Bodies (Si Spencer, Dean Ormston, Phil Winslade, Meghan Hetrick, Tula Lotay u.a.)

bodies

Verlag: Panini; (April 2024)
Softcover: 220 Seiten; 26 €
ISBN-13: 9783741638312

Genre: Drama/ Krimi


Klappentext

Eine Leiche. Vier Epochen. Eine Geschichte.

In diesem Comic, auf dem der gleichnamige Streaming-Hit basiert, taucht in London in vier verschiedenen Epochen dieselbe Leiche auf: 1890, während Jack the Ripper das Herz des viktorianischen Empires unsicher macht. 1940, als Bomben auf die englische Hauptstadt regnen. 2014, das Jahr, in dem Nationalisten ungeniert im East End aufmarschieren.
Und 2050, nach der alles verändernden Apokalypse.
Inspektor Edmond Hillinghead, Detective Seargant Shahara Hasan und Co. ahnen nicht, dass all diese Fälle zusammenhängen …

Der als Netflix-Serie adaptierte Comic komplett in einem Band! Geschrieben von Si Spencer (Hellblazer), gezeichnet von Dean Ormston (Lucifer), Phil Winslade (Howard the Duck), Meghan Hetrick (Die sensationelle Wonder Woman) und Tula Lotay (American Vampire 1976).


Rezension

In den Jahren 1890, 1940, 2014 und 2050 taucht an der exakt selben Stelle in der Longharvest Lane die Leiche eines nackten Mannes auf. Damit aber nicht genug, wie Detective Sergeant Shahara Hasan im Jahr 2014 feststellen muss. Denn es ist nicht nur der gleiche Ort an dem die Leiche erscheint, sondern auch immer derselbe Tote. Und eigentlich geht dies sogar noch weiter zurück, denn auch vor 3000 Jahren wurde bereits derselbe Mann an dieser Stelle getötet. So versuchen also vier Ermittler in ihrer jeweiligen Zeit den Mord aufzuklären und ahnen nicht wie alles zusammenhängt.

Si Spencers Bodies wurde von Netflix verfilmt und bekam hervorragende Kritiken, schließlich klingt die Prämisse eines Mordes durch die Zeiten, mit immer demselben Opfer unheimlich interessant. Also lohnt sich auch mal ein Blick auf die Graphic Novel, auf der die Serie basiert.
Kritiker neigen dazu, wenn sie etwas nicht sofort erfassen können und es etwas anspruchsvoller aussieht, sofort zu sagen, es sei brillant, innovativ oder umwerfend. Beispielsweise bei dem Film Donnie Darko geschehen oder halt auch schon bei dem ein oder anderen Werk von Alan Moore, dessen Liga der außergewöhnlichen Gentlemen schlussendlich immer wirrer wurde.
Das soll nicht heißen, dass Literatur nicht unbequem, anstrengend oder herausfordernd sein darf. Ganz im Gegenteil, wenn aus anstregend jedoch quälend und konfus wird, dann befinden wir uns an der Grenze zum Unlesbaren. Und genau an dieser Grenze balanciert Bodies von Si Spencer die ganze Zeit. Jeoch nicht absichtlich, sondern weil Sie Spencer anscheinend besonders anspruchsvoll schreiben wollte, aber dabei vergessen hat, zu erzählen.
Dabei beginnt Bodies stark und mysteriös und in der Geschichte verbergen sich im Prinzip vier wirklich interessante und starke Ideen für eigene Geschichte, aber zusammen findet das alles nicht. In Bodies versammeln sich drei Geschichten in drei unterschiedlichen Zeiten, die sich mit dem Thema Diskriminierung von Minderheiten und Rassismus beschäftigen. Gebündelt in einem Band hätten diese ein faszinierendes Kaleidoskop ergeben und zum Nachdenken anregen können. Und auch die Idee eines Krimis, um einen Toten, der zu unterschiedlichen Zeiten auftaucht und sogar bereits vor 3000 Jahren einmal ermordet wurde, hätte unglaublich viel Potential.
Nur leider kriegt Si Spencer das alles nicht überzeugend zusammen. Er führt die Geschichten der drei Ermittler nicht richtig aus, sondern sie bleiben Stückwerk, der Krimi ist kein Krimi und wird auch nicht befriedigend aufgelöst und zu allem Übel wirft er noch eine okkulte Loge, Zeitreisen, einen seltsamen Mann, rituelle Handlungen und eine Ermittlerin in der Zukunft hinein, die jeden inneren Zusammenhalt und jede mögliche Entwicklung der Figuren zerreißen. Vor allem bei der Ermittlerin in der Zukunft fragt man sich, was das eigentlich soll, eine richtige Verbindung zu dem Rest hat dieser Teil nicht.
Das alles ist am Ende nur noch grotesk, jedoch nicht auf die gute Art, verwirrend und unglaublich quälend zu lesen. Das liegt auch an der fehlenden Auflösung und die Interpretation, die sich mit Nachdenken aufdrängt, ist auch nicht überzeugend und lässt Fragen offen. Nicht zu vergessen der religiöse Symbolismus, der sich in der Geschichte versteckt und zwar eine nette Aussage hat, aber auch untergeht und vor allem, auch nicht viel Sinn ergibt.
So bleibt ein Storygerüst über mit unglaublich viel Potential, dass von Si Spencer jedoch dummerweise selbst effektiv eingerissen wird. Schade, hier hätte etwas packendes, nachdenklich machendes entstehen können, so ist es aber harte Arbeit sich durch diesen Comic durchzukämpfen. Ein Kampf, der sich am Ende nicht lohnt.

Die Zeichnungen wurden von vier verschiedenen Künstlern gestaltet. Jeder von ihnen bekam eine Epoche und sie haben ihren Stil genau auf die jeweilige Zeit abgestimmt. Das sieht richtig gut aus und ist der wirklich überzeugende Teil an Bodies.


Fazit

Bodies von Si Spencer hat eigentlich viele interessante Ansätze zu bieten, um eine Geschichte zu erzählen. Leider ist das zusammen mit den Zeichnungen aber auch schon alles, was den Comic auszeichnet. Konfus, verquer und in Arbeit ausartend präsentiert sich Bodies und tötet beinahe auch das letzte bisschen Lesespaß, der in ihm steckt


Pro & Contra

+ für sich genommen starke Geschichten, die richtig gut hätten werden können
+ Zeichnungen

- statt fordernd, wird der Comic zäh und quälend
- teilweise sehr konfus
- wird nicht richtig aufgelöst
- teilweise fragt man sich, was einzelne Handlungsstränge sollen
- weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen

Bewertung: stern2

Handlung: 2/5
Charaktere: 2,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2,5/5