Der Herr der Finsternis (Sergej Lukianenko)

Verlag: Heyne Verlag (8. Juni 2010)
Taschenbuch: 416 Seiten; 8,95 €
ISBN-13: 978-3453527119

Genre: Fantasy


Klappentext

Der Millionen-Bestseller aus Russland

Finsternis liegt über der Welt, seitdem die „Diener der Dunkelheit“ der Menschheit das Sonnenlicht genommen haben. Doch als der junge Danka eines Tages einen Lichtstrahl beobachtet, der sich vor seinen Augen in eine Katze verwandelt, beginnt für ihn das Abenteuer seines Lebens. Denn die Katze entführt ihn in ein fantastisches Reich, wo Danka dazu ausersehen ist, den mächtigen Herrn der Finsternis zu besiegen – oder für immer in der Dunkelheit zu bleiben …

Nach dem sensationellen Erfolg seines Wächter der Nacht-Zyklus – das neue große Abenteuer des russischen Kultautors Sergej Lukianenko


Rezension

Durch den großen Erfolg der Wächter der Nacht-Reihe werden jetzt auch die anderen Bücher des Autors Sergej Lukianenko in Deutschland verlegt. Eigentlich eine erfreuliche Sache, wenn nicht die Klappentexte immer etwas versprechen würden, was sie nicht halten können und damit gleichzeitig falsche Erwartungen schüren. Wie auch in diesem Fall. „Der Herr der Finsternis“ ist keineswegs „das neue große Abenteuer“. Das Buch wurde vor der Wächter-Reihe in Russland veröffentlicht. Das Problem mit diesem Umstand ist klar. Als Leser der Wächter erwartet man von einem neuen Werk eine ähnlich epische Geschichte. Nun ist aber „Der Herr der Finsternis“ älter und noch dazu ein Jugendbuch, an das der Leser mit ganz anderen Ansprüchen herangehen würde, wenn er es wüsste.

Und so stolpert man als Leser gleich über einen sehr märchenhaften Anfang, der fast kindlich naiv daher kommt. Danka, vierzehn Jahre alt und Protagonist des Buches, zögert keinen Moment, als in seinem Zimmer plötzlich ein Sonnenkater steht, der noch dazu spricht und ihn auffordert mit ihm zu kommen. Gemeinsam durchschreiten sie eine der wahren Türen in eine andere Welt. Eine Welt der Finsternis, wie sich herausstellt. Schon seit langer Zeit ist hier die Sonne nicht mehr aufgegangen und so leben die Menschen im Dunkeln und Furcht. Nicht unbegründet, denn neben den Menschen gibt es noch andere Wesen auf dieser Welt. Die Freiflieger. Von menschlicher Gestalt besitzen sie Flügel und sind erfüllt von der Finsternis. Um ihre Art zu erhalten, entführen sie Menschen und verwandeln sie, in einen der ihren. Danka bekommt nun vom Sonnenkater, einem Vertreter des wahren Lichts, den Auftrag, die Finsternis zu besiegen. Unterstützung findet er dabei unter anderem in Len einem Jungen in seinem Alter. Len ist ein Flügelträger. Jene besitzen mechanische Flügel, die sie aber nur bis sie erwachsen sind, tragen können, da sie sonst zu schwer werden. Somit sind es die Kinder, die den Kampf gegen die Freiflieger führen. Die Erwachsenen spielen eher eine untergeordnete Rolle. Wäre das alles noch nicht kompliziert genug, gibt es noch die geheimnisvollen Händler, die mit beiden Seiten Geschäfte machen.

Augenscheinlich ein kompliziertes Geflecht, was uns Sergej Lukianenko da serviert. Aber allzu komplex ist die Geschichte dann nicht. Das Buch ist aus Dankas Sicht mit seinen Worten und Gedanken geschrieben. Damit erfährt der Leser, genau wie Danka, nur häppchenweise von den Hintergründen und hat auf diese Weise Zeit, sich mit so manchem anzufreunden, unter anderem einen sprechenden Kater aus wahrem (Sonnen-)Licht. Dieser ist auch gleichzeitig einer der Höhepunkte des Buches. Sarkastisch und ironisch, aber doch auf eine liebenswürdige Art, kommentiert er Dankas Handeln und führt ihn durch das große Abenteuer. Der Sonnenkater lässt den erwachsenen Leser dann auch vergessen, dass das Buch manchmal arg naiv und kindlich daherkommt, was sicher auch Dankas Persönlichkeit geschuldet ist. Allerdings wächst Danka im Laufe des Buches. Sein Charakter ändert sich. Anfangs noch relativ unbeschwert, wird er immer erwachsener und die Menschen und die Ereignisse in seiner Umgebung sorgen dafür, dass dieser Prozess immer weiter voranschreitet. Einer der Stärken des Buches ist mit Sicherheit genau dieses Thema. Das Erwachsenwerden und Über-sich-Hinauswachsen. Aber sie ist nicht die Einzige.
Wie meistens bei Lukianenko erstrahlt die Handlung und die Welt nicht im hellen Licht, sondern hat viele Zwischentöne zu bieten, bis hin zum Schwarz. Alle Farben sind zu finden, auf beiden Seiten. Und so wird der Leser genau wie Danka dazu gebracht, über Gut und Böse nachzudenken. Lukianenko gibt glücklicherweise keine Antworten, die überlässt er dem Leser und auch wenn er diese Themen nicht so anschaulich und vertiefend wie in „Wächter der Nacht“ darstellt, reichen seine Gedankenanstöße aus, den Leser mitunter nachdenklich zu machen. Trotzdem ist das Buch nicht der Überflieger, den man vielleicht von einem Autoren dieser Kragenweite erwartet. Geschuldet ist dies ganz eindeutig, dem, bei aller Düsterkeit, doch manchmal arg kindlich-naiven Stil. Seine ganze Stärke im Bereich der dunklen Geschichten sollte sich eben erst bei seiner Wächter-Reihe zeigen. Als Einstimmung auf diese ist „Der Herr der Finsternis“ gut geeignet. Als Einzelroman stellt er solide Unterhaltung, besonders für Kinder und Jugendliche, die wohl eher die Zielgruppe dieses Romans sind, denn Danka ist ganz eindeutig als Identifikationsfigur für sie geschaffen worden.


Fazit

Ein gutes Jugendbuch aus der Feder von Sergej Lukianenkos, das aber nicht überragt. Für zwischendurch auch für erwachsene Leser geeignet, denn die Themen sind alters – und zeitlos.


Pro & Contra

+ die sarkastisch-ironische Art des Sonnenkaters
+ zeitlose Themen

- teilweise sehr naiver Stil

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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