Ein eiskaltes Grab (Charlaine Harris)

Verlag dtv, Februar 2010
Übersetzt von Christiane Burkhardt
TB, 304 Seiten, € 8,95
ISBN 978-3423211963

Genre: Thriller


Klappentext

Die junge Harper Connelly hat die außergewöhnliche Gabe, Tote zu finden. In Doraville, North Carolina, soll sie einen vermissten Jungen aufspüren. Es stellt sich heraus, dass dort in den letzten Jahren einige Teenager verschwunden sind. Harper findet sie alle – zu ihrem Entsetzen. Danach möchte sie die Gegend so schnell wie möglich verlassen. Nach einem brutalen Überfall muss sie jedoch bleiben. So erfährt sie mehr über die Einwohner und deren Geheimnisse, als ihr lieb ist. Doch wer ist der Serienmörder? Ein grausiger Fall für Harper Connelly, die junge Frau, die Tote finden kann.


Die Autorin

Charlaine Harris lebt in Arkansas – gemeinsam mit ihrem Mann, ihren drei Kindern, zwei Hunden, zwei Frettchen und einer Ente. Sie ist eine unersättliche Leserin, gemäßigte Cineastin und gelegentliche Gewichtheberin. Charlaine Harris hat zahlreiche Kriminalromane sowie die Kult-Vampirserie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse veröffentlicht.


Rezension

Endlich ist er da, der dritte Band um Harper Connelly und ihren Stiefbruder Tolliver Lang. Nachdem sie von einem Blitz getroffen wurde, ist Harper fähig mit Toten zu kommunizieren. Sie kann ihre letzten Minuten noch einmal sehen und die einsamen Seelen, wenn noch unentdeckt, flüstern hören. Harper weiß, wie sie gestorben sind, denn sie spürt die Empfindungen der Toten und es ist unglaublich interessant, was die Toten alles so zu erzählen haben. Im Fall eines Verbrechens bleibt ihr der Blick auf den Täter jedoch verwehrt.

Harper und Tolliver fahren durch die Lande und spüren Tote auf, immer dort, wo sie einen Auftrag haben. Von irgendetwas müssen sie ja leben, obwohl manche Menschen ziemlich pikiert darüber sind. In Doraville findet Harper nicht nur die eine Leiche, wegen der sie gerufen wurde, sondern ein ganzes Feld voll. Jede Menge Schmerz und Qual dringen in ihr Bewusstsein, die ausnahmslos jungen Männer wurden alle zu Tode gefoltert. Abgründe menschlichen Verhaltens offenbaren sich ihr, die Stadt ist geschockt und kann nicht glauben, dass ein Monster unter ihnen weilt. Aber der oder die Täter haben auch Angst vor Harper, und so findet sie sich schnell im Krankenhaus wieder – als Patientin.

Waren die vorherigen Bücher „Grabesstimmen“ und „Falsches Grab“ nur ein Vorgeplänkel? Paukenschlägen gleich trommeln die Ereignisse auf Harper und Tolliver ein, es gibt immer wieder neue Erkenntnisse und neue Tote. Beide werden wieder einmal in die Ermittlungen involviert und geraten in höchste Gefahr. Nichts hält sie davon ab, ihre Talente zur Verfügung zu stellen, zum ersten Mal sind auch die Dorfbewohner ihnen wohlgesonnen. Und endlich passiert auch das, worauf wir Leser schon seit dem ersten Band sehnlichst gewartet haben: Die beiden entdecken ihre Gefühle füreinander, was bei allen einen Strom der Erleichterung nach sich zieht. Trotzdem werden dadurch die grausamen Taten nicht geschmälert, Folter und Vergewaltigung werden zwar nicht bis ins kleinste Detail geschildert, aber doch genügend dargestellt, um Übelkeit zu erzeugen. Die Spannung bleibt bis zum Schluss – und ein kleiner Junge begeht eine wahre Heldentat.

Wer Sookie Stackhouse nicht mag, der wird sich hiermit wohlfühlen. Die Geschichten um Harper und Tolliver haben mit Sookie nichts gemeinsam, sie sind ernsthafter und realistischer, das Flüstern der Toten birgt eine ungeheuere Faszination. Leider wird es wohl nur noch einen weiteren Band um die beiden sympathischen Helden geben, hoffentlich werden dann alle Verwicklungen gelöst und alle Familienmitglieder gefunden. Eigentlich ist hier noch eine Menge Potential versteckt, man kann nur inständig hoffen, dass Charlaine Harris noch Lust auf weitere Einflüsterungen der Toten hat. Ein absolut gelungenes und geschmackvolles Cover rundet dieses Buch noch zusätzlich ab, hier hat sich der Verlag wirklich Mühe gegeben.


Fazit

Das Flüstern der Toten birgt Faszination und Grausamkeit gleichermaßen. Charlaine Harris hat hier eine spannende Serie mit zwei außergewöhnlichen Protagonisten erschaffen, die durch ihre besondere Begabung einfach nur fesselt. Hoffentlich gibt es noch viele weitere Bände mit den beiden und ihrer Familie, Potential ist auf jeden Fall noch genügend vorhanden.


Pro und Contra:

+ Grausamkeiten nicht zu übertrieben
+ fesselnde Begabung
+ ernste Themen
+ vielschichtige Charaktere
+ gut erzählt
+ spannend
+ unerwartete Wendungen

- zu kurz

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5