Gottesdienst (Meg Gardiner)

Verlag Heyne, Oktober 2008
Originaltitel: China Lake, Übersetzt von Stefan Rohmig
TB, 512 Seiten, € 8,95
ISBN 978- 3453675537

Genre: Thriller


Klappentext

Sie nennen sich Die Standhaften. Doch hinter der gottesfürchtigen Fassade verbirgt sich eine fundamentalistische Sekte. Für die Ex-Anwältin Evan Delaney wird die Sekte zur Bedrohung, als man die Leiche des Sektenführers hinter dem Haus ihres Bruders Brian entdeckt. Brian wird verhaftet - die Anklage lautet auf Mord. Gemeinsam mit ihrem Freund Jesse macht sich Evan daran, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen, und kommt dabei den entsetzlichen Machenschaften der Sekte auf die Spur.


Die Autorin

Meg Gardiner wuchs mit zwei Schwestern und einem Bruder in Kalifornien auf. Nach einem Ökonomie-Studium und dem Abschluss an der Stanford Law School praktizierte sei zunächst als Anwältin, bevor sie ihren Beruf aufgab und nach England übersiedelte. Dort begann sie, Romane zu verfassen und veröffentlichte im Jahre 2002 ihr Thrillerdebüt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nahe London.


Rezension

Evan Delaney die Superheldin, diesen Eindruck bekommt man beim Lesen des ersten Bandes von Meg Gardiner. Leider ist der Band nicht als erstes übersetzt worden, sondern erst nach dem Erfolg von zwei Büchern, die Meg Gardiner nach Gottesdienst geschrieben hat. Gleichzeitig fragt man sich, welche schlechten Erfahrungen Evan mit den amerikanischen Bundesbehörden gemacht hat, denn alle Polizisten werden durchweg als Idioten, inkompetent und nicht vertrauenswürdig dargestellt. Also macht Evan lieber alles gleich im Alleingang - die perfekte Superheldin.

Völlig unglaubwürdig fängt die Geschichte an. Da gibt es eine Sekte, die sich "Die Standhaften" nennt und alles brutal verdammt, was nicht in der Bibel steht. Dabei wird die Bibel natürlich immer so ausgelegt, wie es ihnen gerade am Besten passt. Dass dann Homosexuelle, Behinderte und Menschen mit unheilbaren Krankheiten als schmutzig und nicht lebenswürdig angesehen werden, ergibt sich wie von selbst. Sie dürfen bei Beerdigungen protestieren, die Trauernden übelst beschimpfen, handgreiflich werden und Geschäfte demolieren und zerstören ohne dass die Polizei auch nur einmal eingreift oder jemanden verhaftet - eine gefährliche Narrenfreiheit wird hier vorgeführt. Im gleichen Zuge wird allerdings alles was Evan oder ihrem Bruder passiert zu ihren Lasten ausgelegt, sie werden verhaftet, verhört und eingesperrt, man glaubt ihnen in keinster Weise, selbst Gerichtsurteile werden angezweifelt. Obwohl die Sekte nur aus einem Haufen Irrer besteht, gelingt es der Polizei nicht, sie unter Kontrolle zu bringen - wahrscheinlich versucht sie es auch gar nicht. Stattdessen muss Evan auf eigene Faust ermitteln und ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen.

Dabei gefährdet sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren kleinen Neffen Luke. Die Sekte ist hinter ihm her, aber anstatt ihn in Sicherheit und weit weg zu bringen, schleppt sie ihn überall mit hin und bringt ihn bei Freunden unter. Dass sie dabei wissentlich auch diese in Gefahr bringt, stört sie nicht sonderlich. Spätestens aber nachdem sie gemerkt hat, wie leicht es der Sekte gefallen ist, das vermeintlich sichere Haus aufzuspüren, hätte sie handeln müssen. Aber Luke ist weiterhin immer mitten im Geschehen - und das ist ein wahrhafter Actionfilm.

Obwohl Evan weiß, dass sie eine Persona non grata bei der Sekte ist, geht sie immer wieder alleine zu ihnen hin, um einige Sachen abzuklären. Mehr als einmal kommt sie nur mit äußerster Not wieder aus ihren Fängen - aber immer wieder will sie auf eigene Faust ermitteln und wagt sich in die Höhle des Löwen. Sie lässt sich auch nicht von Schußwaffen, Tollwut oder Feuer aufhalten, die guten Superhelden fahren auch mit gebrochenen Beinen noch Auto oder fliehen durch ein Feuer, welches knapp 100 Metern hinter ihnen den Berg hinauf wütet, Asche und Rauch machen ihnen ja nichts aus - im Gegenteil, immer wieder stehen sie auf und retten dabei noch Kinder.

Die Person Evan ist sehr unausgegoren, eigentlich Rechtsanwältin, hat sie einen Science Fiction Roman geschrieben, dessen Heldin wohl genauso ist, wie sie gerne wäre. Sie liebt zwar ihren behinderten Freund Jesse, aber dessen Meinung lässt sie nicht gelten. Als er ihr die möglichen Konsequenzen bei Brians Verhaftung vor Augen führen will, dass die unfähige Polizei doch möglicherweise zu einer Verurteilung gelangt, beschimpft sie ihn und weigert sich schlichtweg, diese Konsequenz auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen.

Die Sprache ist sehr actionreich, Meg Gardiner spart nicht mit Sprengkraft, Gewalt, Inkompetenz und Showdowns. Aber zurück bleibt ein mittleres Magengrummeln über die Entwicklung der Geschichte, über die freie Entfaltung der Idioten der Standhaften und der Unfähigkeit der Polizei, die ständig ins Lächerliche gezogen wird. Man kann einfach nicht verstehen, wie solche Leute so lange frei handeln können, ohne Konsequenzen, die ehrliche Menschen einfach beleidigen und vernichten dürfen.


Fazit

Ein Einstieg in eine Serie, die auf besser durchdachte Geschichten hoffen lässt. Fesselnd geschrieben, filmreife Sprache, interessante Charaktere, aber eine Geschichte, die einen wütend zurücklässt.


Pro und Contra

+ actionreich
+ fesselnd geschrieben

- Idioten dürfen sich viel zu frei entfalten
- unfähige Polizei
- Evan zu sehr Superheldin
- unglaubwürdige Story
- Handlungen völlig überzogen

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5