The Rocketeer (Dave Stevens)

rocketeer

Verlag: Cross Cult; Auflage: 1 (Dezember 2010)
160 Seiten, Album, Hardcover; 29,80 €
ISBN-13: 978-3941248366

Genre: Pulp/Superhelden


Klappentext

Alle Abenteuer in einem Band!

1938
Dem Showpiloten und Schaumschläger Cliff Secord fällt ein experimenteller Raketenrucksack in die Hände. Als Rocketeer, „der erste fliegende Mensch“, will Secord im Showbiz hoch hinaus. Der gestohlene Antrieb zieht aber allerlei zwielichtiges Gesindel an, nicht zuletzt deutsche Spione, die das fliegende Wunderwerk für den Führer erbeuten wollen. Ein waghalsiges Abenteuer beginnt …

1982
Der Comic-Künstler und Storyboard-Zeichner Dave Stevens erschuf mit „The Rocketeer“ ein unwiderstehliches, an den Movie Serials der späten 40er und frühen 50er Jahre angelehntes Comic-Bonbon, das als einer der Höhepunkte der Comic-Kunst der 80er Jahre gilt. 1991 zog Hollywood nach und verfilmte Stevens´ „Rocketeer“ unter der Regie von Joe Johnston („Jumanji“).

2010
Cross Cult präsentiert die erste deutschsprachige Gesamtausgabe aller „Rocketeer“-Geschichten, inklusive Cover-Galerie, zusätzlichen redaktionellen Bonus-Material und der preisgekrönten digitalen Neu-Kolorierung von Farben-Magierin Laura Martin.

Das Flair der 30er Jahre, eingefangen in der Fabulierlust der 80er Jahre und optisch aufbereitet für das neue Jahrtausend.

Der Rocketeer hebt ab!


Rezension

„The Rocketeer“ von Dave Stevens ist in mehr als nur einer Hinsicht außergewöhnlich. Nicht nur war er einer der einflussreichsten Comics der 80er, er brachte auch wieder die Pulp-Geschichten der 30er/40er in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und war einer der ersten erfolgreichen Independent-Comics. Aber vor allem sorgte er auch für ein Comeback der 50er Pin-Up-Ikone Bettie Page, indem Stevens ihr mit der Freundin des Rocketeers, Betty, ein Denkmal setzte.

Der Rocketeer selbst ist ebenso ein eher ungewöhnlicher Held für einen Comic. Cliff Secord, ein Kunstflugpilot mit wenig Geld, aber einer Freundin mit größeren Ansprüchen, zumindest meint er das, gelangt eines Tages durch eine Verkettung von Zufällen in den Besitz eines Raketenrucksacks. Da wir das Jahr 1938 schreiben ist dieser natürlich eine absolute Neuheit und vor allem eine streng geheime Entwicklung. Aber anstatt ihn seinen Besitzern zurückzugeben, entschließt sich Cliff Secord ihn zu behalten. Und damit beginnt für ihn der ganze Ärger und sein erstes großes Abenteuer als Rocketeer. Plötzlich sind eine Vielzahl von Leuten hinter ihm her. Regierungsbeamte, Polizisten und Nazi-Spione. Und wäre das alles noch nicht schlimm genug, bekommt er auch noch mit seiner Freundin Betty wegen des Rucksacks und ihres Jobs Probleme. Denn diese ist Fotomodell für „künstlerische“ Fotos und ist drauf und dran mit „Marco aus Hollywood“ durchzubrennen. Seine kleine Rache ihr einen Teil seiner Verfolger auf den Hals zu hetzen bereut er schnell und letztendlich muss er nicht nur sich, sondern auch Freunde retten und die Spione davon abhalten, ein neuentwickeltes Flugzeug zu stehlen.
Gleich im Anschluss beginnt schon Cliff Secords zweites Abenteuer. Aus dem Krankenhaus geflohen begibt er sich auf den kürzesten Weg nach New York. Dorthin ist Betty mit „Marco aus Hollywood“ unterwegs und Cliff will alles versuchen, damit sie nicht mit dem schmierigen Typen nach Europa fährt. Im Big Apple angekommen, wirbelt er erstmal Staub in der High Society auf, als er sich mit Marco anlegt, bevor er dann von einem geheimnisvollen Mann engagiert wird. Es stellt sich heraus, dass sein neuer Auftrag als Rocketeer mit seiner Schaustellervergangenheit zu tun hat.

Zwei Abenteuer des Rocketeers, mehr hat Dave Stevens leider nicht hinterlassen, bevor er viel zu früh verstarb. Aber diese beiden Geschichten haben es in sich. Sie atmen in nahezu jedem Bild den Geist und die ungestüme Erzählweise des Hollywood der 30er/ 40er Jahre, in denen viele Klassiker entstanden. Die Struktur der Serials ist klar zu erkennen und die Kapitel enden meist mit einem dramatischen Cliffhanger. Die Geschichten haben alles was sie brauchen, um Leser begeistern zu können. Finstere Schurken, einen Helden mit Schwächen, jede Menge Action und die Freundin des Helden mag nicht unbedingt die Klügste sein, ist aber einfach atemberaubend. Dies macht aus der eigentlich simplen Geschichte einen wahren Klassiker. Denn Stevens kombiniert die einzelnen Elemente so geschickt, dass der Leser einfach hineingezogen wird. Dazu kommen noch unheimlich viele Anspielungen auf das einst populäre Pulp-Genre, Wegbereiter für zahlreiche Autoren und Figuren, wie Ray Bradbury und Zorro, die in einem Auftritt des Shadow gipfeln. Dave Stevens erzählt ungestüm und überbordend und gerade das macht den Rocketeer so unterhaltsam.

Aber der Rocketeer setzt sich nicht nur aus Pulp und dem Charme der 30er zusammen. Ohne die Zeichnungen wäre er nur die Hälfte wert. Stevens war ein extrem guter Zeichner und zeigt hier sein ganzes Können. Die Zeichnungen sind dynamisch, wenn sie es sein müssen und strahlen Ruhe aus, wenn Cliff Secord und der Leser einen Moment zum Verschnaufen brauchen. Dave Stevens hatte ein sehr gutes, untrügliches Gespür für Blickwinkel, Panelaufteilung und Rhythmus. Diese drei Dinge machen die Abenteuer des Rocketeers zu einer Augenweide, aber zwei Dinge ergänzen sie noch dazu. Zum einen wäre es der klar erkennbare Einfluss von Pin-Ups, die Stevens übrigens auch zeichnete. Betty ist ganz klar als Frau konzipiert, für die Männer töten würden. Dabei ist Stevens nie platt in seiner Darstellung, sie wirkt niemals billig. Nicht umsonst konnte er mit seinem Comic, das Interesse an der Pin-Up-Ikone Bettie Page neu entfachen.
Zum anderen ist es die wirklich grandiose Neu-Kolorierung von Laura Martin. Sie hat kräftige Farben gewählt, die leuchten und somit den Rocketeer in neuem Glanz erstrahlen lassen.

Umfangreich ist das Bonusmaterial von Cross Cult. Neben den beiden Abenteuern, wobei das zweite eine deutsche Erstveröffentlichung ist, wurde dem Rocketeer ein Vorwort beigeben, Cover, weitere Illustrationen und ein Artikel über Dave Stevens und seine Schöpfung. Damit lässt die Gesamtausgabe im Hardcover keine Wünsche offen.


Fazit

Ein übermütiges Spektakel ganz in der Tradition des alten Hollywoods. Der Rocketeer ist zurück. Zeichnungen und Farben sind einfach perfekt und mit Betty gibt es noch einen zusätzlichen Hingucker.


Pro & Contra

+ Anspielungen auf alte Helden des Pulp
+ Cliff Secord ist ein ungewöhnlicher Held und nicht glatt
+ Stevens Zeichnungen 
+ Betty
+ Kolorierung
+ niedriger Preis

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5