Liebe LeserInnen,
bereits Anfang des Jahres habe ich einen kleinen Ausblick auf das Bücherjahr 2019 gewagt, wobei entsprechend des frühen Zeitpunkts nur Titel aus dem Winter / Frühjahr dabei waren. Zwei davon sind bereits rezensiert: "Die Stadt der Symbionten" von James A. Sullivan sowie "Gold & Schatten - Das erste Buch der Götter" von Kira Licht. Auf "Miami Punk" von Juan S. Guse hatte ich mich besonders gefreut, allerdings liegt das Buch seit zwei Monaten bei mir und ich habe noch nicht einmal das erste Drittel gelesen. Thematisch hat mich der Roman sehr gereizt, wobei mir die hohe Seitenzahl zu Denken gab. Leider zieht sich das Buch tatsächlich in die Länge, was vor allem daran liegt, dass der rote Faden kaum erkennbar ist. Der Stil von Juan S. Guse ist detail- und abwechslungsreich inklusive einiger cooler Formulierungen, doch "Miami Punk" liest sich alles andere als flott weg. Ich lese jetzt erst einmal etwas anderes und kehre später zu diesem durchaus interessanten, aber gänzlich anders als erwarteten Roman zurück. "Nekkiri" von Alex Kühnert hat dagegen noch nicht den Weg in mein Regal gefunden, einfach, weil ich momentan wenig Lust auf diese Art von Fantasy habe, auch wenn ich die Idee nach wie vor spannend finde.
Da inzwischen beinahe alle Herbstvorschauen online sind, hat sich meine Wunschliste entsprechend erweitert. Insofern schiebe ich hiermit einen Ausblick auf den Bücherherbst 2019 nach ;-)
"Wasteland" von Judith C. Vogt und Christian Vogt (Oktober 2019)
Ich mag den Stil und die Figuren von Judith und Christian Vogt unglaublich gerne, insofern bin ich froh, dass die beiden weiterhin sehr produktiv sind und nach dem grandiosen zweiten Band der "13 Gezeichneten" mit der "Mad-Max-Utopie" "Wasteland" im Herbst nachlegen. Die Autoren haben Mut zu ungewöhnlichen Settings und entführen die Leser diesmal in eine Dystopie, die gleichzeitig Utopie sein soll. Man fühlt sich tatsächlich an Mad Max erinnert, wobei "Wasteland" nicht in der Wüste spielt, sondern in einer tristen Zukunft, in der die Menschheit von einer Seuche dezimiert wurde und Protagonistin Laylay als Einzige immun zu sein scheint. Sie soll den Sohn einer alten Händlerin aus dem Ödland retten und kommt einem Geheimnis auf die Spur ... so weit, so gut, die Handlung klingt nicht neu, aber die Stärken von Judith und Christian Vogt sind ohnehin die Authentizität ihrer Charaktere und die dichte Atmosphäre, die mit vielen originellen Details besticht. Egal ob Eiszeit-Steampunk, römisches Sternenreich oder napoleonische Fantasy - als Leser versinkt man in ihren Welten und fiebert mit den Protagonisten mit (und steigert sich in den Hass auf die Antagonisten hinein).
"Neon Birds" von Marie Grasshoff (November 2019)
Mit Cyberpunk kriegt man mich eigentlich immer. "Neon Birds" bietet darüber hinaus einen gehörigen Schuss Solarpunk sowie skurrile Charaktere, wenn man dem angekündigten Klappentext glauben darf: "Ein Supersoldat, der seine glorreichen Tage hinter sich hat. Ein Träumer mit einem düsteren Geheimnis. Ein Untergrundkämpfer mit Todeswunsch. Eine Jägerin mit Verbindung zu einer dunklen Macht." Auch wenn da durchaus Klischees dabei sind, sind das doch Charaktere, die man in einem Cyberpunksetting wünscht. Dazu gibt es ein technisches Virus, eine mächtige KI, die über in Cyborgs verwandelte Menschen herrscht, und Supersoldaten, die diese Cyborgs abschlachten und dafür gefeiert werden. Im Prinzip ist also alles für einen temporeichen, dreckigen, moralisch fragwürdigen, schillernden Cyberpunkroman vorhanden. Da ich allerdings bisher nichts von der Autorin gelesen habe, bin ich gespannt, ob sie meine Hoffnungen erfüllt oder ob ich ähnlich wie bei "Miami Punk" erstmal umdenken muss ... unabhängig davon sind Titel und Cover schon mal geil. Übrigens ein Trilogieauftakt.
"Die Rebellion von Laterre" von Jessica Brody und Joanne Rendell (November 2019)
Als Planetary Romance fällt "Die Rebellion von Laterre" in mein Beuteschema, vor allem da ich ewig nichts in der Richtung gelesen habe. Auch wenn mich die Ankündigung "Les Misérables in einer mitreißenden Neuinterpretation" ein bisschen abschreckt. Ich schätze gute Liebesgeschichten, es darf auch gerne Drama sein, aber bitte nicht zu viel Kitsch und künstlich herbeigeführte Eskalation. Aber da ich beide Autorinnen noch nicht kenne, bin ich vorerst guter Dinge und lasse mich überraschen. Ich freue mich auf einen fremden Planeten mit archaischen Machtstrukturen, eine aufziehende Revolution sowie junge Charaktere aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Eine Diebin, eine Bibliothekarin und der zweifelnde Sprössling einer mächtigen Familie - das kann eine gute Mischung werden. Wenn das Setting dann auch noch gut ausgearbeitet ist, umso besser. Aber wie gesagt, ich kenne die Autorinnen noch nicht, kann es nicht einschätzen. Aber der Titel hat mich sofort fasziniert.
"Neptunation" von Dietmar Dath (September 2019)
Von Dietmar Dath wollte ich schon lange mal etwas lesen, schließlich klingen die Klappentexte immer interessant und der Autor wird von so manchem hochgelobt. Aber irgendwie sind die Titel immer an mir vorübergezogen. Mit "Neptunation" erscheint im September ein neuer Roman, dessen Cover an "Venus siegt" erinnert, weshalb ich mich spontan gefragt habe, ob ich "Venus siegt" gelesen haben sollte. Allerdings spielt "Neptunation" ín der nahen Zukunft und scheint ein Einzelroman zu sein. Kurz vor dem Ende des Kalten Krieges haben Sowjetunion und DDR ein Himmelfahrtskommande ins All geschickt. Über dreißig Jahre später begibt sich ein deutsch-chinesisches Team auf eine Rettungsmission. Hat diese überhaupt Aussicht auf Erfolg? Was finden die Astronauten in unserem Sonnensystem? Dietmar Dath wirft spannende Fragen auf ("Was hat Politik mit Schwerkraft zu tun?"), aber 688 Seiten schrecken mich etwas ab, vor allem da bereits einige andere ähnlich dicke Brocken auf meiner Wunschliste stehen. Dabei mag ich dicke Bücher eigentlich nicht, denn so viele Seiten muss man richtig ausfüllen.
Tja, irgendwie ist hier wenig Fantasy dabei, was vor allem daran liegt, dass ich mit der klassischen Fanatsy recht wenig anfangen kann. Ich mag lieber Urban Fantasy, aber das Genre ist (in Deutschland) gerade ziemlich tot und bei den wenigen Titeln ist kaum etwas dabei, das mich richtig anspringt. Doch es gibt zwei Ausnahmen:
"Schwarzer Leopard, roter Wolf" von Marlon James (Oktober 2019)
Hier hat mich das Cover sofort angefixt - und die fast tausend Seiten zurücktaumeln lassen. Doch afrikanische Urban Fantasy klingt ungemein spannend, zumal der Roman sowohl hochgelobt als auch übelst zerrissen wurde. Auf dem Cover wird Neil Gaiman zitiert, der von einem "gefährlichen, halluzinatorischen, vergangenen Afrika" spricht und Autor Marlon James gar mit Tolkien vergleicht (wobei ich solche Vergleiche nicht mag und Tolkien trotz seines beeindruckenden Werkes nicht meinen Geschmack trifft). Die Handlung ist vergleichsweise simpel: Protagonist Tracker ist, wie sein Name schon verrät, Jäger und soll einen Jungen aufspüren. Sein Weg führt durch Wälder und Städte und er begegnet dabei Ausgestoßenen, Gestaltwandlern und Hexen. Es wird darauf ankommen, wie Marlon James seine Fantasy gestaltet, ob Setting und Figuren überzeugen und ob er so viele Seiten tatsächlich ausfüllen kann. Mal schauen, ob ich mich trotz des Umfangs heranwage. Hier würde ich tatsächlich mal zur Leseprobe greifen. Übrigens auch ein Trilogieauftakt ...
"Im Schatten des Fuchses" von Julie Kagawa (September 2019)
Julie Kagawa ist eine Autorin, von der ich schon oft gehört, aber noch nie etwas gelesen habe. Viele ihrer Titel erschienen mir bisher zu mädchen- und klischeehaft, allerdings greift sie in "Im Schatten des Fuchses" japanische Mythologie auf, wofür ich als Mangafan fast immer zu haben bin. Protagonistin Yumeko ist Gestaltwandlerin (na, was wohl? Eine Füchsin natürlich) und soll in einem Kloster lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Doch das Kloster wird angegriffen und die flüchtende Yumeko gelangt in den Besitz einer alten Pergamentrolle, die Teil einer uralten Beschwörung ist. Sie trifft auf den Samurai Tatsumi, der eben diese Pergamentrolle sucht - allerdings weiß er nicht, dass Yumeko sie hat. Und sie weiß nicht, welch tödliches Geheimnis Tatsumi bewahrt. Klingt nach einer typischen Jugendbuch-Liebesgeschichte, doch das japanische Setting könnte "Im Schatten des Fuchses" zu einer interessanten Lektüre machen.
Sicher habe ich noch nicht alles auf dem Schirm und ich denke, dass mich dieses Jahr noch ein paar Überraschungen erwarten werden. Vor allem bei den Kleinverlagen reicht die Vorschau oftmals noch gar nicht bis zum Ende des Jahres, sodass da sicherlich noch ein paar tolle Bücher dazukommen, die ich dann spätestens im Jahresrückblick erwähnen werde. Der Trend bei mir persönlich gehts zur Science Fiction und dieses Jahr bietet da gefühlt etwas mehr, auch von Autorinnen - wenn ich jetzt schreibe, dass es Zufall ist, das drei (von vier) meiner SF-Wunschtitel von Frauen sind, dann glaubt mir das keiner. Aber es ist so. Die Damen haben diesen Herbst die interessanteren Ideen ;-)
Viele Grüße von Eurer
- Judith