Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 2 (Maurice Tillieux)

jeff jordan2

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (Dezember 2009)
Gebundene Ausgabe: 238 Seiten, 29,95 €
ISBN-13: 978-3770433094

Genre: Krimi/ Funny


Klappentext

Jeff Jordan, ein Schmuckstück der belgischen Schule, feiert in dieser vier Bänden umfassenden Gesamtausgabe seine Wiederaufersteheung. Im schmucken 50-er-Jahre-Ambiente erleben das Dream-Team Jeff Jordan, Assistent Teddy und Inspektor Stiesel haarsträubende Abenteuer. Abenteuer, die jedem, der Funnies mit einem Schuss Krimi liebt, das Herz aufgehen lässt.


Rezension

Mit Band 2 der Gesamtausgabe von Jeff Jordan erreicht Ehapa die Jahre 1960 – 1963. Enthalten sind, wie schon im Vorgänger vier albenlange Geschichten mit jeweils über 40 Seiten. Zusätzlich findet sich hier noch eine Kurzgeschichte über Teddy und Inspektor Stiesel, die als Faksimile gedruckt wurde und daher optisch aus dem Rahmen fällt.
Zu der Zeit als die vorliegenden Geschichten entstanden, hatte Tillieux bei seinem Verleger einen Status erreicht, der ihm erlaubte, seine Serie so zu gestalten, wie er es wollte. Ein komplettes Skript, musste er zur Genehmigung nicht mehr einreichen, eine kurze Zusammenfassung genügte Dupuis. Einzig bei seinem Zeichenstil musste er Zugeständnisse machen. Seine semi-realistischen Zeichnungen waren nicht unbedingt gern gesehen in der Redaktion von Spirou und so wurde er gezwungen, sie den satirischen von Franquin anzupassen, der für solche Serien wie Gaston und Spirou und Fantasio verantwortlich zeichnete. Dieser Zwang findet sich dementsprechend auch in Tillieux´ Zeichnungen wieder. Zwischen den einzelnen Alben sind teilweise große Unterschiede festzustellen, auch wenn die Qualität der Zeichnungen hoch ist und immer Tillieux` Strich klar erkennen lassen. Davon unberührt sind aber Jeff Jordan, Teddy Bär, Steffi und Inspektor Stiesel immer noch die Alten geblieben. Jeff ist immer noch derjenige, der seinen Verstand arbeiten und, wenn nötig, die Fäuste sprechen lässt. Steffi die gute Seele im Büro, die ihrem Chef auch contra gibt. Inspektor Stiesel ist der eifrige, aber leider auch trottelige, Polizist und Teddy der König der schlechten Kalauer, die meist auf Kosten Stiesels gehen. Gekonnt wie immer mixt Tillieux Charaktere, Humor und Krimi zu einem großen Ganzen, dass auch heute noch zu unterhalten weiß und keineswegs verstaubt wirkt, eher im positiven Sinn nostalgisch.

Durch die Hölle von Massacara

Jeff Jordan ermittelt zum ersten Mal nicht auf heimischen Boden, sondern reist in eine kleine Republik in Südamerika. Der dortige Diktator hat den Bruder von Jeff Jordans Auftraggeber als Geisel genommen. Somit wartet weniger Ermittlungsarbeit auf Jeff, Teddy und Stiesel, als vielmehr die Frage, wie ihnen die Flucht aus dem Einflussbereich des Diktators gelingen mag. Dies ist spannend gestaltet und gibt Tillieux mehr als einmal die Gelegenheit seine Detailverliebtheit bei Autos und Maschinen zu demonstrieren. Auf einer kompletten Seite zerlegt er dann sogar eindrucksvoll einen LKW bis zur letzten Schraube. Action, Humor, Geschichte hier stimmt alles.

Die Nacht des schwarzen Hundes

Ein Mann bekommt Drohbriefe. Er soll aus seinem Familiensitz ausziehen, ansonsten werde er von einer Bestie heimgesucht: „Dem schwarzen Hund“. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Kleinlaster. Dass Jeff, Teddy und Stiesel am Ende hinter die Zusammenhänge kommen, versteht sich von selbst. Ein klassisches Detektivabenteuer mit Anleihen an den „Hund von Baskerville“, in Atmosphäre und Geschichte. Spannend geschrieben und mit einer cleveren Auflösung.

Die roten Mönche

Ein Anruf erreicht das Büro Jeff Jordans. Der Bürgermeister einer kleinen Ortschaft namens Winkelhausen bittet ihn um Hilfe. Ein Geist gehe im ortseigenen Kloster um. Sofort bricht das Team auf und schnell ist das Rätsel gelöst, doch dann tauchen neuen Schwierigkeiten auf. 
Streng genommen ist „Die roten Mönche“ weniger Kriminalfall, denn mehr Mysterie. Ein Verbrechen hat Jeff Jordan hier nicht zu lösen, trotzdem sind seine grauen Zellen gefordert, um alle Geheimnisse aufzudecken und zu überleben. Auch wenn es eigentlich keinen Fall gibt, schafft es Tillieux wieder einmal richtige Spannung zu erzeugen und den Leser miträtseln zu lassen. Aufgelockert wird die Geschichte durch den Bürgermeister und seinen trotteligen Assistenten samt Kuh. Nichts destotrotz ist „Die roten Mönche“ eher eine der schwächeren Geschichten um Jeff Jordan, aber immer noch lesenswert.

Tötet Jeff Jordan

Ein eher ungewöhnliches Abenteuer für Jeff Jordan. Stehen doch er und seine Helfer nicht im Mittelpunkt. Tillieux räumt hier seinen Gegenspielern, dem wohl unfähigsten Verbrecherpaar aller Zeiten, den größten Raum ein. Sicher sind deren Streitereien und Missverständnisse unterhaltsam, aber die Dynamik zwischen den Beiden ist längst nicht so gut wie in Jeffs Team. Von daher ist “Tötet Jeff Jordan“ eins der schlechteren Alben um den Privatdetektiv.

Die Jagd auf Teddy Bär

Diese Kurzgeschichte kommt ganz ohne Jeff Jordan selbst aus und konzentriert sich auf die Geschehnisse vor „Teddy zieht Leine“ (zu finden in Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 1). Der Leser erfährt, wem Teddy damals die Juwelen gestohlen hat, wegen denen Inspektor Stiesel ihn hinter Gitter brachte bzw. bringen will. Dass dies nicht so leicht ist, versteht sich bei den Beiden von selbst und ist für so manchen Lacher gut.

Ehapa hat sich auch bei dem zweiten Band der Jeff Jordan Gesamtausgabe große Mühe gegeben. Mit Erfolg. Neben einem umfangreichen Vorwort, in dem man so manches über die vorliegenden Abenteuer erfährt und den Originaltitelblättern der französischen Ausgaben findet sich auch noch eine weitere Besonderheit. Der Geschichte „Die Jagd auf Teddy Bär“ ist noch ein Interview vorangestellt, indem sich Inspektor Stiesel den Fragen Tillieux´ stellt. Leider liegt es nur auf französisch vor, aber für alle, die der Sprache halbwegs mächtig sind, ist das Gespräche zwischen Schöpfer und Schöpfung sehr unterhaltsam.


Fazit

Auch beim zweiten Band der Jeff Jordan Gesamtausgabe hat Ehapa alles richtig gemacht. In einem stabilen Hardcover finden sich vier weitere Fälle des Privatdetektivs und eine Kurzgeschichte. Mit „Durch die Hölle von Massacara“ befindet sich auch der erste Fall außerhalb Frankreichs in der Ausgabe. Allein für diese Geschichte lohnt sich schon die Anschaffung, aber auch der Rest, mit Ausnahme des schwächeren „Tötet Jeff Jordan“ weiß vollkommen zu überzeugen. Wie schon bei Band 1 gilt: Wer Jeff Jordan kennt, trifft alte liebgewonnene Bekannte in einer würdigen Ausgabe. Alle anderen sollte einen Blick riskieren und sich überzeugen lassen. Jeff Jordan ist nach wie vor eine der Referenzen im Bereich des Krimis, mit einem großen Schuß Humor.


Pro & Contra

+ Jeff Jordans erster Auslandseinsatz
+ schönes Hardcover zu einem fairen Preis
+ die Ausstattung ist wirklich umfangreich und bietet viel Hintergrundwissen
+ die Kurzgeschichte „Die Jagd auf Teddy Bär“, die Hintergrundinformationen liefert.

0 Namen und Orte wurden eingedeutscht. Dem einen gefällt es, dem anderen nicht
0 „Tötet Jeff Jordan" ist im Vergleich zu den anderen Geschichten recht schwach

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Maurice Tillieux:

Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 1
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 3
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 4
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.2