Hallo zusammen,
nachdem ich hunderte Fotos sortiert und ein paar davon auf Instagram gezeigt habe, folgt nun ein persönlicher Bericht zum BuCon (BuchmesseConvent) in Dreieich. Ich hatte mir überlegt, auch nach Frankfurt zur Buchmesse zu gehen, aber mitten in einer Coronawelle hatte ich keine Lust, auch weil viele „meiner“ Leute nicht da waren. Und die Verlagsprogramme kann ich mir in Ruhe online anschauen. Auf dem BuCon dagegen trifft man auf kleinem Raum sehr viele Leute aus der Phantastikszene – viele, die ich schon länger kenne und immer wieder gerne treffe, aber auch einige, die ich das erste Mal außerhalb des Internets gesehen habe. Der BuCon hat den Ruf eines Familientreffens, ist aber über die Jahre doch gewachsen und inzwischen eine richtige Kleinverlagsmesse mit so vielen Lesungen und Diskussionsrunden, das man zwangsläufig vieles verpasst. Beim diesjährigen Programm wusste ich teilweise wirklich nicht, zu welchem Panel ich gehen soll, und hatte kaum Zeit, in Ruhe an den Büchertischen zu stöbern. Meine Tasche war ohnehin ziemlich schwer, sodass ich es beim Kauf einiger Queer*Welten-Ausgaben beließ und den Rest, den ich mir ausgeguckt habe, lieber in den Onlineshops der Verlage bestelle. Und jetzt gehen wir ein bisschen ins Detail:
Der Weg nach Dreieich war ein wenig abenteuerlich, wobei die Deutsche Bahn gnädig war und sowohl mein Zug nach Mannheim, als auch der zum Frankfurter Flughafen pünktlich waren. Ich habe sogar ohne Reservierung jeweils schnell ein Plätzchen gefunden. Und am Flughafen wurde es dann stressig, denn 25 Minuten Umsteigezeit erwiesen sich als wenig, um den Busbahnhof bzw. den richtigen Bussteig zu finden. Die Onlineauskunft der Bahn sagte nämlich nur „Terminal 1 Bus OF-64“, der Weg erwies sich als weiter als gedacht, und dann steht man da mit dutzenden Bussteigen und auf dem großen Busfahrplan steht der eigene Bus gar nicht drauf. Uff! Eine nette Familie hat mir dann geholfen, den richtigen Bussteig zu finden und als es endlich losging, war ich sehr irritiert, dass wir für einige Haltestellen nur zwei Personen im Bus waren. In Dreieich ging es dann in Schlangenlinien und Schleifen zum Bürgerhaus, aber auch hier kam ich pünktlich an und lief kurz nach meiner Ankunft Judith und Christian Vogt sowie James Sullivan (siehe Foto links/oben) und Heike Knopp-Sullivan in die Arme. Gemeinsam ging es zum Piper-Verlagspanel, wo Karin Pauluth und Kathrin Dodenhoeft einige Highlights aus „20 Jahren Piper Fantasy“ vorstellten – Judith und Christian haben „Schildmaid – Das Lied der Skaldin“ und James seine Dilogie „Das Erbe der Elfenmagierin“ selbst vorgestellt. Wirklich viel Neues hat man bei diesem Panel nicht erfahren, wer Piper kennt, kennt die Highlights ohnehin – interessant war jedoch der Ausblick aufs kommende Programm, wo ich mir „Die Chroniken von Sova“ von Richard Swan notiert habe (Eva Bergschneider von phantastisch-lesen.com auch, sie hat sich auch aus dem aktuellen Programm drei Titel notiert, die kürzlich bei mir eingezogen sind – und hatte sogar die gleiche FFP2-Maske wie ich). Leider war im Lichtsaal das Gegenlicht so blöd, dass fast alle Fotos, die ich bei dem Panel gemacht habe, Mist sind. Für die restlichen Veranstaltungen hat sich die Mitnahme meiner Kamera jedoch gelohnt.
Direkt im Anschluss ging es zur Doppellesung von Judith und Christian Vogt (siehe Foto rechts/oben) und James Sullivan, die sich wieder gegenseitige ihre Stimmen für die Dialoge geliehen haben. In der Saletta waren die Lichtverhältnisse etwas besser, sodass ich ein paar schöne Bilder knipsen konnte. Zudem macht es immer Spaß, Judith, Christian und James zuzuhören. Ich bin eigentlich kein Fan von Lesungen, aber bei den dreien ist es sehr unterhaltsam, auch wenn man die Bücher schon kennt.
Ebenfalls in der Saletta fand das Amrûn-Verlagspanel statt, wo Verleger Jürgen Eglseer mit Unterstützung mehrerer Autorinnen sein Programm vorstellte, inklusive kurzer Lesungen aus den jeweiligen Titeln. Mit dabei waren Christina Wermescher („Die Entführung der Dinharazade“ = 1001 Nacht mit Steampunk), Juri Pavlovic („Krieg und Kröten“ = humorvolle, erwachsene High Fantasy), Carolin Gmyrek („Kaputter Nebel“ = Märchendystopie) und Stefanie Bender („Rückkehr des Wächters“ = humorvolle Urban Fantasy mit Engeln). Dazu kam außerdem Janika Rehak, die im Publikum saß und spontan aus „Elegie“, einen „Zombie Zone Germany“-Roman, las. Die Herausgeberinnen Judith Vogt und Heike Knopp-Sullivan stellten das Queer*Welten-Magazin vor, das beim Amrûn-Verlag eine neue Heimat gefunden hat – hier gibt es übrigens eine Dauerausschreibung für queerfeministische Phantastik!
Nach dem Panel verleibte ich mir mein mitgebrachtes Nutellabrot ein und verpasste leider das Verlagspanel von ohne ohren – da ich aber das Verlagsprogramm ohnehin gut kenne, habe ich mich für die Lesung von Aiki Mira (siehe Foto links/oben) aus „Titans Kinder“ und dem in Kürze erscheinenden Cyberpunkroman „Neongrau“ entschieden. Davor traf ich noch Christoph Grimm, den Herausgeber des Weltenportals, der an seinem Hoodie leicht zu erkennen war (more Books!) und auch zur Lesung von Aiki wollte. Diese war im Basement sehr gut besucht, alle Sitzplätze besetzt und hinten standen noch einige Leute, was Aiki sichtlich freute. Die Lesung war super und jetzt freue ich mich noch mehr auf „Neongrau“ und hoffe dabei auf wirklich guten cyberpunkigen Cyberpunk (da wurde ich bei anderen Büchern nämlich jüngst enttäuscht).
Nach Aikis Lesung hatte ich erstmals eine Stunde Pause, in der ich ein wenig an den Verlagsständen herumlungerte und unter anderem mit Christian Günther plauderte. Von ihm habe ich 2003 „under the black rainbow“ gelesen, inzwischen gibt es weitere Cyberpunkromane von ihm und mit „FAAR“ auch herrlich düstere Fantasy mit Lovecraft-Flair. Zwischendurch traf ich auch Klaudia Seibel von der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar sowie Ralf von sf-lit.de, der sich immer noch wundert, dass sein 1-Mann-Jury-Award international Beachtung fand.
Da Sameena Jehanzeb coronabedingt leider nicht zum BuCon kommen konnte, übernahmen Judith und Christian Vogt ihren Leseslot, sodass wir in den Genuss einer Premierenlesung von „Laylayland“ kamen (wieder mit Unterstützung von James Sullivan) – „Frozen, Ghosted, Dead“ von Sameena war natürlich auch dabei! Das Buch ist aktuell nominiert für den Selfpublishing Buchpreis 2022 und ich überlege stark, mir das zuzulegen, auch wenn sich diesen Herbst schon viel zu viele Bücher bei mir stapeln. Im Anschluss machten wir noch ein paar Gruß-Fotos (eines davon seht ihr rechts/oben) für Sameena – mit den Vögten, James, Heike, Iva Moor und Alessandra Reß, die ich gefühlt schon ewig kenne und sie tatsächlich jetzt erst das erste Mal (kurz) live gesehen habe.
Ab hier war meine maximale Aufnahmefähigkeit für den Tag eigentlich schon erreicht. Ich war solche Veranstaltungen nicht mehr gewohnt und irgendwie auch nicht so richtig fit – hinzu kam die schlechte Ernährung, die aus einem Nutellabrot (schon erwähnt) und einem Schokobrötchen vom Bäcker gegenüber (sehr lecker) bestand. Eigentlich wollte ich mir irgendwo auch etwas „Richtiges“ organisieren, aber irgendwie war keine Zeit. Abends quatschte ich noch ein wenig mit Ju Honisch (siehe letztes Foto in diesem Beitrag), die einen eigenen Stand hatte – wenn ihr historische (Steam)Fantasy mögt, schaut Euch ihre Bücher unbedingt mal an! Dann machte ich ein paar Fotos von Verlegerin Ingrid (ohne ohren), die mir freundlicherweise alle verbliebenden Orangenbonbons für meinen Mann heraussuchte und stellte mich Melanie Vogltanz vor, die ich bisher oft nur von Weitem gesehen und keine Zeit für ein Gespräch gehabt hatte. Und zwischendrin traf ich nochmals Aiki Mira, die mit Jol Rosenberg unterwegs war – ihr Debüt „Das Geflecht“ hat mich zwei Tage vor dem BuCon erreicht und wartet darauf, verschlungen zu werden.
Den ganzen Tag über war ich immer wieder mit Eva Bergschneider unterwegs, die in den Jahren vor Corona auch meine Buchmessenbegleitung war. Wir haben einen ähnlichen Lesegeschmack und so finde ich auf phantastisch-lesen.com auch immer mal Bücher für mich. Abends gingen wir zusammen zur Lesung aus „Der Tod kommt auf Zahnrädern“ mit Janika Rehak, Yvonne Tunnat (mit der ich oft auf Twitter schreibe und die ich zuvor schon kurz kennengelernt hatte, siehe Foto links/oben) und Michael Schmidt. Ich liebe Steampunk, habe aber zunehmend gemerkt, wie schwer mir aufgrund steigender Müdigkeit das Zuhören fiel, insofern werden sich die Geschichten bei der Lektüre der Anthologie demnächst wohl trotzdem wie neu anfühlen.
Abschließend besuchte ich mit Eva das Verlagspanel von Bedey & Thoms, einem Zusammenschluss mehrerer Kleinverlage. Für mich vor allem interessant: Der SF-Verlag Plan 9, der in den letzten zwei Jahren ein paar coole Bücher auf den Markt gehauen hat. Der BuCon hatte sich bis dahin schon ziemlich geleert, viele sind schon nach Hause gegangen oder waren auf dem Weg zu Veranstaltungen rund um die Buchmesse, sodass bei diesem Panel fast mehr Autor*innen als Zuhörer*innen da waren. Vorgestellt wurden unter anderem drei Anthologien: „Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt …“ von Herausgeber Stefan Cernohuby, „Das geheime Sanatorium – Phantastische Geschichte“ vom Herausgeberpaar Nadine Muriel und Rainer Wüste sowie „Met-Magie – Der Trunk der Götter, Barden und Bauern“ von Nadine Muriel und Amandara M. Schulzke. Für Plan 9 waren Judith und Christian Vogt mit „Laylayland“ dabei, Petra E. Jörns mit ihren „Horen“-Duologie sowie Jacqueline Montemurri mit „Der verbotene Planet“. Jörg Olbrich stellte knapp alle Bände seiner „Geschichten des Dreißigjährigen Krieges“ vor und da das einige sind, redete er entsprechend lange. Für mich ist das eher nichts, aber was Jörg Olbrich da erzählt hat, klingt nach sehr viel Recherche und ist für Interessierte dieser historischen Epoche sicherlich spannend. Umso knapper fiel die Vorstellung der „Hexenherz“-Reihe von Monika Loerchner aus, außerdem dabei waren Thorsten Weitze mit seiner Urban-Fantasy-Reihe „Nebula Convicto“, Esther S. Schmidt mit ihrer High Fantasy „Welt der Schwerter“ und Bernhard Stäber mit seinem Mystery-Thriller „Dunkles Abbild“.
Abschließend ging es zum „Perry Rhodan“-Panel – weil Klaus N. Frick auch in Karlsruhe wohnt und mir einen Platz im Auto für die Heimreise zugesichert hat. Wie immer ging das Panel etwas länger als geplant (die Fans hätten Klaus wohl dabehalten, um ihn weiter zu löchern) und auch wenn ich mit „Perry Rhodan“ persönlich wenig anfangen kann, war ich fasziniert davon, wie interessiert die Leser*innen nach weit über 3000 Bänden immer noch sind. Die Heimfahrt war entspannt, wir sind supergut durchgekommen, kaum Verkehr, dafür umso mehr interessante Gesprächsthemen. Von Klaus erfuhr ich auch, dass der BuCon gaaaanz früher mal eine Horrorveranstaltung war!
So, das wars erstmal, ich glaube, ich habe gar nicht alle Begegnungen erwähnt, es war einfach sehr viel und wie gesagt, es sind einfach auch zu viele spannende Lesungen und Panels parallel. Man sollte vielleicht überlegen, den BuCon an zwei Tagen zu veranstalten, sodass es etwas mehr Pausen gibt zum Zusammensitzen und quatschen. Mit dieser hohen Veranstaltungsdichte lebt dort auch jeder in seiner eigenen Bubble und bekommt von den anderen kaum etwas mit – es fehlt eine gemeinsame Veranstaltung, wie früher die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises, wo abends nochmal viele zusammenkommen und etwas gemeinsam erleben. Vielleicht könnte man in Zukunft auf der großen Bühne mal eine Diskussionsrunde mit mehreren Verlagen/Autor*innen machen? …
Hoffentlich bis zum nächsten Jahr!
- Judith