Ballade - Der Tanz der Feen (Maggie Stiefvater)

PAN Verlag (Juni 2010)
gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten: 361, 14,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-4262-8311-0

Genre: Fantasy


Klappentext

James hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, aber hinter der coolen Fassade verbirgt sich ein sensibler Teenager. Und obwohl er es nie zugeben würde, träumt auch James von der großen Liebe. Als er der ebenso schönen wie geheimnisvollen Nuala begegnet, schlägt sein Herz schneller – doch sie ist kein Mensch, sondern eine Fee, die nur zu James gekommen ist, um ihm ein Angebot zu unterbreiten: Nuala kann aus ihm einen berühmten Künstler machen. Aber natürlich hat der Musenkuss seinen Preis…


Rezension

James und Deidre gehen seit diesem Herbst auf die Thornking Ash School of Music, die sich nur der musikalisch hochbegabten Kinder annimmt. Für James bedeutet das allerdings nichts, denn als begnadeter Dudelsackspieler kann er an dieser Schule nichts mehr lernen. Sein einziger Grund dort hinzugehen, war seine beste Freundin Dee. Doch nach den schrecklichen, alles verändernden Ereignissen des letzten Sommer und dem von Deidre nicht erhörten Liebesgeständnis, haben sich die beiden nicht mehr viel zu sagen und gehen mehr oder weniger getrennte Wege. Obwohl der Aufenthalt an der Thornking Ash sinnlos erscheint, kann sich James nicht dazu bewegen, sie zu verlassen. Zudem gehen seltsame Dinge vor sich, so hört er jeden Abend, den Dornenkönig sein Unheil verkündendes Lied der Toten singen. Der Höhepunkt an Merkwürdigkeiten scheint aber erreicht, als James der schönen Nuala begegnet, die sein Herz sogleich schneller schlagen lässt. Jedoch kann James auch das wohlbekannte Unbehagen ihr gegenüber spüren. Nuala ist eine Fee, die ihm ein verlockendes Angebot unterbreitet: Sie macht ihn zu einem angesehenen musikalischen Genie und das nur gegen ein paar lächerlich wenige Jahre seine Lebens.

Nach einer kurzen Sommerpause knüpft Ballade – Der Tanz der Feen geschickt an Lamento – im Bann der Feenkönigin an, nur diesmal aus James’ Sicht. Ihn hat man im ersten Band schon kennen und schätzen gelernt, nicht zuletzt wegen seiner lockeren und sarkastischen Art. Doch diesmal sieht man auch eine andere Seite von ihm. James ist ein ernsthafter, verletzlicher Junge, der fast zwanghaft seine Arme vollkritzelt, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Sein loses Mundwerk scheint viel Fassade zu sein, die seine tiefe Verletzung wegen seiner unerwiderten Liebe zu Dee verbergen soll. Als er auf Nuala trifft, scheint er sein passendes Gegenstück gefunden zu haben. Sie ist eine Außenseiterin des Feenreichs und kann sich auch nicht zu den Menschen zählen. Ein Mischling eben, was sie zur Einzelgängerin macht. Überleben kann sie nur, wenn sie sich menschliche Opfer sucht und sie ihrer Lebenskraft beraubt. Sie trägt jedoch ein schlimmes Schicksal mit sich. Alle 16 Jahre muss sie bei lebendigem Leibe verbrennen, um danach ohne Gedächtnis wieder zu erwachen. Ihre Vorherbestimmung und die Nähe zum Feenvolk machen sie zu einer zynischen, egoistischen und groben Persönlichkeit, die aber immer mehr auftaut, umso mehr Zeit sie mit James verbringt und beginnt, sich in ihn zu verlieben.

Beide Charaktere sind Maggie Stiefvater sehr gut gelungen, nicht zuletzt deswegen, weil die Geschichte aus der Ich-Perspektive der beiden erzählt wird. So ist es dem Leser möglich, die verschiedenen Situationen aus mehreren Blickwinkeln zu erleben und auch einen tieferen Einblick in die teilweise grausame Feenwelt zu erlangen. Doch nicht nur die Protagonisten frischen die Story auf. Man lernt James’ Zimmergenossen Paul kennen, einen schüchternen, zurückhaltenden Loser, der zu James aufsieht, im Laufe des Buches aber eine erstaunliche Wandlung mit macht. Und James coolen Lehrer Sullivan, der immer ein offenes Ohr hat, doch irgendetwas zu verbergen scheint. Enttäuschend ist allerdings Deidre. Sie gerät an den Rand des Geschehens. Alles was sie erlebt, erfährt man immer am Ende eines Kapitels in Form von nicht abgesendeten SMS an James. In den wenigen Momenten, die sie mit ihrem ehemals besten Freund verbringt, begeht sie einen Fehler nach dem anderen, kapselt sich ab und behandelt James wirklich mies. Alles in allem steigert sich die Abneigung des Lesers ihr gegenüber von Seite zu Seite.

Sprachlich ist Ballade – Der Tanz der Feen wieder ein Festmahl. Die Autorin verbindet einen leichten Schreibstil mit poetischen Nuancen und Liebe zum Detail. So findet sich vor jedem Kapitel ein passendes Gedicht und auch die Covergestaltung ist wieder so schön, dass das Buch ein Schmuckstück im Regal darstellt.

Alles in allem ist Ballade – Der Tanz der Feen spannender und erfrischender als sein Vorgänger. Doch leider bleiben wie bereits im ersten Band einige Fragen offen, die nur allzu vage beantwortet werden. So bleibt unklar, was mit Luke geschehen ist oder weshalb Dees Tante wieder in Geschehnisse verstrickt ist.
Die Handlung des Buches ist in sich abgeschlossen, aber um alle Hintergründe zu verstehen, empfiehlt es sich, den ersten Band im Voraus zu lesen.


Fazit

Ballade – Der Tanz der Feen schlägt seinen Vorgänger mit erfrischendem Wortwitz und einer spannungsgeladenen Grundgeschichte, gepaart mit einer wunderschönen Romanze, die zum Träumen einlädt.


Pro und Kontra

+ Detailreiche Welt
+ Charismatische Charaktere
+ Spannende Geschichte
+ sarkastischer Wortwitz
+ rechtes Maß an Ernsthaftigkeit

- Teilweise unzureichende Informationen
- Dees Charakter geht unter und wird unsympathisch

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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