Ich will dich nicht töten (Dan Wells)

Piper (November 2010)
Broschiert (Rough Cut), Seiten: 448
Preis 12,95€
ISBN: 978-3492267816

Genre: Thriller


Klappentext

Meine wichtigsten Regeln lauten: Sieh Mädchen nicht an. Sprich nicht länger mit ihnen als nötig. Und, um Gottes willen, verlieb dich nicht in sie! Doch nun ist da Marci, und sie ist unwiderstehlich. Ich möchte mit ihr zusammen sein. Ich möchte sie berühren. Ich möchte einfach ein normaler sechzehnjähriger Junge sein. Doch ich bin alles andere als das – ich bin ein Serienkiller. Ich weiß, dass es dort draußen Dämonen gibt. Ich träume von ihnen, jede Nacht. Und ich fürchte, dass das Dunkle in mir erneut die Oberhand gewinnt. Ja, ich liebe Marci. Und ich will sie nicht töten. Aber alle Regeln sind gebrochen, und wie kann ich das Schlimmste jetzt noch verhindern?


Rezension

John Wayne Cleaver hat seine soziopathischen Tendenzen dazu genutzt, zwei Dämonen zu vernichten. Ein dritter ist bereits auf dem Weg zu ihm. John weiß das, weil er selbst es war, der ihn gerufen hat. Schnell geschehen die ersten Morde im Clayton County und sofort macht er sich daran, sie zu untersuchen. Doch es gelingt ihm nicht, die Morde richtig zu greifen und den Dämon ausfindig zu machen. Spielt er mit ihm oder warum kommt er nicht einfach und holt ihn sich?
Ganz unerwartet kommt jemand anderes auf ihn zu: Marci. Das wohl heißeste Mädchen der ganzen Schule, zeigt reges Interesse an ihm. Im nächsten Augenblick hängt er mit den coolen Schülern ab. Er weiß, warum er die Dämonen jagt. Er möchte all seine Freunde und Bekannte vor dem Tode bewahren. Als sich aber ein junges Mädchen aus seiner Nähe das Leben nimmt, beginnt er an seinen Absichten zu zweifeln.

Ich will dich nicht töten“ ist direkt an „Mr. Monster“ angeknüpft. Für das Verständnis ist es nicht zwingend nötig, für den vollen Genuss aber vorteilhaft, die Vorgänger zu kennen. Denn „Mr. Monster“ endet sehr spannend und entsprechend fängt dieser Teil an. Vom Aufbau ähnelt Buch 3 aber dem ersten Band. Von Anfang an geschehen Morde und John Cleaver nutzt all sein Wissen, um herauszufinden, nach welchem Muster der Killer vorgeht und wer sein nächstes Opfer sein wird. Gleichzeitig spielt Johns kompliziertes Privatleben eine zentrale Rolle, das mindestens so spannend ist, wie die Dämonenjagd. Man merkt kaum, dass sich der Widersacher erst sehr spät zeigt. Zudem steigert das die Spannung. Die Anzahl an potentiellen Dämonen ist sehr hoch. Für den Leser gibt es jedoch keine Hinweise, die ihm frühzeitig die Lösung offenbaren würden. So fiebert man mit John mit und teilt seine intensive Paranoia und Hilflosigkeit. Wäre "Ich will dich nicht töten" ein eigenständiger Teil, oder zumindest kein Abschluss einer Reihe, dann gäbe es kaum etwas auszusetzen. Für den Abschluss einer genialen Trilogie ist dieser Band aber nicht vollständig zufriedenstellend. Verglichen zu den Vorgängern ist der Zwist weniger überzeugend. Der Dämon hat interessante Fähigkeiten und stellt für John erneut einen immense Herausforderung dar, allerdings sind seine Absichten eigenwillig und werden sicher nicht jedem gefallen. Außerdem, ohne zu viel verraten zu wollen, wirkt die ein oder andere Irrleitung des Leser etwas konstruiert. Auch das Ende weiß nicht vollständig zu überzeugen, auch wenn es an Dramatik und unerwarteten Ereignissen kaum zu toppen ist.

Wieder einmal stellt sich die Frage, wer eigentlich die Klappentexte und Inhaltangaben schreibt? Die Zusammenfassung ist, sieht man von den Namen mal ab, soweit am Inhalt vorbei, dass es schon schmerzt. Zu keinem Zeitpunkt geht es darum, dass John den Drang spürt, Marci zu töten, nur weil er ein Serienkiller ist.

Die Person John Cleavers erlebt erfreulicherweise weiterhin eine geistige Entwicklung. Seine psychotischen Dränge, sein Messer an einem seiner Mitmenschen zu wetzen, sind inzwischen weitestgehend in den Hintergrund gerückt. Er hat sich gut unter Kontrolle und so lebt er ein recht gängiges Teenagerleben. Einerseits ist das erfreulich, da man John nur das Beste wünscht, gleichzeitig nimmt das etwas an Spannung raus. Fatale Anfälle erwartet man keine mehr. Man merkt, dass der Autor seine Hauptfigur mag, denn dafür, dass John alles andere als ein normaler Junge ist, ergeht es ihm sehr gut. Besonders mit hübschen Mädchen wird er belohnt, auch wenn er nicht genau weiß, was er mit ihnen anfangen soll. Zwar ist Brook nicht mehr gut auf ihn zu sprechen, dafür umschwirrt ihn Marci, die für Johns Situation sogar Verständnis hat. Als weiblicher Konterpart schneidet sie besser ab als ihre Vorgängerin. Ihre Art ist wärmer und unerwartet anders, als man es von einer Schulschönheit erwartet hätte.

Die Erwartungen an "Ich will dich nicht töten" waren sehr hoch und das Finale verfehlt nur knapp, der erhoffte Showdown zu werden, den man sich erhofft hatte. Band 2 hätte sich dazu vermutlich besser geeignet. Auch wenn sich Dan Wells bemüht, ein Happy End à la Hollywood zu vermeiden und dazu einen großen Kollateralschaden in Kauf nimmt, bringt er es nicht übers Herz, es konsequent zu Ende zu bringen. Die einen wird es freuen, die anderen weniger. Dennoch. Die Trilogie um John Wayne Cleaver ist eine der gelungensten der vergangenen Jahre, die mit kurzweiliger Unterhaltung, Spannung und sympathischen Charakteren glänzt.


Fazit

"Ich will dich nicht töten" beendet eine ungemein unterhaltsame und spannende Reihe fast perfekt. Fast, weil es ihm leider nicht gelingt, sich ein weiteres Mal zu übertreffen. Trotzdem ist auch der dritte Roman ein überaus gelungenes Werk, das wie seine Vorgänger unbedingt gelesen werden sollte.


Pro und Kontra

+ flüssiger Schreibstil
+ wie immer sehr spannend und kurzweilig
+ Marci
+ kreativer und herausfordernder Dämon
+ Rough Cut
+ weitere Teile denkbar ...

- ... aber nicht in der Ausgangssituation

Beurteilung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


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