Im Rahmen der Aktion „Verlage besuchen“ erlaubten zahlreiche Verlage Neugierigen einen Blick hinter die Kulissen. Ich habe zwei dieser Gelegenheiten wahrgenommen (wobei ich mich hinter den Kulissen von Periplaneta bereits vorher relativ gut auskannte).
Am 4.05. bot Periplaneta (Verlag, Buchladen, Lesebühne & Literaturcafé) ein umfangreiches Programm für seine Gäste an. Thomas Manegold, der als eines von nur drei festen Teammitgliedern Produktionsleiter, Projektmanager, Redakteur und Administrator ist, hielt einen Vortrag über die Arbeit des Verlags. Es folgte eine Lesung aus „Laut Los Zweifeln“, der neu erschienenen, den vorgetragenen Geschichten nach zu schließen sehr witzigen Bühnentextsammlung Matthias Niklas‘.
Im Anschluss hielt ich einen Vortrag darüber, was „Realismus“ bei Weltenbau und Charakteren in Fantasyromanen ausmacht. Darin ging es um die großen Zusammenhänge – Wie wirkt sich Magie auf die Wirtschafts- und Herrschaftsstrukturen einer Welt aus? Wie schaffe ich glaubwürdige fiktive Kulturen? Ist es wirklich glaubwürdig, wenn Werwölfe und Vampire, die sich ständig große Schnitzer bei der Geheimhaltung ihrer Existenz leisten, noch niemandem aufgefallen sind? – ebenso wie um die kleinen Details, z.B. wie sehr ein viktorianisches Kleid bei Karateschlägen tatsächlich im Weg ist. Für Letzteres konnte ich auf den aufschlussreichen Selbstversuch der Autorin Marie Brennan verweisen.
Nach mir war Ralph Mönius mit einer Lesung aus „Grimmatorium – Eine deutsche Chronik“ an der Reihe, einem Buch über eine schräge WG, in der neben Jakob und Wilhelm Grimm auch Frosch, Rapunzel und viele andere Märchenfiguren und „Wörter“ leben. Ralphs Lesung beinhaltete sogar einen musikalischen Teil, währenddessen er uns mehrfach daran erinnerte, dass wir uns vorstellen sollten, das Klavier, auf dem er sich bei einem Rap begleitete, sei eine Gitarre.
Später am Abend konnten Zuhörer bei der „Nacht der Drachenfliegerinnen“ neben den Bühnentexten von C.C. Holister („Inferno für Anfänger“), Bella Bender („Die artgerechte Haltung von Gedanken“, Alma Maja Ernst („Der kleine schwarze Vogel“) und mir („Drúdir") auch echter Gitarrenmusik lauschen – Singer-Songwriterin „She goes North“ ergänzte den literarischen Teil des Abends um berührende Musik.
Am übernächsten Tag öffnete FISCHER Tor seine Türen für Besucher*innen. Der zu den Fischer-Verlagen gehörende Berliner Verlag verlegt Phantastik in all ihren Spielarten, primär Übersetzungen aus dem Englischen. Fünf Mitarbeiter*innen erklärten den zahlreichen Interessierten im Schnelldurchlauf, wie der Weg von der Idee zum Verlag aussah, was es bei einem Cover zu beachten gilt (z.B. sollte, auch wenn die Covergraphik bei einem übersetzten Buch übernommen wird, die Position des Namens des/der Autor*in geändert werden, um deutschen Sehgewohnheiten zu entsprechen), was im Lektorat passiert, wie lange eine Übersetzung dauert (mindestens 2-4 Monate) und viel mehr.
Es gab auch einen Ausblick auf die Titel, die im Herbst erscheinen werden: Es werden mehrere dritte Bände erscheinen, z.B. von Bernhard Hennens „Die Chroniken von Azuhr“- und Jay Kristoffs „Nevernight“-Serie, aber auch Serienauftakte wie V.E. Schwabs Superheldenroman „Vicious“, dessen rotes Cover ein echter Blickfang ist. Ebenfalls geplant ist eine kommentierte Prachtausgabe von Bram Stokers „Dracula“, bei der mich bereits das englische Original überzeugen konnte. Einige von Leslie S. Klingers sachkundigen Anmerkungen sind genauso spannend wie der Text selbst.
In der großen Gesprächsrunde konnten die Besucher*innen dann allgemeinere Fragen loswerden, z.B. ging es im Gespräch um die Frage nach der Platzierung von „Young Adult“-Titeln in Buchläden oder kulturellen Unterschieden zwischen Deutschland und den USA, die dafür sorgen, dass Titel wie N.K. Jemisins „Broken Earth“/„Zerissene Erde“ dort Sensationserfolge und hier eher Geheimtipps sind.
Bis zum 12.05. sind noch zahlreiche weitere Veranstaltungen im Rahmen von "Verlage besuchen" geplant, zum Beispiel Tage der offenen Tür bei Lyx oder Loewe. Eine Liste der teilnehmenden Verlage gibt es hier.