest, was den Aufbau der Geschichten angeht. Als Autor schreibt man im Endeffekt allein; beim Rollenspiel steht das Gruppenerlebnis im Vordergrund. Aber Ideen kann man während des Spielens natürlich haben, und das kreative Potenzial, das ein halbes Dutzend Rollenspieler an einem Abend entwickeln kann, ist beeindruckend. Sozusagen ein Geschichten-Brainpool.
 
Leserfrage: "Ich mag den Kontakt zu den Lesern. Einerseits bekomme ich so Feedback zu den Büchern, andererseits bin ich natürlich selbst Fantasyleser und mag die Diskussionen.“
Deine Homepage ist offen und lädt förmlich ein, Dich nicht allein als Autor, sondern auch den Menschen dahinter zu erleben. Denkst Du, dass es wichtig ist, den Leser nicht nur in seinen Büchern, sondern auch privat anzusprechen?
 
Christoph Hardebusch: Die Webpage soll Lesern einen kleinen Einblick ermöglichen. Wer eine Autorenseite besucht, interessiert sich oft genau dafür. Das ist eine Art Zusatzservice für bestehende Leser. Neue Leser gewinnt man darüber wohl nicht. Auf der Webpage gibt es Bonusmaterial zu den Büchern, neue Geschichten von mir, Informationen und so weiter. Das Ganze ist daraus ausgerichtet, den Lesern ein wenig Mehrwert zu bieten, nicht neue Leser zu gewinnen.
 
Leserfrage: Du interessierst Dich für unterschiedliche Musikrichtungen, von Klassik über Rock bis hin zu Metal. Schreibst Du gerne in Begleitung von Musik?
 
Christoph Hardebusch: Eigentlich fast immer. Da mich Lyrics allerdings zu sehr ablenken können, beschränke ich mich auf instrumentale Stücke. Manchmal Klassik, oft
Soundtracks zu Filmen. Im besten Fall unterstreicht die Musik die Atmosphäre einer Szene, im Normalfall blende ich sie irgendwann aus, wenn ich tief in der Geschichte stecke.
 
Literatopia: Vielen Dank für das Interview!

Rezension zu "Dark Ladies I"


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.