Liebe LeserInnen,
im zweiten Teil unserer Geschenktipps widmet sich unser Redakteur Markus ganz den Comics:
Das Jahr ist fast rum, Weihnachten steht mal wieder vor der Tür und damit stehen die Geschenktipps an. Und dieses Jahr hatte für mich als Comicfan so einiges zu bieten, was unter dem Weihnachtsbaum gerne landen darf. Irgendwie scheinen sich die Verlage im Moment gegenseitig überbieten zu wollen mit tollen Ausgaben von Klassikern und fantastischem neuen Lesefutter. Dabei ist vieles, welches nicht nur Comicfreunde freuen, sondern auch neue Leser für diese Kunstform generieren dürfte. So manches Juwel wurde dieses Jahr veröffentlicht und so fällt es mir recht schwer eine Auswahl zu treffen. Aber hier ist der Versuch.
Und es geht gleich los mit einem kleinen Verlag, der sich langsam aber sicher zu einem meiner Lieblingsverlage entwickelt. Denn gleich drei Geschenktipps kommen von ihm. Da wäre als erstes der sehr düstere Thriller Narben, der keine leichte Kost ist und den Leser mit in den Abgrund zieht. Fröhliche Weihnachten sehen sicher anders aus, aber Narben ist es wert verschenkt zu werden. Gleiches gilt für Slaine den Keltenkrieger. Der gehörnte Gott ist tief in der keltischen Mythologie verankert und ein wahres Biest, über das sich jeder freuen dürfte, der sich für die Kelten und ihre Geschichte interessiert.
Für mich persönlich am wichtigsten ist der folgende dritte Geschenktipp: Usagi Yojimbo! Als Ronin zieht Usagi durch das mittelalterliche Japan und erlebt jede Menge spannende Abenteuer. Aber vor allem bringt Autor und Zeichner Stan Sakai dem Leser die Kultur des alten Japans und der Samurai näher. Besser dürfte dies nie umgesetzt worden sein. Usagi Yojimbo ist episch, emotional, ruhig, wild, brutal, herzergreifend, tragisch - ganz einfach so wie das Leben. Dazu kommen die vorzüglichen Zeichnungen Stan Sakais und sein Mut auch ungewöhnliche Themen anzugehen. Dies ist einfach perfekte Comicunterhaltung, die gleichzeitig etwas zu sagen hat. Leider hat Usagi Yojimbo bisher ein Schattendasein in Deutschland gefristet, aber vielleicht ändert sich dies mit dieser neuen Gesamtausgabe, die mittlerweile bei Band 15 angelangt ist und damit weiter als alle anderen bisherigen in Deutschland. Für Kampfsportler ist dies sowieso das ideale Geschenk, aber vor allem auch für alle, die an der japanischen Kultur Interesse haben oder einfach nur an unheimlich guten und gut erzählten Geschichten.
Eine weitere Neuausgabe ist dann auch gleich mein nächster Tipp. Gaston ist in diesem Jahr nach der Gesamtausgabe Der ganze Gaston aus dem Jahr 2015 neu aufgelegt worden. Dieses Mal in 21 Einzelalben, im Hardcover und neukoloriert und vor allem eines ist wichtig: In dieser Ausgabe soll wirklich alles über ihn enthalten sein. Wer Gaston noch nicht kennt, wird ein Juwel des Humors entdecken und Gastonkenner dürften die liebevollen Aufmachung der Ausgabe zu schätzen wissen.
Fast ebenso witzig wie Gaston und eine wirkliche Überraschung ist Die Campbells von José Luis Munuera. Das der Autor und Zeichner wunderbare, märchenhafte Comics zu zeichnen vermag, war spätestens nach Zauber bekannt. Dass er aber umwerfend komisch sein kann, nicht so ganz. Die Geschichten über die Piratenfamilie Campbell sprühen vor Witz und sollten unter jeden Weihnachtsbaum zu finden sein und eignen sich als Geschenk für jedes Alter. Wer Fan von Spirou & Fantasio ist, dürfte sich über die Reihe über Zyklotrop, den Erzfeind Spirous freuen, die nur so vor Witz und herrlichen Einfällen sprüht und ebenfalls von Munuera geschrieben und gezeichnet wurde.
Emmanuel Lepage hat einen neuen Comic gezeichnet und damit gehört dieser selbstverständlich auch zu den Empfehlungen fürs Weihnachtsfest. Es dürfte kaum einen anderen geben, der auf diese unvergleichliche Art und Weise die Wildheit und Schönheit des Meeres einfängt, wie er es in Die Fahrten des Odysseus tut. Seine Zeichnungen gepaart mit dem menschlichen Drama, welches mit der Irrfahrt des Odysseus verknüpft wird, sorgen für ein ganz besonderes Leseerlebnis.
Das Comicjahr hatte ebenso ein paar Comic von deutschen Autoren und Zeichner zu bieten, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Message von Cristin Wendt und Ronja Büscher entführt in eine düstere Zukunft, in der der Horror real ist. Message ist rasant und spannend geschrieben und die zeichnerische Umsetzung zieht den Leser mitten ins Geschehen.
Ein ganz besonderes Kaliber auf diesem Gebiet ist Land of Giants. Die Zeichnungen bei dieser Dystopie stammen von Timo Wuerz und das bedeutet, sie sind opulent, beeindruckend, atmosphärisch, einfach perfekt. Wer sonst keine Comics liest, wird zu diesem trotzdem nicht Nein sagen können, dafür ist die Qualität der Bilder und sein graphisches Erzähltalent einfach zu gut. Dieser Comic ist wie Lepages Die Fahrten des Odysseus eine wahre Augenweide.
Mit Bram Stoker´s Dracula geht es wieder etwas in die Horrorrichtung. Der Film von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1992 gilt vielen als beste Verfilmung des Stoffes. Mike Mignola und Roy Thomas waren damals für die Comicumsetzung verantwortlich, was für Mike Mignola sozusagen ein Heimspiel war, war er doch Mitglied des Designteams des Films. Er zeigt hier bereits sein Können und Potenzial, was sich dann bei Hellboy voll entfalten sollte. Dadurch wird dieser Dracula zu einer sehr düsteren Angelegenheit und vor allem eine der besten Umsetzung von Bram Stokers Roman.
Zum Abschluss möchte ich noch zwei ganz besondere Comic empfehlen. Bereits letztes Jahr habe ich mit Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck einen Comic von Séverine Gauthier empfohlen und dieses Jahr findet sich eine weitere ihrer Geschichten auf meiner Liste. Herz aus Stein ist erneut eine wunderbares, einfühlsames Märchen, das von Jérémie Almanza in wunderschönen Bildern eingefangen wurde. Ein Geschenk über das sich sicher jeder freut.
Gleiches gilt für Das letzte Einhorn. Für viele gehört der Film einfach dazu und nun ist die Comicumsetzung des Romans und des Films in einer richtig schönen Ausgabe erschienen. Peter B. Gillis, Renae De Liz und Ray Dillon haben eine Umsetzung geschaffen, die den Geist der Vorlage einfängt und sich bei den Charakteren zwar im Aussehen am Film orientiert, aber doch eigenständig ist.
Die Liste an Comics könnte ich noch weiterführen, aber irgendwo muss auch Schluss sein und so bleibt mir nur noch eine letzte Empfehlung und zwar die, einmal über seinen Schatten zu springen und zu einem Comic zu greifen, wenn man es sonst nicht tut. Mit Sicherheit wartet die ein oder andere Überraschung auf Neuleser. Denn Comics sind mehr als Superhelden, viel mehr. Sie sind großes Drama, wichtiger Kommentar und hohe Kunst. Einfach mal in unserer Rubrik stöbern, in der sich für jeden etwas findet. Und beim Lesen ein heißes Getränk genießen oder wie Gambert, dessen letzter Band dieses Jahr erschienen ist, vielleicht ein Bier.
Demnächst folgen nochmals ein paar Romane als Geschenktipps. Und natürlich lohnt es sich weiterhin, in die Tipps früherer Jahre reinzuschauen!
Viele Grüße von Eurem
LiteratopiaTeam