Herr Blunagalli hat kein Humor (Angelo Colagrossi)

Verlag rororo, Dezember 2009
Softcover, 192 Seiten, € 10,00
ISBN 978-3499625916

Genre: Sachbuch


Klappentext

Angelo Colagrossi sitzt aufgeregt in einem Zug Richtung Hamburg. Es ist sein Tag, denn ein Filmproduzent hat Interesse an seinem Drehbuch Amore und so’n Quatsch. Doch der Zug bleibt im Schneechaos stecken, und aus der Reise wird eine Odyssee. Und während seine deutschen Mitfahrer die Bahn beschimpfen, nach dem Freibier im Bord-Bistro eine Polonaise machen und der niederkommenden Frau im nächsten Abteil beistehen, blickt Colagrossi zurück: auf seine Anfänge im deutschen Showgeschäft, die ersten Drehbücher, das tägliche Ringen mit der neuen Sprache und darauf, wie man sich als temperamentvoller Römer so weit im Norden zurechtfindet.


Der Autor

Angelo Colagrossi, geboren 1960 in Rom, ist Autor und Regisseur. Er ist Produzent und Autor mehrerer TV-Comedyserien, unter anderem Total normal mit Hape Kerkeling. Gemeinsam mit Hape Kerkeling und Angelina Maccarone schrieb er die Hörspiele Ein Mann, ein Fjord und Amore und so’n Quatsch. Unter seiner Regie wurden Ein Mann, ein Fjord und Horst Schlämmer – Isch kandidiere! verfilmt. Angelo Colagrossi lebt in Berlin.


Rezension

Fast das ganze, kleine Buch ist bereits im Klappentext erzählt. Herr Colagrossi hat einen Geschäftstermin in Hamburg und entschließt sich, mit der Bahn zu fahren. Unvorbelastet verlässt er sich darauf – und landet mitten in der Pampa im Schneesturm ohne Handyempfang. Was tun? Anfangs noch ärgerlich, so fügt er sich bald ins Unvermeidliche, sinniert über sein bisheriges Leben nach und feiert mit den anderen Fahrgästen, nach ausreichendem Genuss von Freibier eine Polonäse durch den Zug. Bis die Feuerwehr kommt, den Baum von den Schienen räumt und die Bahn sich auf eine weitere Odyssee durch Deutschland aufmacht. Was sonst noch in den unfreiwilligen Mußestunden passiert, ist ganz witzig und von Angelo Colagrossi humorig geschildert – nur leider viel zu kurz.

Gespickt wird das Buch noch zusätzlich mit Auszügen aus seinen Drehbüchern. Diese machen ungefähr ein Drittel des Buches aus. Viele Seiten bleiben also nicht übrig, auf denen er sein bisheriges Leben umreißt und die Geschehnisse der Odyssee schildert. Doch das, was er dabei tut, macht er mit viel Ironie und Selbsterkenntnis, deshalb ist dem Leser ein Dauergrinsen gewiss. Die Episoden aus seinem Leben sind gut ausgewählt, auch andere bekannte Personen aus seinem Umkreis finden Erwähnung. Nicht nur der Tag, an dem alles schief geht, sondern auch Missgeschicke aus seiner eigenen Vergangenheit werden in kurzen Rückblicken erzählt.

Das „kurz“ ist leider auch das große Manko dieses Buches. Angelo Colagrossi hätte bestimmt noch viel mehr zu erzählen, Talent dazu hat er auf jeden Fall. Aber leider speist er uns mit einem Tag und kurzen Einblicken auf ein ereignisreiches Leben ab, das Ganze dann auch noch zu einem horrenden Preis. Schade, hier ist viel Potential vergeudet worden. Ein Highlight sind allerdings die Rezepte am Ende, ein bisschen italienische Sonne scheint mit diesen in die Herzen der Leser.


Fazit

Angelo Colagrossi erwähnt in seinem Büchlein einmal, wie viele unglaubliche Erlebnisse er schon in seinem Beruf erlebt hat und was er alles erzählen könnte. Schade, dass er es nicht getan hat. Witzig und amüsant mit gut ausgewählten Geschichten zaubert das Büchlein so manchen italienischen Sonnenstrahl in die Gesichter der Leser, lesenswert ist es allemal.


Pro und Contra:

+ humorvoll
+ ironisch
+ mit der Bahn kann man was erleben
+ spannende Eindrücke in Angelo Colagrossis Leben

- zu kurz
- Auszüge aus den Drehbüchern unnötig

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 2/5