Das Haus der roten Dämonen (Peter Dempf)

cbj (April 2010)
gebunden mit Schutzumschlag
Seiten: 464, 16,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-5701-3753-6

Genre: Fantasy


Klappentext

Prag 1570. Als der Waisenjunge Jan die Chance bekommt, dem berühmten Maler Giuseppe Arcimboldo und seinem Adlatus Contrariozu dienen, ist er überglücklich. Doch im Haus des Malers geschehen unheimliche Dinge: Türen öffnen sich wie von Geisterhand, die Räume im Innern scheinen sich zu verändern – und nachts glaubt Jan, dämonische Wesen davonfliegen zu sehen. Dem Jungen stockt der Atem, als er das schaurige Geheimnis seines Meisters enthüllt: Arcimboldo kann die Fabelwesen auf seinen Bildern lebendig werden lassen – aber nur, wenn er seinen Farben das Blut von Sterbenden beimischt. Contrario ist seinem Meister nur zu gerne behilflich ... Da wird Jans schöne Freundin Julia von Contrario entführt. Und für Jan beginnt ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit.


Rezension

Jan lebt in einem Waisenhaus. Seinen Vater hat er nie kennen gelernt und seine Mutter wurde als Hexe verbrannt. Als der Meistermaler des Königs, Guiseppe Arcimboldo, ihn aus dem Waisenhaus holen will, ergreift der Junge die Chance, ohne zu zögern. Der Adlatus des Malers, Contrario weist ihn daraufhin in seine zukünftige Arbeit ein. Es soll Farben für Bilder herstellen und Leinwände grundieren. Im Zuge seiner Arbeit fallen ihm die Bilder auf, die sein Meister malt. Sie stellen bunte, in ihren Körperteilen wild zusammengemischte, Tiere dar. Gleich am 2. Tag darf Jan mit zum Kaiser und wird Zeuge, wie sein Meister ein Tier vorstellt, das aus den schlimmsten Phantasien zu bestehen scheint. Aber hat er das Wesen nicht schon einmal irgendwo gesehen? Zusammen mit Julia, einer Angestellten bei Hofe, rettet er sich vor der Chimäre, die alles angreift, was ihr in dem Weg kommt. Doch auch nach dem das Tier besiegt ist, hören die rätselhaften Ereignisse nicht auf und immer mehr dieser andersartigen Tiere tauchen in der Stadt auf. Mit Hilfe von Julia versucht Jan hinter das Geheimnis zu kommen, in das sein Meister verstrickt zu sein scheint, und begegnet dabei vielen Freunden, die ihn unterstützen, und mindestens genauso so vielen Feinden.

Die Charaktere in Das Haus der roten Dämonen könnten unterschiedlicher nicht sein. Vom Waisenjungen über einen jüdischen Gelehrten bis hin zum Alchimisten ist alles, was das Herz begehrt, vertreten. Besonders die beiden Protagonisten Jan und Julia stechen hervor. Beinahe allein versuchen sie Prag vor den schrecklichen Monstern zu befreien und zeigen trotz ihres jugendlichen Alters Stärke und Verantwortung ihren Mitmenschen gegenüber. Von einem Abenteuer ins nächste gejagt, halten sie aneinander fest, auch wenn anfangs Misstrauen die Freundschaft überschattet. Und so ist es unvermeidlich, dass die beiden Gefühle für einander entwickeln. Peter Dempf hat jedem seiner Charaktere den nötigen persönlichen Touch verpasst, der sie einzigartig werden lässt und dem Leser so ein umfassendes Verständnis für die einzelnen Personen ermöglicht, auch wenn deren Absichten nicht immer positiv sind.

Die Geschichte spielt im Prag des 16 Jahrhunderts. Peter Dempf hat diesbezüglich wirklich gut recherchiert. Er beschreibt die Stadt mit ihren wichtigsten Punkten absolut detailgetreu und authentisch. Auch für seine Figuren hat er oft reale Personen verwendet, die zu dieser Zeit gelebt hatten, und ihnen ihren persönlich Schliff verliehen. Dabei ist Rabbi Löw mit dem sagenumwobenen Golem nur eine der schillernde Persönlichkeiten. Geschickt verwebt Dempf Reales mit Surrealem bis die Grenzen verlaufen. Doch nicht nur durch die Story an sich sondern auch durch die einwandfreie Sprache des Romans wird die Spannung mit fortschreitender Seitenzahl immer greifbarer, aber von einem Gymnasiallehrer lässt sich auch nichts anderes erwarten. Die Erzählperspektive ist in der 3. Person gehalten und wechselt zwischen Jan und Julia. Das bietet einen guten Einblick in die verschiedenen Situationen, sodass auch keine Fragen offen bleiben. Einziger Kritikpunkt bleibt, dass sich die Geschehnisse teilweise überschlagen und von einem Ereignis zum nächsten gehetzt wird, ohne die manchmal nötigen Atempausen zu setzen.
Wer also einen fesselnden Jugendfantasy-Roman lesen möchte, sollte sich nicht von dem etwas faden Cover abschrecken lassen.


Fazit

Peter Dempf ist mit Das Haus der roten Dämonen ein schöner und spannender Fantasy-Roman gelungen, der für Leser allen Alters geeignet ist. Magische Elemente werden historischen Schauplätzen zu einer unglaublichen und eindrucksvollen Story verwoben.


Pro und Kontra

+ reale Schauplätze und Charaktere
+ eingängiger Sprachstil
+ durchgehend fesselnd
+ detailgetreue Beschreibungen
+ vielseitige und interessante Charaktere

- wenig Atempausen zwischen den Geschehnissen.

Beurteilung:

Handlung 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5