Emma - Eine viktorianische Liebe (Kaoru Mori)

Verlag Tokyopop (2006)
Taschenbuch, 185 Seiten, 6,50 €
ISBN: 978-3-86582-685-7

Genre: Shôjo Manga / Historienroman


Klappentext

London, Ende des 19. Jahrhunderts. Emma lebt als Dienstmädchen bei der alten Mrs. Stowner. Eines Tages wird die Erzieherin im Ruhestand von einem ihrer ehemaligen Schützlinge besucht: William Jones ist der Sohn einer wohlhabenden und einflussreichen Handelsfamilie. Er verliebt sich augenblicklich in Emma. Doch darf es eine standesübergreifende Liebe in einem Land geben, das zwar als neuzeitliche Großmacht gilt, aber dennoch unnachgiebig an bürgerlichen Konventionen festhält?


Rezension

Emma entstammt der Unterschicht des viktorianischen Englands. Die mitleidige und vielleicht auch einsame Witwe Mrs. Stowner findet sie als Kind auf der Straße. Sie gibt ihr ein Dach über dem Kopf, lehrt sie lesen und schreiben und gute Umgangsformen. Emma arbeitet fortan als Dienstmädchen bei der alten Dame, ist etwas scheu und zurückhaltend, aber durchaus hübsch. Mrs. Stowner entgeht nicht, dass William Jones, eines der inzwischen erwachsenen Kinder, auf die sie einst als Erzieherin aufgepasst hatte, ein Auge auf Emma geworfen hat. Auch Emma scheint Gefallen an ihm zu finden, aber vielmehr als er ist sie sich des Standesunterschiedes bewusst.

Die Geschichte gewinnt an Tempo, als William Besuch von einem Kinderfreund, einem indischen Prinzen Namens Hakim, bekommt. Dieser unkonventionelle und stürmische junge Mann ist es gewohnt, einfach zu nehmen, was ihm gefällt. Er findet Emma zauberhaft und macht ihr ganz offen den Hof. Aber da gibt es auch noch Williams Vater. Die Familie ist reich, aber nicht von Adel, ein Makel, den eine standesgemäße Hochzeit beseitigen könnte. William hasst die gesellschaftlichen Verpflichtungen und will sich nicht mit einer von den Eltern arrangierten Hochzeit abfinden. Aber wird er Emma als seine Braut erwählen?

„Emma“ ist eine zauberhafte Geschichte. Kaoru Mori versteht sich auf die leisen Töne und das passt sehr gut in die viktorianische Zeit, in der vieles nur angedeutet wurde und die Konventionen ein offenes Aussprechen von Gedanken und Gefühlen verboten. Die Zeichnungen sind wundervoll: klar und weich ausgeführt. Die detailreichen Bilder vermitteln einen guten Eindruck und versetzen den Leser in die richtige Stimmung. Man erfährt sehr viel über das Leben der Menschen in der damaligen Zeit. Lernt die Sorgen und Nöte beider Gesellschaftsschichten kennen. Wie bei den meisten Manga lebt die Geschichte mehr von den Bildern als von den Texten. Ein leichtes Erröten hier, ein schüchternes Augenniederschlagen und ein verzweifelter Blick dort erzählen die Geschichte auf eindringliche Art und Weise.

Das Schicksal von Emma fesselt sofort. Durch ihre ruhige Art und vor allem durch ihren ungewöhnlichen Lebensweg weckt sie das Interesse des Lesers. Sie hat durch die „Adoption“ ihrer Beschützerin schon viel mehr erreicht, als die meisten ihres Standes. Aber man erkennt auch, wie sehr das zum Fluch werden kann. Emma bekam eine gewisse Bildung mit, kann lesen und schreiben und unterscheidet sich damit sehr von anderen einfachen Leuten. Folglich erwartet sie auch mehr von ihrer Zukunft und erlaubt sich, dass sie sich gegen alle Vernunft in William verliebt. Er dagegen, ist in ganz anderen Verhältnissen aufgewachsen. William musste sich bisher um nichts Sorgen machen. Er schwankt zwischen Auflehnung und Akzeptanz. Es ist im Storyverlauf lange nicht absehbar, wie beide sich entscheiden werden.

Die Geschichte wird in insgesamt 10 Bänden erzählt. Die Autorin lässt sich Zeit, die Charaktere sorgfältig zu entwickeln. So kann man sich gut mit den Personen identifizieren. Jeder Band bringt eine neue Wendung und baut so Spannung auf. Mit der Zeit werden auch Nebenhandlungen, zum Beispiel über Williams Mutter, aufgebaut. Dadurch tritt die eigentliche Geschichte zwischen Emma und William immer wieder in den Hintergrund. Die Erzählung bleibt so stets abwechslungsreich und der Leser wird nach jedem Band den nächsten schnell lesen wollen, um zu erfahren wie es den liebgewordenen Personen weiter ergeht.


Fazit

„Emma“ ist eine sehr schöne, gefühlvoll erzählte Geschichte und durchaus auch für Liebhaber von Historienromanen geeignet. Sie erinnert an Romane von Jane Austen. Wunderschöne Zeichnungen und sanft entwickelte Charaktere zeigen dabei ein wirklichkeitsnahes Bild der viktorianischen Zeit.


Pro / Contra

+ traumhafte, detailreiche Zeichnungen
+ gut entwickelte Charaktere
+ Wirklichkeitsgetreues Zeitbild der Viktorianischen Epoche
+ Dramatik, Romantik und Witz

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5