Der Kuss des Engels (Sarah Lukas)

Verlag: Piper, März 2010
Hardcover, 411 Seiten, € 19,95
ISBN: 978-3492702058

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Manchmal zerplatzen Träume wie Seifenblasen: Sophie glaubt, sie habe eine glückliche Zukunft mit ihrem Verlobten Rafael vor sich – bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem er stirbt. Die junge Frau steht vor dem Nichts. In Paris sucht sie das Vergessen, doch ein Leben ohne ihn hat für sie keinen Sinn. Dann erblickt sie am Ufer der Seine eine Gestalt, die Rafael zum Verwechseln ähnlich sieht. Sophie ist überzeugt, dass er zurückgekehrt ist, doch der Fremde erinnert sich nicht an sie. Und bevor Sophie begreift, worauf sie sich einlässt, schweben sie beide in großer Gefahr. Denn er ist ein gefallener Engel, dem eine ganz besondere Mission auf der Erde zuteil wird. Und er kann sie nur mit Sophies Hilfe erfüllen…


Die Autorin

Sarah Lukas, geboren 1972, lebt gemeinsam mit ihrer Schwester, ihrem Neffen und ihrem Hund in Wiesbaden. Am liebsten verbringt sie ihren Urlaub in Frankreich und genießt dort das Savoir-vivre. Ihre Ideen sammelt Sarah Lukas während langer Bergwanderungen. Ihr erster Roman setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Böse in der Welt Gottes Werk oder Teufels Beitrag ist.


Rezension

Wie würden Sie empfinden, wenn Sie das Gesicht eines Totgeglaubten plötzlich in der Menge entdecken? Gerade, als Sophie sich entscheidet, in Paris von einer Brücke in die Seine zu springen, entdeckt sie auf einem Ausflugsboot ein Gesicht, welches genauso aussieht wie das ihres verstorbenen Verlobten. Immerhin ist er ja der Grund, warum sie sich verzweifelt nach Paris geflüchtet hat und jetzt ohne ihn nicht mehr weiterleben möchte. Wichtiger ist allerdings jetzt, herauszufinden, wer der Mann auf dem Boot war. Ist es wirklich Rafe, ihr Verlobter, der als Arzt in Kolumbien war und dort erschossen wurde? Kann das überhaupt sein? Nach einem Gespräch mit seiner Schwester, die ihn identifiziert hat, fühlt Sophie sich wieder hoffnungslos. Als sie ihn dann endlich aufstöbert, ist sie verblüfft. Er riecht wie Rafe, er sieht aus wie Rafe, er spricht wie Rafe – aber sein Verhalten ist völlig anders. Sophie ist hin und hergerissen und kann überhaupt nicht einordnen, wie sie sich nun verhalten soll.

Sie lernt Jean Maric kennen, der sie aus einer unangenehmen Situation rettet. Angeblich weiß er, was mit Rafe los ist, aber die Geschichte von gefallen Engeln kann Sophie nicht überzeugen. Dann schon eher Rafes Erklärung, er hätte sein Gedächtnis verloren. Aber warum ist dann seine Stimme so einschmeichelnd? Und warum trägt er immer die gleichen Sachen, die auch nie zerknittern oder dreckig werden? Sophie ist zerrissen, einerseits hätte sie gerne ihren Rafael zurück, andererseits muss sie auch erkennen, dass es nicht ihr Rafael ist, sondern vom Wesen her jemand völlig Fremdes.

Sarah Lukas kann erzählen, sie lässt Paris mit seinen wundervollen verwinkelten Gassen und sonnenüberfluteten Plätzen erstehen, dass es ein wahres Lesevergnügen ist. Schweiß rinnt einem förmlich die Stirn herunter, wenn Sophie im superheißen Sommer mal wieder durch die Gassen schlendert, um dem Geheimnis um Rafael auf die Spur zu kommen. Wunderbare lebhafte Bilder vom typischen Pariser Flair lassen im Leser den Wunsch erwachsen, selbst vor Ort zu sein. Hilfreich ist dabei auch die kleine Karte von Paris, im inneren vorderen und hinteren Cover gezeichnet, um die Vorstellungskraft zu beleben und mit Sophie durch Paris zu laufen.

Leider schafft Sarah Lukas es nicht, die Spannung zu halten. Nachdem Sophie von den gefallenen Engeln überzeugt ist, driftet das Buch etwas ins Philosophische ab. Dialoge über Bibeltexte und das Entstehen der gefallenen Engel nehmen dem Buch das Tempo und sorgen für Verwirrung, man schweift einfach ab und kann dem Kontext nicht mehr folgen. Die Handlung wird auch immer abstruser, gespannt wartet man Seite für Seite, wie sich Sarah Lukas nun aus dem Ende windet. Immerhin muss es ja eine halbwegs glaubwürdige Erklärung geben, auch wenn Dämonen und Engel erscheinen, so sollte die Geschichte doch zumindest einen würdigen Abschluss erhalten. Dies gelingt nur bedingt, das Ende ist versöhnlich, der Weg dahin allerdings ein bisschen übertrieben. Positiv fällt allerdings noch die Gestaltung des Buches auf, die Karte im Innenteil und schöne Verzierungen an jedem Kapitelanfang.


Fazit

Ein recht gelungener Debütroman einer jungen deutschen Autorin, allerdings noch mit ein paar Kinderkrankheiten. Sprachlich hervorragend, inhaltlich noch nicht ganz überzeugend. Potential ist aber auf jeden Fall vorhanden – und wer auf einen sommerlichen Bummel durch Paris mit seinen verwinkelten Gassen und historischen Häusern gehen möchte, der kann hier unbesorgt zugreifen.


Pro und Contra

+ bildhafte Sprache
+ Pariser Flair
+ interessanter Plot
+ realistische Charakter
+ sympathische Nebencharaktere

- Ende zu übertrieben
- Fantasyelemente noch nicht ganz ausgereift
- das letzte Drittel zu langatmig

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Interview mit Sarah Lukas (Mai 2010)