Dein Blut für ewig (Michaela F. Hammersfahr)

Rowohlt (Dezember 2010)
Taschenbuch,
Seiten: 416, 8,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-4992-5495-6

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Als Anne den charismatischen Kilian kennenlernt, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Sie fühlen sich unwiderstehlich voneinander angezogen. Doch ein dunkles Geheimnis bedroht ihre junge Beziehung: Kilian ist ein Blutsauger. Und seine Liebe zu Anne kann tödlich enden. Denn Kilian wird abhängig von Anne – ihr Blut ist sein Leben. Während sie noch versucht, sein wahres Wesen zu begreifen, steht für Kilian fest, dass er für ihre Liebe kämpfen wird. Aber damit bringt er sie beide in höchste Gefahr ...


Rezension

Kilian begegnet Anne zum ersten Mal in seinem Stammclub und ist von ihrem Duft sofort wie paralysiert. Nie zuvor hat er etwas so Wunderbares gerochen und nur schwer kann er sich beherrschen, das hübsche menschliche Mädchen nicht sofort anzufallen. Aber seine Zurückhaltung zahlt sich aus. Schritt für schritt lernt er Anne näher kennen und lieben. Das Problem ist nur, dass sie nichts von seinem kleinen Geheimnis weiß: Kilian ist ein Vampir und der Umgang mit menschlichen Frauen, genauer gesagt das Trinken von andersgeschlechtlichem Blut, ist ihm per Gesetz verboten. Doch Kilian kann nicht wiederstehen, er kostet von Anne und bringt sie damit beide in große Gefahr.

Dein Blut für ewig bietet von der Grundstory wenig Neues. Die unscheinbare junge Frau verliebt sich in den wunderschönen und charismatischen Vampir, doch ihre Liebe ist verboten. Das allein reicht aber schon lange nicht mehr für einen guten Roman. Michaela F. Hammersfahr hat ihrer Geschichte den nötigen Pepp verliehen, indem sie die Vampire neu erfunden hat. Sie nennen sich Sanguisorbier (lat.: Blutsauger, von sanguis = Blut und absorbere = einsaugen), sind eine parasitäre Lebensform und erreichen ca. ein Lebensalter von 250 Jahren. Das ist neu, denn bisher waren Vampire meist untote Unsterbliche. Zusätzlich hat die Autorin aber auch geschickt einige Mythen mit eingebracht. So sind die Sanguisorbier sehr wohl lichtempfindlich, können aber durchaus einige Zeit in der Sonne verbringen, mit der Konsequenz eines Sonnenbrandes, der je nach Lichtschutzfaktor des Sunblockers mehr oder weniger schlimm ausfällt. Das alles wird zudem biologisch erklärt, so dass man sich als Leser gut deren tatsächliche Existenz vorstellen kann. Einzig die Art der Fortpflanzung unter den Vampiren lässt Fragen offen. Dazu werden menschliche Primärspenderinnen benötigt, warum oder wie der Prozess von statten geht, wird jedoch nicht erklärt. Das ist wirklich schade, da dieser Punkt einer der wichtigsten Aspekte der ganzen Geschichte ist und hier vollständig übergangen wurde. Nicht einmal in dem umfangreichen Glossar, der alle wichtigen Punkte nochmals zusammenfasst und erklärt, wird die Thematik aufgeführt.

Wie bereits erwähnt, steht die Fortpflanzung gerade bei den Hauptcharakteren im Vordergrund. So muss sich Kilian ständig vor seiner Familie rechtfertigen, warum er seine ehemalige Verlobte verlassen hat, wo sie doch aus so gutem Hause kommt. Außerdem ist er als Mitglied der Gesellschaft verpflichtet, Kinder in die Welt zu setzen, da die Geburtenrate unter den Sanguisorbiern so niedrig ist. Das alles ist ihm zuwider, er möchte selbst entscheiden, wie und mit wem er sein Leben verbringt. Die Aalglatte Mona, die scheinbar zu keiner Gefühlsregung fähig ist, gehört nicht dazu. Der charismatische Buchhändler sucht eine Frau mit gleichen Interessen, die begeisterungsfähig ist. Genau so jemanden findet er in Anne. Sie verstehen sich von Beginn an blind und sind fasziniert von einander. Gerade diese Anfangsphase der Liebesgeschichte ist Michaela F. Hammersfahr wunderbar gelungen. Man fühlt mit den Protagonisten, hat Bauchkribbeln in den richtigen Szenen. Doch leider flaut das alles relativ schnell ab. Die Handlungsweise der Verliebten wird teilweise kindisch und nicht nachvollziehbar. Das Kennenlernen war noch so aufregend, doch die folgende Beziehung wirkt dazu absolut flach, so dass man sich doch manchmal fragen muss, ob die beiden denn tatsächlich verliebt sind.

Mit ein Grund für das abflachen der Geschichte ist der Fokus der Autorin. Trotz flüssigem Schreibstils wählt sie ihr Hauptaugenmerk oft falsch, was dazu führt, dass spannungsversprechende Abschnitte abgekürzt, dafür andere uninteressantere Stränge bis ins kleinste Detail beschrieben werden. Das nimmt einiges an Geschwindigkeit heraus und hinterlässt viele ungeklärte Fragen. Das Finale folgt dem gleichen Schema. Die Ereignisse überschlagen sich, jeder gerät in unterschiedlichste dramatische Szenen und völlig abrupt hört alles auf. Das wirkt sehr konstruiert und hinterlässt einen etwas überrumpelten und nicht ganz glücklichen Leser. Bleibt zu hoffen, dass der zweite Teil die offenen Fragen auflöst und vielleicht etwas mehr auf den wichtigen Kern fokussiert ist.


Fazit

Dein Blut für ewig zeigt Vampire von einer anderen Seite mit guten neuen Ideen und nachvollziehbar biologischen Erklärungen. Es ist ein gutes Mittelmaß zwischen Romantik, Spannung und einem Hauch Erotik, das am Anfang bezaubert, aber zum Ende hin leider etwas zäher wird.


Pro und Kontra

+ neue Ideen
+ schöner Beginn der Liebesgeschichte
+ knisternde Romantik

- Längen im Geschichtsfluss
- Teilweise unzureichende Informationen
- zu rasches und knappes Ende

Beurteilung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5

Tags: Vampire