Der große Basar (Peter V. Brett)

Heyne (Mai 2010)
Paperback, 237 Seiten,
ISBN: 978-3-453-52708-9
€ 8,95 [D] | € 9,20 [A]

Genre: Fantasy


Klappentext

Aus dem Dunkel ins Licht führt der Weg des jungen Arlen, und dieser Weg ist einsam und gefährlich. Denn in einer Welt, in der sich Dämonen des Nachts aus den Schatten erheben und die Menschheit bedrohen, hat er sich entschieden, den Kampf gegen die finsteren Wesen aufzunehmen.

In der Erzählung Der große Basar gelangt Arlen auf seiner Suche nach magischen Siegeln, mit denen die Dämonen besiegt werden können, in die Wüstenstadt Kraisia und erhält einen Hinweis, der den Lauf der Welt für immer verändern wird. Brayans Gold erzählt von den Gefahren und Abenteuern auf Arlens erster Kurierfahrt hoch oben im Norden.


Rezension

Als Leser des Romans Das Lied der Dunkelheit erinnert man sich nur zu gerne an Arlen und seine Leidensgenossen im Kampf gegen die Dunkelheit. Gegen die Dämonen, die des Nachts dem Horc entsteigen, um die Menschheit zu zerstören. Monate trennen noch von der ersehnten Fortsetzung ihrer Abenteuer, der man erwartungsvoll entgegen sieht. Mit Der große Basar präsentiert der Heyne-Verlag zwar nicht genau das, was man sich wünschen würde, hält allerdings eine interessante Zwischenmahlzeit, in Form eines ansprechenden, zur Reihe passendem Büchlein, bereit.

Ob Sie nun ein neuer Leser sind, der in Arlens Welt eingeführt werden möchte, oder ein Fan der Serie – ich glaube, dass Sie diese Lektüre genießen werden. – Peter V. Brett

"Ein Teil des Lernprozesses bestand darin, zu entscheiden, welche Szenen, die ich bereits geschrieben hatte (und die mir gefielen), zum Vorteil des Gesamtwerks wieder gestrichen werden sollten. Noch wichtiger war, vorauszuschauen und bestimmte Szenen gar nicht erst zu entwerfen. In diese Kategorie fällt die Geschichte Der große Basar. Vom Konzept her gehörte sie zwischen Kapitel sechzehn und siebzehn des Buchs Das Lied der Dunkelheit, denn hier klafft im zeitlichen Ablauf eine Lücke von drei Jahren, in denen Arlen als Kurier die Freien Städte bereist ..."
- Zitat aus der Einleitung

Genuss soll, so der Autor, Der große Basar dem Leser bescheren. Doch in wie weit man ein Buch genießen kann, das keine wirkliche Geschichte und damit auch keine charakterlichen Entwicklungen des Protagonisten in sich trägt, sei dahingestellt und jedem Leser selbst überlassen. Tatsache ist, dass man sich von der kleinen, wirklich liebevoll gestalteten Sammlung nicht zu viel erwarten darf. Denn sie bietet weder eine sehr gute Gelegenheit für Neueinsteiger Arlen kennen zu lernen, noch einen unschätzbaren Beitrag zum großen Ganzen. Im Gegenteil. Auf einige Inhalte hätte man sogar noch verzichten können, da es nicht wirklich viel gibt, was der durchschnittliche Leser unbedingt erfahren muss oder will.

Einer dieser Inhalte ist (zumindest für Leser mit Vorwissen) das Kapitel Der großes Basar, das sich zwar sehr gut lesen lässt und schöne Details zu bieten versteht, aber zu kantenlos im großem Gebilde des Romans Das Lied der Dunkelheit verschwimmt. Die darin vorkommenden Geschehnisse sind zu gewöhnlich für diese Welt; die Handlung trotz der Action zu unspektakulär, um das Besondere zu bieten zu können. Lediglich tief anmutenden Einblicke in Arlens Informationsbeschaffung sichern das Interesse des Lesers, der sich dann, am Höhepunkt der Handlung angekommen, schnell wieder einem normalen Trott, bzw. einem verlassenen Wüstendorf ausgesetzt sieht. Und immer, wenn so etwas ähnliches passiert, wirkt die Handlung im Grunde gleich. Diese Tatsache ist zwar aufgrund der in dieser Welt notwendigen Routine nicht weiter verwerflich, aber in so einem dünnen Buch alles andere als abwechslungsreich. Mehr wäre erwünscht gewesen, um zu überzeugen, zumindest in dieser namensprägenden Geschichte. Denn wesentlich besser gelungen ist, sehr zur Freude des Lesers, das zweite und sehr spannende Kapitel Brayans Gold. In diesem berichtet Peter V. Brett über Arlens ersten Kurierauftrag im kalten Norden. Neueinsteiger und Fans bekommen hierbei gleichermaßen Gutes geboten und dürfen sich über eine in sich abgeschlossene, eigenständige Handlung freuen. Der Autor nimmt sich genug Zeit, um Arlens Welt darzustellen ohne dabei die Spannung aus den Augen zu lassen, setzt aber immer wieder etwas Grundwissen voraus. Neulingen wird damit der Zugang erschwert, was es diesen Lesern schwer machen wird, die größeren Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen zu erkennen.

Was für Neueinsteiger in Brayans Gold noch schwer sein dürfte nachzuvollziehen, ist im letzten Drittel des Buches aufgrund mangelndem Vorwissen vermtulich unmöglich. Denn zum Ende hin weichen die Kurzgeschichten einem kleinen Glossar (wie man es im ersten Band finden konnte und im zweiten sicherlich wieder finden wird), einem Handbuch für Siegel (die ebenso im Gesamtwerk zu finden sein werden) und zwei weiteren, sehr kurzen, knackigen Szenen. Diese wirken dem Roman Das Lied der Dunkelheit förmlich entrissen und wären selbst für Fans im Grunde uninteressant, hätte Peter V. Brett nicht in einer jeweils passenden Einführung sein Bestes gegeben, um den Wert des Nachfolgenden zu erklären und zur Schau zu stellen.


Fazit

Der großer Basar ist ein nettes Extra für Leser, die sich nicht scheuen ihr Geld auszugeben und sich an Kleinigkeiten wie einer Einleitung des Autors, kleinen Zeichnungen und schmückenden Details erfreuen. Neueinsteigern sei hingegen unbedingt der erste Band empfohlen, denn allein schon der hohe Preis des Büchleins lädt dazu ein, es dem Hauptbuch nicht vorzuziehen.


Pro und Kontra

+ Brayans Gold
+ Detailreichtum
+ angenehmer Stil
+ kennenlernen der Eisdämonen
+ Erläuterungen des Autors zu manchen Szenen
+ Handbuch für Siegel

o beinahe ausschließlich für Fans

- Ausschnitte, mehr nicht
- Preis
- verschenktes Potenzial

Wertung:

Handlung: 2,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 2,5 / 5