Liebe Leser*innen,
wieder ist ein Buchmesse Convent vorbei, der Tag ging wahnsinnig schnell rum und ich könnte fast meinen Bericht vom letzten Jahr nochmal posten, auch wenn natürlich vieles anders war. Kommen wir jedoch zuerst zu dem, was gleich war: sehr viele Menschen, sehr viele Stände und sehr viele Panels und Lesungen parallel, ein rappelvolles Programm und ein Con, der inzwischen eine richtige Messe ist und erneut an seine Grenzen stößt. Wieder hieß es Schlangestehen am Eingang, wobei es dank dem tollen BuCon-Team zügig voranging. Wieder Reizüberflutung beim Betreten des Bürgerhauses, es war warm und laut und es fühlte sich an, als wäre das Interesse an Phantastik gigantisch. Das war es auch bei den Anwesenden, die trotz dem Gewimmel nur ein sehr kleiner Teil aller Lesenden in Deutschland waren. Denn machen wir uns nichts vor, Phantastik ist und bleibt eine Nische, eine sehr schöne Nische voller wunderbarer Bücher, von denen man sehr viele auf dem BuCon bestaunen durfte - und sehr viele Autor*innen treffen. Für die deutschsprachige Phantastikszene ist der BuCon das wohl wichtigste Event (neben der LBM) und gerade deshalb ist es schade, wenn der Tag so wahnsinnig vollgestopft ist, dass wir in Parallelwelten nebeinander existierten. Wenn der BuCon weiter wachsen soll, sollte man darüber nachdenken, ihn auf zwei Tage zu legen. Dann würde etwas mehr Raum für Pausen bleiben, in denen man in Ruhe quatschen kann, ohne automatisch etwas zu verpassen. Auch war es dem wieder guten Wetter zu verdanken, dass das Bürgerhaus nicht geplatzt ist, denn der Platz zwischen den Gebäuden war die ganze Zeit voller Menschen, die sich in Ruhe unterhalten wollten oder einfach Luft (!) und etwas Abkühlung gesucht haben. Wenn es mal ein Jahr regnen sollte, wohin mit diesen vielen Leuten?
Aber genug gejammert, der Bericht soll keine Meckerei werden, denn es war schön - so schön, dass man sich einfach mehr Zeit dafür wünscht, mehr Raum. Ich habe leider einige Leute verpasst, da ist man den ganzen Tag auf dem gleichen Con und sieht sich nicht ein einziges Mal bzw. läuft wohl mehrmals aneinander vorbei und sieht sich nicht. Ich habe auch Panels verpasst, weil ich im Gespräch war, aber auch diese Gespräche waren mir wichtig und machen für mich den wichtigsten Teil des Cons aus, denn die Bücher kenne ich ja großteils schon. Spannender ist es, sich mit Leuten aus der Szene auszutauschen, insbesondere auch mit befreundeten Redakteur*innen wie Eva Bergschneider, die inzwischen auf Booknerds aktiv ist, und Ralf von sf-lit, bei dem wir mit Spannung erwarten, wer denn dieses Jahr den sf-lit Award abräumt ;) ... an Markus Mäurer von TOR online bin ich mehrmals vorbeigehuscht, erst abends ergab sich endlich die Gelegenheit, ein wenig zu plaudern und eine Artikelidee, die ich gerade begraben hatte, wurde wiederbelebt.
Aber fangen wir von vorne an: Der Tag begann mit dem Abholen meines Exemplars der Weltenportal-Sonderausgabe "Vampire" am Stand des Eridanus-Verlags, der mich später noch mit gruseligen Schokolollys versorgte. Jana Hoffhenke wollte mir "Anahita" von Sven Haupt ans Herz legen und als ich sagte, das ich das doch schon gelesen und rezensiert habe, kam die Frage: "okay, wer bist du???". Danach erwarb ich den ersten "Shinigami"-Band von M. H. Steinmetz, weil Cyberpunk, der schnell und hart ist, muss einfach gelesen werden (und das Interview mit ihm, das im nächsten PHANTAST erscheint, hat mich neugierig gemacht). Danach begrüßte ich Jürgen Eglseer und Juri Pavlovic am Amrûn-Stand und folgte ihnen mittags zu ihrem Panel zu progressiver Phantastik, das mit einigen Vorurteilen aufräumte, Begeisterung fürs Thema weckte und interessante, deprimierende Details zum Buchmarkt enthielt. Es war nie leicht für Kleinverlage, aber die letzten Jahre waren wie permanente Schläge mitten ins Gesicht, umso erstaunlicher und schöner, dass der Amrûn Verlag weitermacht und Bücher wie "7 Sorten Schnee", das neue Werk von Juri Pavlovic, veröffentlicht. Daraus gab es auch noch eine kleine Lesung.
Später sah ich Jürgen wieder beim Queer*Welten-Panel, zusammen mit den Herausgeber*innen Judith Vogt und Heike Knopp-Sullivan, die Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Magazins gaben und berichteten, wie um die Queer*Welten herum ein kleine Community entstanden ist, die hoffentlich weiter wächst. Vor allem war in diesem Panel schön zu sehen, dass Jürgen wirklich mit Herzblut dabei ist (Judith und Heike natürlich auch), denn ein Magazin wie die Queer*Welten ist so special interest, das am Ende für die Macher*innen finanziell nichts übrig bleibt und dennoch wird sogar darauf geachtet, dass auch die alten Ausgaben noch verfügbar sind. Man kann versuchen, Trends hinterher zu rennen und nur danach schauen, was am meisten Umsatz bringt (und damit durchaus auch scheitern), aber da ist man in der Phantastik ohnehin falsch ... oder man macht das, wovon man wirklich überzeugt ist, und auch wenn es so mehr ein Hobby neben dem Brotjob bleibt, so schafft man doch einiges, worauf man stolz sein kann und das manchen Menschen wirklich etwas bedeutet. Für mich ist der Amrûn Verlag ein echtes Juwel in der phantastischen Landschaft.
Zwischenzeitlich war ich natürlich wieder bei der Lesung von Aiki Mira, dieses mal aus "Neurobiest" und "Proxi". Aiki liest einfach wundervoll und auch wenn ich die Bücher beide bereits gelesen hatte, entstanden die Bilder neu in meinem Kopf. Ich bin eigentlich kein großes Fan von Lesungen, da viele Autor*innen eben "nur" vorlesen, aber bei Aiki hört man die besondere Melodie der Bücher und kann völlig in der Stimme versinken. Interessant war, dass Aiki viele der fremdsprachigen Wörter und Neologismen anders ausgesprochen hat, als ich sie gelesen habe, aber auch darum geht es beim Lesen: jeder schafft sich dabei seine eigene Welt und Autor*innen haben nur begrenzt Einfluss darauf, was in den Köpfen der Leser*innen entsteht. Und wir sprechen schließlich auch nicht alle gleich, man sagt, ich habe einen sehr deutlichen Dialekt, den ich natürlich selbst nicht wahrnehme! ;)
Am frühen Abend ging es zur Doppellesung von Judith und Christian Vogt und James A. Sullivan, die inzwischen Tradition auf dem BuCon hat (leider mit Unterbrechungen). Dieses Jahr wurde aus "Ich, Hannibal" und "Schlangen und Stein" gelesen und wieder liehen sich die Autor*innen gegenseitig die Stimmen für ihre Protagonist*innen. Vor allem Judith liest toll und die drei harmonieren gut. Während James eher ruhigere, ernste Szenen vorgelesen hat, die den Einstieg in die Welt von "Schlangen und Stein" bilden, wählten die Vögte unter anderem eine Szene aus der Mitte des Romans, die zugleich unglaublich lustig und sehr ernst war. Die Stunde verging wie ein Wimpernschlag ...
Danach hatte ich noch eine Stunde zum Plaudern und während viele dann zum Abendessen gingen, besuchte ich noch das Weltenportal-Panel, das leider den undankbaren Slot um 19:00 Uhr bekommen hat und daher mäßig besucht war - denn wie gesagt, viele gehen dann bereits essen. Und parallel ist das Perry-Rhodan-Panel, das einzige, das um diese Uhrzeit noch stark besucht ist. Beim Weltenportal waren neben Herausgeber Christoph Grimm gleich fünf Autor*innen dabei, die aus ihren Vampirgeschichten gelesen haben. Yvonne Tunnat zusammen mit Kind und wow, beide lesen phantastisch. Bei Perry Rhodan schaute ich dann auch noch kurz vorbei bzw. schaute mir an, wie sich die Fanmeute am Ende des Panels auf den Chefredakteur stürzte, der noch mit vollem Körpereinsatz Fragen beantwortete - und sich dieses Mal relativ schnell losreißen konnte, um mich nach Hause zu fahren. Und seine Kolleg*innen. Wir waren dann auch echt schnell in Karlsruhe, ohne Stau und sonstige Zwischenfälle. Und bei den guten Gesprächen verging auch hier die Zeit wie im Flug ... noch zehn solche Fahrten mit Klaus Frick und ich lese vielleicht wirklich mal in Perry Rhodan rein. Zumindest habe ich Spannendes über die SF-Serie erfahren.
Wen und was ich leider verpasst habe: Dieter Rieken war am Eridanus-Stand, wo ich mehrmals vorbeischaute und ihn leider nie gesehen habe (aber immerhin seine Bücher). Theresa Hannig war auch da, ich habe sie leider nicht ein einziges Mal gesehen. Auch den phantastischen Poetry Slam habe ich verpasst, dabei hatte ich mir den noch extra aufgeschrieben, aber dann die Zeit verlabert, was natürlich auch gut war. Und die Ernährungssituation war erwartungsgemäß sehr ungesund bei mir, sprich Pommes und Süßigkeiten :D ... aber es ist ja nicht jeden Tag ein Con.
Auf Instagram habe ich auch noch ein paar Fotos geteilt, dieses Mal alle mit dem neuen Handy geschossen, denn man altes, geliebtes Ding ist unverschämterweise kurz vor dem BuCon verreckt. Auf den Fotos sehr ihr übrigens (sofern ihr die Leute nicht erkannt habt, in der Reihenfolge von oben nach unten): Juri Pavlovic zusammen mit "7 Sorten Schnee", Aiki Mira, Judith und Christian Vogt zusammen mit James Sullivan und ein Teil der Weltenportal-Crew (Yvonne Tunnat, Nicole Hobusch , Christoph Grimm und Anna Eichenbach).
So, ich denke, genug erzählt, die RGZ-Fehler dürft ihr behalten (ich lese wohl die Tage nochmal drüber und korrigiere sie dann). Ab jetzt ein Jahr Vorfreude auf den BuCon 2025 :D
Viele Grüße
- Judith