Dark World (Laura Lam)

dark worldIm Dezember 2019 erscheint "Dark World" von Laura Lam:

"Taema und Tila sind siamesische Zwillinge. Sie wachsen in einer Sekte auf, die jede medizinische Behandlung ablehnt. Als ihnen mit sechzehn die Flucht gelingt, können sie sich endlich voneinander trennen lassen – seither schlägt in der Brust einer jeden von ihnen ein mechanisches Herz. Doch die beiden Schwestern bleiben einander innig verbunden. Zehn Jahre später kommt Tila eines Abends blutüberströmt nach Hause und wird kurz darauf wegen Mordes verhaftet. Taema ist schockiert – und von Tilas Unschuld überzeugt. Als die Polizei ihr einen Deal anbietet, schlüpft Taema in die Rolle ihrer Schwester und taucht ab in die düstere Welt von San Franciscos Drogensyndikaten ..."

Buchdetails:

Aus dem Amerikanischen von Ulrich Thiele 
Originaltitel: False Hearts
Originalverlag: Macmillan
Taschenbuch, Broschur, 448 Seiten, 10,99 EUR
ISBN: 978-3-453-31720-8

Zur Autorin: Laura Lam wuchs in der Nähe von San Francisco auf und lebt heute in Schottland. Sie ist Autorin vieler Kurzgeschichten, Essays und Romane, darunter der preisgekrönten »Micah Grey«-Trilogie. Neben dem Schreiben unterrichtet sie Creative Writing an der Edinburgh Napier University.


(Quelle: Heyne)

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht (Jojo Moyes)

wie ein leuchten in tiefer nachtKürzlich erschien "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" von Jojo Moyes:

"1937: Hals über Kopf folgt die Engländerin Alice ihrem Verlobten Bennett nach Amerika. Doch anstatt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet sie sich in Baileyville wieder, einem Nest in den Bergen Kentuckys. Mächtigster Mann ist der tyrannische Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, ihr Schwiegervater, unter dessen Dach sie leben muss.
Neuen Lebensmut schöpft Alice erst, als sie sich den Frauen der Packhorse Library anschließt, einer der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative von Eleanor Roosevelt gegründet wurden. Wer zu krank oder zu alt ist, dem bringen die Frauen die Bücher nach Hause. Tag für Tag reiten sie auf schwer bepackten Pferden in die Berge.
Alice liebt ihre Aufgabe, die wilde Natur und deren Bewohner. Und sie fasst den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen. Gegen alle Widerstände."

Rezension zu "Ein ganzes halbes Jahr"

Buchdetails:

übersetzt von Karolina Fell
Hardcover, 544 Seiten, 24,00 EUR
ISBN:  978-3-8052-0029-5

Zur Autorin: Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die «Sunday Morning Post» in Hongkong und den «Independent» in London gearbeitet. Der Roman «Ein ganzes halbes Jahr» machte sie international zur Bestsellerautorin. Zahlreiche weitere Nr. 1-Bestseller folgten. Jojo Moyes lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf dem Land in Essex.


(Quelle: rowohlt)

BuCon 2019 - Mehr Phantastik geht nicht ...

Hallo zusammen,

mit etwas Verspätung kommt hier endlich mein Bericht vom Buchmesse Convent 2019, der meinem Empfinden nach sehr gut besucht war. Nach zwei Messetagen und BuCon war ich allerdings ziemlich groggy, weshalb es erstmal nur ein paar Fotos auf unserem neuen Instagram-Account gab. Aber jetzt fangen wir erst einmal von vorne an:

Samstag morgens ging es wieder Richtung Frankfurt, mit einem TGV, der ebenso wie viele unserer ICEs in einem mittelprächtigen Zustand war. Nachdem ich bis Mannheim einen Sitzplatz hatte, musste ich den Rest der Fahrt auf dem Treppchen am Ausgang (neben dem Klo -_-) verbringen. Aber warum für eine halbe Stunde für die Sitzplatzreservierung zahlen? Zudem hatte ich so den Vorteil, in Frankfurt nicht mehr weit laufen zu müssen. Ich kam etwas zu spät, was nicht so schlimm war, da Eva Bergschneider von phantastisch-lesen.com, die mich bereits auf der FBM begleitet hat, noch mit dem Fahrkartenautomaten kämpfte. Mit der S-Bahn ging es nach Dreieich und im Bus zum Bürgerhaus trafen wir auf Jenny-Mai Nuyen - was sehr schön veranschaulicht, wie familiär der BuCon ist. Als Phantastikfan kann man hier viele, viele Autor*innen treffen und sich Bücher signieren lassen. Dazu gab es über 50 Lesungen, bunt gemischt mit verschiedensten Phantastikgenres (SF, Fantasy, Steampunk, Hopepunk, und alles, was das Herz begehrt), mit bekannten und (noch) nicht so bekannten Autor*innen.

swantje lesung bucon19Ich persönlich gehe höchst selten zu Lesungen, ist einfach nicht so meins, aber bei unserer Redakteurin Swantje Niemann (siehe Foto links) musste ich natürlich vorbeischauen. Sie laß aus "Drúdir - Dampf und Magie" den stimmungsvollen Anfang vor und bot mit einer Meeresdrachenszene einen exklusiven Ausblick auf den dritten Band ihrer Trilogie. Ihre Lesung war ziemlich gut besucht und im Publikum fanden sich einige Leser*innen im Steampunkoutfit. Auch Eva war natürlich dabei, denn sie ist ein großer "Drúdir"-Fan.

Danach besuchte ich die Doppel- bzw. eigentlich Dreifachlesung von James A. Sullivan und Judith und Christian Vogt, die aus "Die Stadt der Symbionten" und "Wasteland" lasen und sich gegenseitig die Dialogstimmen liehen. Passend zu seinem SF-Roman war die Erzählstimme von James Sullivan eher ruhig, während er die Leser in die Eiskammern unter der Kuppelstadt Jaskandris entführte. Für "Wasteland" übernahm Judith Vogt die Erzählstimme, James Sullivan durfte Protagonist Zeeto sprechen und Christian Vogt übernahm Zeetos Oma Riika und den WiFi-Schamanen Root, der wohl sagen würde: Ihr werdet diese Lesung sehr genossen haben! Man merkte, dass Judith und Christian Vogt ein eingespieltes Team sind, so schön, wie sie zusammen ululululiert haben ("Ulululululu" schreien die Gangs auf ihrem gigantischen Schaufelradradbagger, "Mad Max" meets Rheinland). Auch diese Lesung war gut besucht, so mancher versteckte sich gar noch am Boden, wie beispielsweise Theresa Hannig, die mehr oder weniger "privat" auf dem BuCon war, also keine Lesung hatte und selbst nach Büchern stöberte. Ich hatte sie bereits auf der FBM kurz gesehen, aber wirklich viel Zeit zum Reden hatten wir dieses Jahr irgendwie nicht.

Ich habe tatsächlich auch nur zwei Bücher gekauft, "Sand & Wind" von Elea Brandt (was Swantje im aktuellen "Wüsten"-PHANTAST besprochen hatte) und die Anthologie "Aeronautica" aus dem Art Skript Phantastik Verlag. Eigentlich wollte ich noch weiter stöbern und noch etwas kaufen, aber ich traf immer wieder Leute, kam hier und da ins Gespräch, lernte neue Leute kennen, die #mehrunfug machen, und hing dann irgendwann erschöpft im Stuhl in einer Autor*innenrunde, die sich so langsam aufs Abendessen einstimmte. Praktischerweise mussten wir nicht weit laufen, direkt im Bürgerhaus gibt es ein Steakhaus mit superleckerem Schnitzel (ich hätte mich reinlegen können, wirklich, ganz ganz ganz lecker!). Die Wahl aufs Steakhaus fiel, weil es dort eine schöne Auswahl vegetarischer Gerichte gab und so wie ich es mitbekommen habe, waren alle mit ihrem Essen sehr zufrieden. Spät abends hatte ich zudem den Service, dass mich der "Perry Rhodan" Chefredakteur höchstpersönlich nach Karlsruhe gefahren und quasi vor der Haustür abgeliefert hat (vielen Dank nochmal!). Es war eine unterhaltsame Fahrt durch eine stockfinstere, verregnete Nacht.

Dadurch, dass ich immer wieder bei befreundeten Autor*innen und Redakteur*innen hängen blieb, hatte ich wenig Zeit, an den Ständen der Kleinverlage zu stöbern. Zwischendrin gab es plötzlich Applaus und ich bekam später mit, dass Ann-Kathrin Karschnick mit dem BuCon Ehrenpreis ausgezeichnet wurde. An den Tischen der Kleinverlage war permanent so viel los, dass ich nicht so wirklich zum Gucken kam und wenn doch, versank ich in einem Gespräch mit den Verleger*innen oder Autor*innen, die gerade am Stand waren. Immerhin habe ich einige interessante Bücher abfotografiert, um sie jetzt in Ruhe zu googeln. Viele Titel kannte ich auch schon oder meine Kolleg*innen haben sie breits (meist positiv) rezensiert, sodass ich euch sagen kann, dass es bei den deutschen Kleinverlagen wirklich tolle Titel gibt und ihr auf dem BuCon vieles entdecken könnte, was ihr in den großen Buchhandelsketten nicht finden werdet. Dazu habt ihr oft die Chance, die Bücher gleich signieren zu lassen und Fotos zu machen. Als Phantastikfan kommt man voll auf seine Kosten, mehr als in Frankfurt, wo die Phantastik in diesem Jahr wieder unterrepräsentiert war ...

So, das war's nun erstmal mit Messeberichten. Ich hoffe, wir konnten euch einen Eindruck vermitteln, wie wir die Tage in Frankfurt und Dreeich erlebt haben und die Daheimgebliebenen damit ein bisschen trösten. Ich danke allen für die tollen Gespräche, wie immer war es schön, euch alle wiederzusehen, auch wenn ich mir manchmal etwas mehr Zeit für einzelne Personen wünschen würde - ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr wieder :)

- Judith

 

sullivan voegte bucon19

von links nach rechts: James A. Sullivan, Judith C. Vogt und Christian Vogt

fbm19 - „Dream Ursula“, der BuCon und der 20.10.

Während das Science-Fiction-Panel „Think Ursula“ 2018 auf dem Gelände der Messe stattfand, musste man ein wenig laufen, um den Veranstaltungsort der Nachfolgeveranstaltung „Dream Ursula“ zu erreichen: Ein Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs. Es fanden vor allem andere Phantastik-Autor*innen den Weg dorthin, um den Panelist*innen James Sullivan, Alessandra Reß, Christoph Hardebusch, Regine Bott, Kai Hirdt und Natalja Schmidt zu lauschen. Moderiert wurde von Diana Menschig. Die Veranstaltung begann mit einer Keynote von Theo Downes-Le Guin. Der Sohn Ursula K. le Guins leitete den Vortrag mit einem Bild ein: Einer verspielten Skizze seiner Mutter, die „Balloon Cats on a Quiet Day“ zeigte. Liebevoll zeichnete er das Bild einer klugen, humorvollen Frau und gab einen Einblick in ihren Arbeitsplatz oder in ihre letzte gemeinsame Reise. Im Weltenschöpferinnen-Phantast gibt es übrigens einen langen Artikel über sie.

Die Veranstalter*innen hatten sich die Kritik an „Think Ursula“, wo die Redezeit sehr ungleich verteilt war, offenbar zu Herzen genommen, denn diesmal hatte jede*r Teilnehmer*in die Gelegenheit, exakt vier Minuten lang auf zwei Fragen zu antworten, die sie sich zuvor aus einem Katalog ausgesucht hatten. So sehr sich die Moderatorin auch bemühte, die Fragen und Antworten miteinander in Verbindung zu bringen, ergab sich dadurch doch eher der Eindruck, zahlreichen Mini-Vorträgen zu lauschen – die allerdings alle in sich sehr spannend waren.

Es ging um Science Fiction als Inspiration für Wissenschaft und Gesellschaft, utopische Gesellschaftsentwürfe, um die Zukunft der Arbeit, um Menschenrechte, künstliche Intelligenz und zeitgemäße Held*innen. Nahezu jedes der angesprochenen Themen hätte der Gegenstand eines eigenen Panels sein können. James Sullivan erklärte, dass Science Fiction nicht die Zukunft vorhersage (er stimmte Le Guin darin zu, dass „Science Fiction lügt“). Allerdings beeinflusse sie aktiv die Zukunft. Nach den wichtigsten Regeln für das zukünftige Zusammenleben gefragt, plädierte er leidenschaftlich dafür, antidemokratischen Kräften entschieden entgegenzutreten und Menschenrechte als nicht verhandelbar anzusehen.

Alessandra Reß verwies auf die von Schuld und Selbstzweifeln geplagte Protagonistin von Jay Kristoffs „Nevernight“ und fragte, ob selbstkritische Antiheld*innen im Vergleich zu Hauptfiguren, die im Glauben an ihre eigene moralische Überlegenheit zahlreiche „Bauernopfer“ akzeptierten, nicht in mancher Hinsicht besser dastünden. Natalja Schmidt zitierte als Reaktion auf die gleiche Frage die Helden-Definition aus Zedlers Universallexikon (18. Jahrhundert), um deutlich zu machen, wie sehr sich der Inhalt des Begriffs gewandelt habe – alle waren sich einig, dass ein*e Held*in nicht länger ein außergewöhnlich starkes „Mannsbild“ sein müsse. Stattdessen hob sie Aufopferungsbereitschaft und Mitgefühl als heroische Eigenschaften hervor. Auf die Frage, ob KIs Menschenrechte haben sollten und respektieren würden, kam von Regine Bott die trockene Antwort, dass man deren Einhaltung erstmal für Menschen garantieren müsse.

Christoph Hardebusch verlieh auf die Frage nach dem Stellenwert von Arbeit in der Zukunft hin seinem Wunsch Ausdruck, dass deren Wert nicht länger nach der Höhe des Gehalts bemessen werde. Ich musste in diesem Zusammenhang an die beiden Bücher Bullshit Jobs und Utopien für Realisten denken.

Immer wieder kehrte das Gespräch zur gesellschaftlichen Realität zurück – soviel zum Thema Science Fiction als von der Realität entkoppelter Eskapismus. Ebenfalls wurde – sehr passend zum Thema – immer wieder auf das Werk Le Guins verwiesen, insbesondere auf The Dispossessed und The Left Hand of Darkness. Anschließend las Jenny-Mai Nuyen aus ihrem Fantasyroman Die Töchter von Ilian und wurde anschließend von Autorin und Lektorin Jennifer Jäger zu ihren Inspirationsquellen interviewt, darunter die Geschichte der Kupferzeit und Fragen rund um Geschlecht und Macht. Es war eine schöne Lesung und ein spannendes Interview, und da es bei letzterem auch um gesellschaftliche Kontexte ging, schlug es einen Bogen zurück zum Panel, auch wenn eine Fantasy-Lesung nach einem Science-Fiction-Panel ein wenig überraschte.

Doch so spannend die einzelnen Beiträge auch waren, ergab sich dadurch, dass die Interviewten und Panelist*innen nicht unmittelbar aufeinander reagieren konnten, kein stimmiges Ganzes. Die Bezüge aufeinander wirkten gezwungen und die gesamte Veranstaltung blieb die Summe ihrer Teile. Eventuell würde sich für eine Folgeveranstaltung ein kleineres, weniger starr moderiertes Panel mit einem klaren Schwerpunkt und mehr Austausch anbieten.

Am nächsten Tag verzichtete ich darauf, die Messe zu besuchen. Isa Theobald, Autorin und Lektorin bei Edition Roter Drache, deren Buch Tintenphönix vor kurzem erschienen ist, war so nett, mich zum BuCon nach Dreieich zu fahren. Dort hatten zahlreiche kleine Verlage ihre Stände aufgebaut, und neben den bekanntesten Gesichtern der deutschen Phantastik waren auch viele Autor*innen unterwegs, deren Bücher (noch) eher Geheimtipps sind, wie z.B. Elea Brandt. Im aktuellen Phantast gibt es übrigens ein Interview mit ihr und eine Rezension zu „Sand und Wind“, ihrem Wüsten-Fantasy-Roman, dessen Fortsetzung „Sand und Klinge“ dieses Jahr erschienen ist. Ich lernte endlich Erin Lenaris, mit der ich schon lange online Kontakt gehabt hatte, persönlich kennen. Sie und Veronika Carver lasen im Cosplay und mit ihren Maskottchen (Drache und Chamäleon) auf dem Tisch aus den neuesten Titeln aus der Ring-Chroniken- und der Wyvern-Serie. Wer mehr über Erins Welt ohne Regen erfahren möchte, findet ihren Werkstattbericht ebenfalls im Phantast.

Meine eigene Lesung lief ebenfalls sehr gut – ich teaserte schon mal Band drei der Drúdir-Trilogie an, und erzählte dem Publikum bedauernd, dass ich zwar dazu gekommen war, schaurige Tiefseedrachen einzubauen, aber nicht die ciarvanische Kugelrobbe. Anschließend schlich ich mich in die Lesung von Judith und Christian Vogt und James Sullivan, die mit verteilten Rollen als Die Stadt der Symbionten und Wasteland lasen, und hatte sehr viel Spaß dabei, ihnen zuzuhören. Ich unterhielt mich mit vielen verschiedenen Leuten und lernte z.B. Henning Mützlitz kennen, der neben Fantasy auch historische Romane schreibt. Schließlich nahm mich Kai Meyer zurück nach Frankfurt und wir unterhielten uns noch ein wenig über Lesungen und die Herausforderung, dafür Stellen in Büchern zu finden, die kein Vorwissen erfordern und nicht spoilern.

Anders als die vorhergegangenen Tage, an denen die Messe nur Fachbesucher*innen und am Freitag zusätzlich noch Schulklassen offenstand, waren Samstag und Sonntag Verkaufstage, an denen alle Interessierten Zugang zur Messe hatten. Gerade in den Hallen, in denen Belletristik verkauft wurde, drängten sich die Besuchenden. Wo bekannte Autor*innen signierten bildeten sich bemerkenswerte Schlangen und in so einigen Gängen konnte man sich nur im Schneckentempo bewegen. Viele der Autor*innen und Verkäufer*innen waren ähnlich müde und reizüberflutet wie ich, taten aber erfolgreich ihr Bestes, um gute Stimmung zu verbreiten. Ich traf Nora Bendzko, die zwischen Gesprächen mit anderen Autor*innen und Arbeit an ihrem aktuellen Romanprojekt wechselte, und sprach noch einmal mit den Leuten vom PAN e.V., deren große Buchverlosung eine Menge Leute anzog und mein „Hilfe, mein Koffer ist zu klein“-Gefühl verstärkte.

Darüber hinaus hörte ich mir noch zwei Bühnenveranstaltungen an. Die erste war ein Panel, auf dem Bernhard Hennen, Carsten Steenbergen und Diana Menschig über die Zusammenarbeit von Autor*innen und Lektor*innen sprachen. Da ging es um die Fähigkeit von Lektor*innen, Autor*innen zu motivieren, das volle Potenzial ihrer Ideen auszuschöpfen, aber auch die Gefahr, an eine Person zu geraten, die einen Text nach ihren eigenen Ideen umgestalten will. Die drei sprachen über Lieblingsformulierungen, die dann dutzende Male im Text auftauchen, über das gute Gefühl, wenn ein*e strenge*r Lektor*in mal einen Smiley dalässt, und die Erschöpfung und die kleinen Knackse im Ego nach mehreren Stunden Korrekturen bearbeiten. 

Die zweite Veranstaltung, der ich lauschte, wurde vom Layman e.V. ausgerichtet, einem Cosplay-Verein, der Geld für wohltätige Zwecke sammelt. Die auf langjährige Erfahrung zurückblickende Cosplayerin Nero erklärte, wie man am Besten für Kameras posiert. Sie hatte solide Ratschläge parat (Finger auffächern, Körperspannung, sich je nach Winkel ein wenig vorlehnen, damit der Kopf nicht zu klein wirkt, …) und zwei Cosplayer*innen demonstrierten, was sie sagte. Das Ganze war recht locker und witzig angelegt, allerdings wären ein paar der Bemerkungen, die zwischen den Präsentierenden hin und her flogen, wenn überhaupt in einem privaten Setting besser aufgehoben gewesen (z.B. Witze über den Bauchumfang des die Veranstaltung moderierenden Vereinsvorsitzenden). Schade war auch die Notwendigkeit einer Warnung, dass man mit fremden Fotografen nie allein sein sollte.

Hannes Riffel von Fischer Tor nahm sich die Zeit, mir zu zeigen, dass die große kommentierte Dracula-Ausgabe, die vor kurzem herauskam, anders als das englischsprachige Original auf ihrem Cover verschiedene Texturen mischt und teilweise farbige Illustrationen hat. Nach Buchtipps gefragt ermunterte er mich, in Electric State zu blättern, einer melancholischen, postapokalyptischen Geschichte, die durch atmosphärische Texte und vor allem Bilder erzählt wird. Wir beide bedauerten, dass die Übersetzung von Mark Lawrence’ Buch des Ahnen-Trilogie bisher nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit findet, wie sie verdient (ein Schicksal, das sie mit so tollen Reihen wie Robert Jackson Bennets Die göttlichen Städte und N.K. Jemisins Zerissene Erde (Rezension im Weltenschöpferinnen-Phantast) und den Folgebänden teilt, die im englischsprachigen Raum von der Kritik gefeiert wurden und durchaus populär sind, aber hier nicht annähernd so beliebt zu sein scheinen).

Schließlich machte ich mich mit schmerzenden Füßen auf den Weg zurück zu meiner Unterkunft und grübelte darüber, wie ich einen großen Beutel voller Info-Material und neun Bücher wieder nach Berlin transportieren sollte.

- Swantje

fbm19 - Phantastische Leckerbissen (18.10.2019)

Hallo zusammen,

während ich erstmal gegessen habe, hat Jessica ihren Bericht schon geschrieben: klick. Mein Zug nach Hause hatte etwas Verspätung und irgendwie habe ich den Tag noch nicht so ganz sortiert in meinem Kopf, auch wenn ich eigentlich gar nicht so viele Termine hatte und viele tolle Leute getroffen habe. Aber es war wieder voll, sehr voll, und der dauerhaft hohe Lärmpegel hat an meinen Nerven gezehrt. Trotzdem war es ein guter Messetag und zunächst möchte ich auf einige phantastische Titel im kommenden Winter / Frühjahr hinweisen, die ihr euch schon einmal merken solltet:

im zeichen der mohnblumeMorgens waren wir bei den Fischer Verlagen und Fans von Kai Meyer können sich auf die Rückkehr des "Merle"-Zyklus freuen. Die Bücher werden neu aufgelegt, inklusiver prachtvoller Gestaltung, und es wird Neues von Merle geben! Mit "Töchter der Freiheit" von Theresa Jaßberger wird "feministische Fantasy" erscheinen, wobei der Titel im normalen Fischer-Programm platziert wird. Insofern bleibt abzuwarten, wie hoch der Fantasyanteil sein wird. Bei TOR erwartet euch mit "Hallow Kingdom" ein Mix aus Climate Fiction und Tierfantasy von Kira Jane Buxton: Während die Menschen aufeinander losgehen und Seattle sich binnen kurzer Zeit in ein Trümmerfeld verwandelt, müssen Bloodhound Dennis und die Krähe S.T. die Dinge wieder in Ordnung bringen. Fans von Frank Miller ("Sin City", "300", ...) dürfen sich auf den Roman "Cursed" von Tom Wheeler freuen, der von Miller illustriert wurde (s/w und farbig). Netflixgucker kennen den Titel vielleicht schon .. es erwartet euch eine moderne, düstere Neuerzählung der Artus-Sage. Hinzu kommen einige Fortsetzungen, doch insgesamt fällt das TOR-Programm wieder relativ klein aus.

Der Termin bei Blanvalet war für mich die Überraschung des Tages. Mit "Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin" erscheint die Übersetzung von "The Poppy War" von R. F. Kuang: Fantasy, inspiriert von chinescher Geschichte mit Göttern und Magie (das Buch hat Swantje gut gefallen, siehe PHANTAST #21 "Weltenschöpferinnen"). Wer phantastische Krimis mag, kann sich auf "Rheanne - Mord am Kaiserhof" freuen und mit "T.I.M.E Stories -- Jagd durch die Zeit" von Christophe Lamnbert erscheint bereits im Dezember das offizielle Buch zum preisgekrönten Brettspiel. Ganz besonders freue ich mich zudem auf "Die Chroniken von Alice -  Finsternis im Wunderland" von Christina Henry, einen Horror-Version von "Alice im Wunderland", in der Alice aus der Psychatrie ausbricht. Erinnert spontan an das Spiel "Alice - Madness Returns" (siehe PHANTAST #2 "Dunkle Zeiten"), das mir ungemein gefallen hat. Als nicht-phantastischen Buchtipps will ich euch zudem "Der Atlas für Neugierige" von Ian Wright nicht vorenthalten, ein Buch zum Schmökern für alle, die unnützes Wissen lieben.

Während viele Verlage mal mehr mal weniger Phantastik im Programm haben, bietet Piper kontinuerlich gute Fantasy- und SF-Titel, weshalb dieser Termin zu meinen Lieblingsterminen gehört. Im kommenden Programm erwartet euch unter anderem "Die letzte Astronautin" von David Wellington: SF mit einem außerirdischen Objekt, das der Erde nahekommt und einer Protagonistin, die bereits den Mars besucht hat, dort gescheitert ist und nun im Anbetracht der Bedrohung wieder gebraucht wird. Mit "Das Flüstern der Magie" erscheint von Laura Kneidl ein Einzelband, also die perfekte Gelgenheit, einmal etwas von ihr zu lesen. Für Fantasyliebhaber dürfte zudem "Die Krieger des Altaii" von Robert Jordan ein Schmankerl sein, denn dabei handelt es sich um seinen ersten Roman, der bisher nie veröffentlicht wurde.

taiwan postkarte fbm2019Lübbe hat sein Phantastikprogramm in den letzten Jahren bereits verkleinert, doch auch hier könnt ihr euch auf ein paar Titel freuen. Mit "Das Buch der gelöschten Wörter" erscheint eine Urban-Fantasy-Trilogie von Mary E. Garner, bei der die Folgebände im Abstand von jeweils zwei Monaten nachkommen. Und mit "Das Schattentor" wagt sich Akram El-Bahay ins historische London, wobei auch hier sicher der orientalische Einfluss zu spüren sein wird.

Die Comicverlage sind von der Frankfurter Buchmesse weitgehend verschwunden. Cross Cult hält noch in Halle 3.0 bei den phantastischen Kleinverlagen die Stellung. Ansonsten dürfte für Comic- und Mangafans vor allem Halle 4.0 interessant sein, wo sich die asiatischen Verlage finden. Dort kann man hübsche Postkarten (siehe Foto) ergattern, wenn man im richtigen Moment am Stand vorbeiläuft.

Die Mittagspause verbrachte ich mit einem kleinen Autor*innenrudel (Judith C. Vogt, James A. Sullivan, Ann-Kathrin Karschnick und Swantje Niemann), dazu gesellten sich James' Frau und die "Antagonisten". Da Ann-Kathrin uns den Platz freigehalten hat, hat sie ihre Pommes später geholt und während die noch aß, hat es angefangen zu schütten ... ganz Gentleman hat ihr James Sullivan dann den Schirm gehalten, während wir anderen geflüchtet sind und uns untergestellt haben. Nach dem Essen musste natürlich ein Gruppenselfie gemacht werden, dass ihr auf Twitter und Instagram findet (ich konnte mich noch halbwegs verstecken). Leider haben wir uns recht schnell wieder verstreut, weil Termine, aber es war schön, alle mal wieder (oder zum ersten Mal) live zu sehen! Übrigens sind all diese Autor*innen extrem lesenswert :)

Zwischen den Verlagsterminen nachmittags haben Eva und ich uns einen Tee gegönnt, der übrigens gratis ausgeschenkt wird im Innenhof (einfach dem riesigen Yogi-Tea-Fläschchen folgen). Man muss nur 2 Euro Pfand für die Tasse hinterlegen und bekommt die dann zurück. Die Tasse Tee war die perfekte Gelegenheit, ein bisschen zur Ruhe zu kommen und den Messeaufenthalt bewusst zu genießen. Meistens rennt man ja doch nur von Termin zu Treffen zu Termin und dann ist der Tag ganz schnell vorbei ...

Mit meiner Konzentration ist es jetzt auch vorbei, es wird Zeit fürs Bett. Morgen geht es zum BuCon (BuchmesseConvent), wo sich die phantastische Kleinverlagsszene präsentiert. Da will ich auch ein paar Bücher erwerben ... morgen gibt es also einen Bericht vom Beutezug. Frankfurt sage ich für dieses Jahr auf Wiedersehen und spüre schon ein bisschen den Buchmessenblues ...

- Judith

lyx fbm19

 (so schön farblich sortiert ist mein Bücherregal natürlich nicht ...)