The Life Eaters (David Brin, Scott Hampton)

Verlag: Cross Cult; Auflage: 1. (Juni 2009)
160 Seiten, Hardcover, 25 €
ISBN-13: 978-3941248151

Genre: Science Fiction/ Alternative Realitäten


Klappentext

Juni 1944: Der Himmel über der Normandie ist voller Flugzeuge, der Kanal voller Schiffe, Schiffe, so weit das Auge reicht. Die größte Flotte, die je von freien Menschen zusammengebracht worden ist …

D-Day …

„D“ - wie „Desaster“

Erweckt aus Aberglauben, Größenwahn und dunkler Magie wandeln die nordischen Götter auf Erden – als Helfer und Meister der Nationalsozialisten, die mittels ihrer übernatürlichen Verbündeten das Blatt in einem schon verlorenen Zweiten Weltkrieg wenden können.

Zwei Jahrzehnte später führen die Truppen des besetzten Amerika im Auftrag ihrer Asen-Herren Krieg in den Dschungeln Südasiens gegen die Armeen einer neuen Götterordnung. Und während die Überreste einer kriegsmüden Menschheit zwischen den Fronten eines im wahrsten Sinne des Wortes unmenschlichen Krieges ausgelöscht zu werden drohen, liegt es in der Hand einiger weniger Widerstandskämpfer, sich ihren gottgleichen Okkupatoren entgegenzustellen und den Kampf um die Freiheit aufzunehmen.

Eine provokante Science-Fiction- Saga von Erfolgsautor David Brin („The Postman“), mit Artworks von Ausnahmekünstler Scott Hampton.


Rezension

Ein auf den ersten Blick heikles Thema haben sich David Brin und Scott Hampton für ihre Graphic Novel „The Life Eaters“ ausgesucht. Nordische Götter, die den Nazis helfen den Krieg zu gewinnen, klingt provokativ und sofort sieht man schon die Jugendschützer in der Ferne erscheinen. Aber wie immer ist nicht alles, so wie es scheint. Sicher, die Grundprämisse mag den ein oder anderen aufstoßen, besonders der Anfang bietet dafür genügend Konfliktpotential, doch im weiteren Verlauf spielen die Nazis und damit die Deutschen praktisch keine Rolle mehr, sie werden in den Hintergrund gedrängt und David Brin baut viele Anspielungen und Verweise auf unsere derzeitige Welt ein. Der Gewinn des Zweiten Weltkriegs durch die Deutschen ist nur der Ausgangspunkt und wirkt als Katalysator für die folgende Geschichte, die in einer alternativen Realität unserer Welt spielt. Zudem verliert die Graphic Novel ein wenig ihrer Brisanz, wenn man sich vor Augen hält, dass schon andere Autoren in ihren Büchern den Gedanken eines siegreichen Deutschlands durchgespielt haben. Als Beispiel sei hier Robert Harris mit „Vaterland“ genannt. Und genau wie in anderen Büchern dieses Genres scheitern die Nazis letztlich an dem, was sie hervorgerufen bzw. erschaffen haben, soviel sei schon einmal verraten. Doch wo andere Bücher dann aufhören, legt „The Life Eaters“ erst richtig los. 

Die nordischen Götter wurden mit Hilfe von Nekromantie „erschaffen“ und mit jeden getöteten Menschen wächst ihre Macht, wie der Leser schon früh erfährt. Dieses führt dazu, dass die Götter schließlich die Herrschaft übernehmen und den Krieg in die ganze Welt tragen und immer weiter fortführen. Armeen werden gebildet und aufeinander gehetzt, nur um Nachschub für die Götter zu beschaffen, die den Tod zum Leben brauchen. In diesem Chaos erscheinen die alten Götter Asiens und Afrikas, die als letztes Mittel auf dem gleichen Weg wie Thor, Odin und Co. durch ihre Gläubigen gerufen wurden. Der Krieg verschlimmert sich immer weiter, um schließlich in einem „Wetterkrieg“ zu münden. Die südlichen Götter versuchen, durch das Verbrennen von Öl die Temperatur der Erdatmosphäre so zu erhöhen, so dass die nordischen Götter nicht mehr handlungsfähig sind. Dies stellt nur einen von vielen aktuellen Bezügen innerhalb der Geschichte dar. Ebenso findet sich eine Konferenz der verschiedenen Nationen, die an die UN erinnert und noch so manche andere Anspielung, teils offensichtlich, teils versteckt..
Geschickt verweben David Brin und Scott Hampton Fakten mit Fiktion und bieten dafür schlüssige, wenn auch übernatürliche Erklärungen. So erschaffen sie ein eigenes Universum, welches vermag einen gefangenzunehmen. Vorausgesetzt, man ist gewillt, sich auf die Grundidee einzulassen. Dann aber wird man mit einer mitreißenden Geschichte belohnt, die nie platt ist und immer wieder neue Rätsel präsentiert und vor allem auch auflöst. Trotzdem gibt es keine endgültige Lösung für den Konflikt der Menschen mit den Göttern, es wird nur ein Teilerfolg präsentiert. Aber dieser Umstand wertet die Graphic Novel eher auf, denn so bleibt Platz für eigene Gedanken und Ideen, wie alles enden könnte. 
Bemerkenswert ist noch die Zusammenkunft der verschiedenen Völker und Religionen in Zeiten des „Kriegs gegen den Terror“. Wie ein Plädoyer für Frieden wirkt, was hier gesagt wird, und man möchte zustimmend nicken und den Verantwortlichen unserer Welt die dort gesagten Worte eindringlich näher bringen. Damit funktioniert „The Life Eaters“ auf zwei verschiedenen Ebenen: als pure Unterhaltung, die viel Action bietet und manches Mal an einen Superheldencomic erinnert, aber eben auch als Literatur, die zum Nachdenken anregt.
Leser, die von einem Comic hauptsächlich Bilder und wenig Text erwarten, seien gewarnt. „The Life Eaters“ bietet ungewohnt viel zu lesen, so dass man länger als erwartet für die Lektüre braucht. Glücklicherweise befinden sich Bilder und Text dennoch im Gleichgewicht und stützen sich gegenseitig.

Scott Hamptons Zeichnungen sind, wie schon z.B. in Neil Gaimans „Die Bücher der Magie“, dazu fantastisch anzusehen. Er spielt viel mit der Farbgebung und erzeugt so immer die passende Stimmung zu der entsprechenden Szene. Kräftige Farben benutzt er und die Götter entsprechen der Vorstellung, die man meist von ihnen hat, wirken dabei aber nie klischeehaft. Die Emotionen der einzelnen Figuren transportiert er mit wenigen Strichen und verleiht ihnen so mehr Tiefe als erwartet. 

Ausgestattet wurde die Graphic Novel von Cross Cult mit Danksagungen der Autoren, einem Nachwort von David Brin, in dem er augenzwinkernd zugibt, dass die meisten Science Fiction Autoren keine Ahnung von Wissenschaft haben, und einem Beispiel, wie eine Zeichnung entsteht von Scott Hampton. Beides ist zwar kurz, aber dennoch informativ


Fazit

„The Life Eaters“ ist eine Graphic Novel, die aufgrund ihres Themas sicherlich so manchen abschreckt. Aber man sollte sich dann darüber bewusst sein, dass einem eine äußerst lesenswerte Geschichte entgeht, die eine alternative Version unserer Welt zeigt. Geschrieben von David Brin, der Isaac Asimovs Foundation-Trilogie fortführte, und illustriert von Scott Hampton beschert sie einem Ablenkung und regt zum Nachdenken an.


Pro & Contra

+ Scott Hamptons Zeichnungen überzeugen auf der ganzen Linie
+ innovative Geschichte
+ interessante Charaktere, hierbei vor allem die Götter 

0 das Cover wirkt allzu plakativ und wäre so nicht nötig gewesen

- hoher Preis

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5