Die Medica von Bologna (Wolf Serno)

Verlag Droemer (2010)
Gebundene Ausgabe, 624 Seiten, 15,49 €
ISBN. 978-3-426-1805-6

Genre: Historik


Klappentext

Die junge Carla will den Traum von einem Medizinstudium nicht aufgeben, obwohl ihr als Frau diese Ausbildung verwehrt ist. Es gelingt ihr, sich Zugang zum Archiginnasio, der Universität von Bologna, zu verschaffen und heimlich die Vorlesungen zu verfolgen. Sie werden von dem jungen, charismatischen Chirurgen Gaspare Tagliacozzi gehalten. Er ist ein Meister in der Ars Reparatoria, der Kunst der wiederherstellenden Gesichtsoperation. Carla, die unter einem Feuermal leidet, fasst sich ein Herz und sucht seine Nähe, denn sie hofft auf seine begnadeten Hände. Gaspare erkennt ihre ungewöhnliche Begabung für die Medizin und erlaubt ihr, ihm bei einigen riskanten Eingriffen zu assistieren. Carla verliebt sich rettungslos in ihn. Doch Gaspare, der ihre Liebe nur zum Schein erwidert, nutzt ihre Gefühle aus und schickt sie auf eine tödliche Mission nach Venedig…


Rezension

Carla lebt Mitte des 16. Jahrhunderts als Tochter einer alleinerziehenden Schneiderin in eher ärmlichen Verhältnissen in der reichen Stadt Bologna. Durch das entstellende Feuermal in ihrem Gesicht lebt sie zurückgezogen und geht nie aus dem Haus. Über ihren Verlobten, der Medizinstudent ist, kommt sie in Kontakt mit medizinischen Themen. Sie ist wissbegierig und hinterfragt seine Erzählungen über den Unterrichtsstoff, will alles verstehen. Nach dem Tod ihrer Mutter arbeitet sie als Hilfsschwester in einem von Klosterschwestern geführten Hospital und lernt so viel über medizinische Anwendungen. Zu gerne würde sie Medizin studieren. Vielleicht würde es ihr ja gelingen, eine Methode zu finden, ihr Feuermal operativ zu entfernen? Als sie Gaspare Tagliacozzi kennen lernt, hofft sie, durch ihn ihren Wünschen näher kommen zu können.

Die Geschichte wird komplett aus Sicht der Hauptperson erzählt. Sie ist eingebunden in eine Zeit der erwachenden Wissenschaft, die eingeengt durch das Korsett religiöser Grundsätzen und Aberglaube gelehrt wird. Man lernt Carla als junge Frau mit Ängsten, Sehnsüchten und Wünschen kennen, die sehr beharrlich ihren Weg verfolgt und dafür einiges wagt. Allerdings steckt sie voller widersprüchlicher Handlungen und Entscheidungen. So überfromm sie ihren Verlobten auf Abstand hält, so leichtfertig lässt sie sich auf eine Affäre ein. Sie geht hohe Risiken ein und der Leser wartet auf die Erfüllung der dadurch geweckten Erwartungen an den Handlungsverlauf. Und wartet, und wartet. Denn letztlich passiert nicht wirklich etwas. Bei allen Verwicklungen und Verdichtungen bleibt die Erzählung dennoch flach und fast schon langweilig. Das wird wahrscheinlich noch dadurch verstärkt, dass der Autor die Geschichte mit italienischen und lateinischen Fachausdrücken geradezu gespickt hat. Begriffe für Kleidungsstücke, Einrichtungen, medizinische Anwendungen…und nicht einer wird übersetzt oder erklärt. Hier fehlt eindeutig ein Glossar. Und irgendwann ärgert den Leser so sehr, dass er so viele Begriffe nicht versteht, dass es den ohnehin geringen Lesespass gewaltig mindert.

Den größten Raum in der Geschichte nimmt die Beschreibung der medizinischen Nasenrekonstruktion ein. So faszinierend diese Beschreibung und die Tatsache, dass es diesen Eingriff tatsächlich so gegeben hat ist, es wird doch irgendwann langweilig, immer wieder davon zu lesen. Und obwohl der Vorgang in der Erzählung schon mehr als ausführlich erläutert wird, hat Herr Serno noch 12 Seiten mit Text und Bildern angehängt, die das Ganze noch einmal beschreiben.

In der ersten Hälfte ist man noch einigermaßen gefangen von der Entwicklung, begleitet Carla auf ihrem Weg durchs Leben. Aber ab der zweiten Hälfte wird die Hoffnung auf Handlungsstränge, die die Erzählung vorantreiben, enttäuscht. Im letzten Drittel plätschert die Erzählung ruhig und ereignislos vor sich hin und das bleibt bis zum Ende so.


Fazit

Schwer zu sagen, für wen dieser Roman interessant sein könnte. Er bietet nicht wirklich einen historischen Einblick in die Zeit in der er spielt. Das Thema Medizin wird zwar sehr ausführlich behandelt, aber eben beschränkt auf eine einzige Behandlungsmethode. Alles andere wird nur gestreift. Er ist weder spannend noch romantisch, weder witzig noch geheimnisvoll. Die Figuren bleiben so flach, dass man sie weder sympathisch noch unsympathisch findet. Ein Buch, das man schnell wieder vergisst.


Pro & Contra

+ der tiefe Einblick in die Rekonstruktionsmedizin des 16. Jahrhunderts ist wirklich interessant

- schlecht entwickelte Charaktere
- langweilige Sprache
- es fehlen Handlungsverläufe, die Spannung aufbauen, das Tempo voran treiben
- der Geschichte fehlt eindeutig der rote Faden und ein Finale

Bewertung:

Handlung: 1/5
Charaktere: 1/5
Lesespaß: 0/5
Preis/Leistung: 1/5