Roland, Ritter Ungestüm (Francois Craenhals)

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Verlag: Cross Cult; Auflage: 1 (März 2010)
168 Seiten, Hardcover, 28,4 x 21,3 cm, 29,80 €
ISBN-13: 978-3941248717

Genre: Mittelalter / Ritter


Klappentext

Roland reitet wieder!

Nach über 30 Jahren endlich wieder erhältlich:
Francois Craenhals` beliebte Comic-Jugendserie über die Abenteuer des ungestümen Knappen Roland, der sich am Hofe des legendären König Artus beweisen muss! Fantastische Abernteuer führen ihn in alle Gebiete der damals bekannten Welt – im Grunde versucht er aber vor allem seinen Platz im Leben zu finden, der ehrbare und gerechte Mannn zu werden, der er immer sein wollte, und das Herz von König Artus`Tochter Gwendoline zu gewinnen.. 

Dieser Band enthält die ersten drei Abenteuer des belgischen Comic-Klassikers:
„Der schwarze Prinz“, „Die Wölfe von Rotteck“ und „Das Gesetz der Steppe“ - neu übersetzt und um redaktionelle Anhänge ergänzt.


Rezension

Cross Cult scheint sich in letzter Zeit das Ziel gesetzt zu haben, möglichst viele, in Vergessenheit geratene, Klassiker der Comicliteratur neu auf zu legen. Auch Roland, Ritter Ungestüm ist ein solcher Fall. Erstmals erschienen 1966 in Tintin fand Craenhals Schöpfung erst 1975 ihren Weg nach Deutschland. Carlsen veröffentlichte aber nur die ersten zehn Bände, gefolgt von Feest mit vier weiteren Abenteuern. Dann wurde es sehr lange still um den ungestümen Ritter. Bis sich jetzt Cross Cult seiner annahm und eine Gesamtausgabe veröffentlichen wird, in deren Verlauf alle Geschichten, auch die in Deutschland unbekannten, zu lesen sein werden.
Aber worum geht es überhaupt?
Mit Roland von Wallburg begegnet der Leser anfangs einem impulsiven Jungen, der zunächst meist eher als handelt und dessen Temperament ihn mehr als einmal in Schwierigkeiten bringt. Gerade im ersten Band „Der schwarze Prinz“ wird er immer wieder von seinen Gefühlen übermannt. Dieser Wesenszug bleibt zwar auch weiterhin bestehen, wird in der Folge aber abgeschwächt. Einerseits durch seine Gefährten und seine Ausbildung zum Ritter, andererseits mit Sicherheit auch dadurch, dass er altert. Roland ist eine der Figuren, die älter werden und sich entwickeln und das kommt schon den ersten drei Alben der Geschichte sehr zu gute.
Francois Craenhals hatte schon früh in seiner Karriere die Idee zu einer Serie, die im Mittelalter spielt. Als er dann die Gelegenheit dazu bekam, hatte er schon extrem viel Vorarbeit geleistet. Francois Craenhals hohen Aufwand an Recherche spürt man auf jeder Seite. Selten wurde das Mittelalter so lebendig und mitreißend dargestellt, sowohl in Roman- als auch in Comicform.

Der schwarze Prinz


Roland ist der Sohn eines Landadeligen, der davon träumt eines Tages ein berühmter Ritter zu sein. Eines Tages bekommt er unerwartet die Gelegenheit dazu. Ritter Gaudin erscheint mit seinem Knappen Bradroc auf der Schwelle der väterlichen Burg und erbittet Hilfe. „Der schwarze Prinz“ schmiedet ein Komplott, dem König zu schaden und ist dafür bereit über Leichen zu gehen. Roland wird in die Ereignisse hineingezogen. Schon in der ersten Geschichten werden wichtige Freunde und Verbündete von Roland eingeführt. Nicht zuletzt seine große Liebe Gwendoline, die Tochter König Artus. Er selbst ist noch ein richtiger Heißsporn, der erst handelt und später denkt. Verbunden mit einer guten Handlung erstklassige Unterhaltung

Die Wölfe von Rotteck

Roland sitzt allein im Schnee und scheint übel mitgenommen. Warum erfährt der Leser erst allmählich in einem Rückblick, der die ganze Situation erklärt und von dem aus Craenhals dann seine Geschichte fortführt. Roland wurde von Artus beauftragt Ruhe in eins seiner Lehen zu bringen. Dem steht aber zunächst ein Aufeinandertreffen mit seinem Fechtmeister und schließlich den „Wölfen von Rotteck“ gegenüber. Drei Brüdern, die sich die Macht in den betroffenen Ländereien unter den Nagel gerissen haben.
Roland, wirkt schon hier, in seinem zweiten Abenteuer, besonnener als noch in „Der schwarze Prinz“. Dennoch stürzt er sich nach wie vor unbedacht in gefährliche Situationen, folgt aber auch einem übergeordneten Plan. Er beginnt sich zu entwickeln, was ungemein zur Atmosphäre und Qualität der Geschichte beiträgt. Gerade der erzählerische Kniff am Anfang ist sehr reizvoll und baut Spannung auf. „Die Wölfe von Rotteck“ wird dadurch und durch seine überraschende, aber auch konsequente und logische Auflösung zum besten Album in diesem Band.

Das Gesetz der Steppe

Ein geheimnisvolles Mädchen taucht plötzlich vor Roland und seinen Gefährten auf. Nach einem kurzen Augenkontakt reitet sie wieder fort. Roland folgt ihr. Als er erfährt, dass sie von den Tataren entführt wurde, macht er sich auf den Weg sie zu retten.
Schon in seinem dritten Abenteuer verlässt Roland die Heimat, um in die Ferne aufzubrechen. Wie er überlebt und schlussendlich seine Gegner besiegt, ist wiederum einfallsreich und spannend.

Francois Craenhals Zeichnungen sind äußerst dynamisch. Besonders wenn man bedenkt, aus welcher Zeit sie stammen, ist die Qualität umso erstaunlicher. Die Kampfszenen, von denen es einige gibt, müssen sich mit Sicherheit nicht hinter heutigen verstecken, im Gegenteil. Aber auch der Rest ist mit viel Leibe zum Detail gezeichnet worden und zieht einen in die Geschichte hinein.
Die Ausgabe von Cross Cult hilft dabei zusätzlich. Statt auf Hochglanzpapier mit leuchtenden Farben, wurde passend zum Thema ein raueres Papier gewählt, auf dem die Kolorierung eher matter wirkt. Aber gerade das begeistert, denn zu kräftige Farben wären im Zusammenhang mit Roland fehl am Platze.

Dazu spendiert Cross Cult neben dem üblichen Hardcover Roland, Ritter Ungestüm noch ein umfangreiches Nachwort, in dem so manches zur Entstehung und Veröffentlichung, aber auch zu den Geschichten selbst, verraten wird. Die ursprünglichen Cover sind ebenso enthalten, finden sich allerdings nicht vor den einzelnen Alben, sondern im Anhang. Für die Trennung innerhalb des Buches hat der Verlag passend zum Design der Gesamtausgabe Zwischenblätter eingefügt. Alles in allem kann man Cross Cult nur zum ersten Band beglückwünschen und ein großes Danke dafür sagen, diesen und andere Comicklassiker neuen Lesern zugänglich zu machen.


Fazit

Roland, Ritter Ungestüm ist ein zeitloser Abenteuer-Comic für alle jungen und junggebliebenen Leser. Francois Craenhals verbindet spannende Geschichten mit packenden Kampfszenen, die auch heute noch zu begeistern wissen und nichts von ihrer Dynamik eingebüßt haben. Wer auch nur ein bisschen Sympathie für das Comic-Genre hegt und gerne Ritter- oder Fantasygeschichten liest, sollte zu greifen. Kaufempfehlung!


Pro & Contra

+ sehr gutes, passend gewähltes Papier
+ der hohe Rechercheaufwand ist auf jeder Seite spürbar 
+ spannende Geschichten
+ interessante Charaktere

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Francois Craenhals:

Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.2
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.3
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.4
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.5
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.6
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.7
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.8