Die Magier von Montparnasse (Oliver Plaschka)



Klett-Cotta Verlag (März 2010)
gebunden mit Schutzumschlag
427 Seiten, EUR 21,90
ISBN: 978-3608938746
 

Genre: Fantasy


Klappentext

Zauberer nähren sich von der Verwirrung des Publikums wie Vampire von der Unschuld ihrer Opfer.

Paris 1926, ein Varieté am Montparnasse. Eigentlich hatten der Bühnenzauberer Ravi und seine Assistentin Blanche nur ihr harmloses Zauberkunststück im Sinn. Dann aber wird der große Ravi gezwungen, die älteste Regel der Zaubererzunft zu brechen: Vor aller Augen setzt er echte Magie ein.


Rezension

Sieben Personen in einem kleinen Hotel in Paris, dazu verdammt, siebenmal hintereinander denselben Sonntag zu erleben. Rätselhafte Geschehnisse und magische Momente zeichnen diese Tage aus, die eigentlich nur einer sind.

Dieses kleine Hotel im Paris der 1920er Jahre scheint der ideale Schauplatz für eine Geschichte, wie sie Plaschka erzählen will. An der Carrefour Vavin in Montparnasse scheint stets ein Hauch Magie in der Luft zu liegen, der nicht zuletzt durch einen sympathischen und lebhaften Schreibstil unterstützt wird, der längst vergangene Zeiten lebendig werden lässt. Mit seinen zahlreichen Cafés und Varietés wird der liebevoll beschriebene Stadtteil selbst zu einem weiteren heimlichen Hauptdarsteller.

Die sieben Charaktere, die abwechselnd aus der Ich-Perspektive ihre Sicht der Dinge schildern, sind alle überzeugend dargestellt – auf ihre eigene Art speziell und liebenswert sorgen sie dafür, dass der etwas ungewöhnliche Erzählstil mit sieben verschiedenen Ich-Perspektiven voll aufgeht. Der Leser setzt sich dabei aus den Fragmenten, die jeder einzelne der Charaktere liefert, Stück für Stück sein eigenes Bild der Geschichte zusammen, das somit nicht mehr vom Blickwinkel eines einzelnen abhängt. Dass jeder Charakter seine eigenen kleinen und größeren Geheimnisse hat, die erst im Laufe der Geschichte ans Tageslicht kommen, sorgt darüber hinaus dafür, dass es keinen Charakter gibt, von dem man wirklich ungern lesen würde – was bei dieser Art des Erzählens fast schon ein Kunststück ist. Von einem geheimnisvollen Bühnenzauberer über einen mürrischen Hotelbesitzer bis hin zu einer jungen Kellnerin und einem unbedarften Jungautor sind die unterschiedlichsten Typen vertreten – und doch ist niemand das, was er anfangs zu sein scheint.

Leider schafft Plaschka es nicht ganz, jegliche Längen aus dem Buch zu verbannen. Und das liegt überraschenderweise nicht einmal daran, dass er die Ereignisse ein und desselben Tages siebenmal hintereinander – natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln und immer mit anderen Details im Vordergrund – erzählt, sondern vielmehr daran, dass er das eine oder andere Mal haarscharf an der Grenze zu bloßem „Geschwafel“ entlang schrammt. Denn worauf er letztendlich hinaus will, wird lange Zeit nicht deutlich – das Buch arbeitet nicht auf ein klar erkennbares Ziel hin, sondern scheint, was das wie auch immer geartete Vorankommen der Handlung anbelangt, in derselben Zeitschleife gefangen zu sein, wie seine Charaktere. Die hierdurch unnötigerweise entstehende Verworrenheit wünscht man sich doch das eine oder andere Mal durch klarere Worte beseitigt.
Dasselbe gilt für die Botschaft, die hierbei übermittelt werden soll. Dass es eine solche gibt, steht außer Frage – und hier und da blitzt sie auch klar erkennbar durch. Größtenteils aber bleibt sie eher diffus.
Freunde der subtilen Botschaften, die sich gerne ihre eigenen Gedanken machen, dürfte das indes wenig stören, zumal diese Denkanstöße durchaus interessant sind.


Fazit

Ein vergnüglicher Fantasy-Roman mit liebenswerten Figuren. Magisch und geheimnisvoll wie das Pariser Viertel Montparnasse in den 1920er Jahren, wird der Lesespaß allerdings durch eine etwas verworrene Handlung und ein paar Längen getrübt.


Pro & Kontra

+ liebenswerte, geheimnisvolle, überraschende Charaktere
+ „magisch“
+ tolles Setting

- die ein oder andere Länge
- teils verworrene Handlung

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5

 

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