Liebe Leser*innen,
schon vor einer Weile haben wir einen Blick auf den Herbst geworfen und einige phantastische Bücher vorgestellt, auf die ich mich persönlich sehr freue oder die ich sehr spannend finde (und vielleicht doch nicht lese, weil dieses Jahr wirklich viele gute Bücher dabei sind). Kleinverlage sind meist etwas später dran mit ihren Vorschauen, entsprechend gibt es zur ersten phantastischen Herbstvorschau einiges zu ergänzen. Und ich habe kürzlich entdeckt, dass Panini ein paar tolle SFF-Bücher von Autorinnen im neuen Programm hat:
Die Stadt aus Messing von S. A. Chakraborty (28.09.2021)
Hier war ich schon kurz davor, mir die englische Ausgabe zu kaufen, umso mehr freue ich mich, dass "Die Stadt aus Messing" in Kürze auf Deutsch erscheint (ich finde es übrigens super, dass Panini die Originalcover verwendet). Orientalische Fantasy lese ich wahnsinnig gern und der Roman von S. A. Chakraborty verspricht alles mitzubringen, um mich zu begeistern:
Nahri hat nie an die Magie geglaubt. Sie besitzt zwar gewisse Kräfte und gilt auf den Straßen Kairos im 18. Jahrhundert als äußerst talentierte Frau, doch sie weiß es besser. Denn sie schlägt sich nur mit billigen Tricks und Handlesen durch. Als Nahri jedoch versehentlich Dara beschwört, einen ebenso gerissenen wie unheimlichen Dschinnkrieger, sieht sie sich gezwungen, ihre Ansichten zu ändern. Denn Dara erzählt ihr von heißen, windgepeitschten Sanddünen, in denen es von Feuerkreaturen wimmelt, von Flüssen, in denen mythische Wesen schlafen, von einstmals großartigen Metropolen, von Bergen, in denen die kreisenden Raubvögel mehr sind, als sie scheinen und er erzählt von der legendären Stadt aus Messing - eine Stadt, die eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Nahri ausübt. Doch ihr Eintreffen in dieser sagenumwobenen Welt könnte einen seit Jahrhunderten schwärenden Krieg neu entfachen. Denn in Nahri schlummern Kräfte, die so unbändig wie brutal sind ... und nun erweckt wurden.
Der Sterne Zahl von Kameron Hurley (28.09.2021)
Von Kameron Hurley ist u.a. The Light Brigade und die Essay-Sammlung The Geek Feminist Revolution erschienen, was grundsätzlich schon mal Lust auf einen Roman von ihr macht. In "Der Sterne Zahl" bekriegen sich rein weibliche Klans im All, es gibt organische Raumschiffe/Technologie, Gebärmuttertausch und queere "enemy lovers". Ich bin schon gespannt, ob die Autorin meinen Erwartungen gerecht wird (die Fallhöhe ist groß, da ich echt gehyped bin):
Am äußeren Rand des Universums tobt seit Jahrhunderten ein verheerender galaktischer Krieg, in dem hunderte von Weltschiffen zum Einsatz kommen. Um diesen epochenalten Konflikt endlich zu beenden, muss ein verzweifelter Plan gelingen: Anat, die Anführerin des Weltschiffs Katazyrna und der furchterregendsten Schlachtentruppe im Grenzbereich, sehnt sich nach Frieden. Dafür bietet sie ihrer Rivalin die Hand ihrer Tochter Jayd an, die ihr ganzes Leben davon geträumt hat, die Armeen ihrer Mutter zum Sieg zu führen. Doch dank einer einzigartigen Fähigkeit, ist sie das ideale Druckmittel. Daher willigt sie schließlich ein, den Rest ihres Lebens mit der größten Feindin ihrer Familie zu verbringen.
Nun liegt es an Jayds Schwester Zan, die den Krieg verabscheut, die verstoßenen Kämpferinnen zum Sieg zu führen und Jayd zu retten. Doch der Plan läuft ganz und gar nicht wie ursprünglich gedacht ...
Das Buch der Augen von Swantje Niemann (01.10.2021)
Hier weiß ich ausnahmsweise schon, dass das Buch gut ist, da ich es in seiner Entstehungsphase bereits lesen durfte. Allerdings hat Swantje Niemann noch einiges verändert und ich bin schon sehr gespannt, wie anders es sich jetzt liest. Urban Fantasy und Horror bilden hier eine reizvolle, düstere Mischung:
Renia kehrt nach einem Studienabbruch nach Berlin zurück. Dort erwarten sie Einsamkeit, eine Handvoll Familiengeheimnisse und immer wieder die Bilder düsterer Parallelwelten, die sie schon ihr ganzes Leben lang begleiten. Langsam beginnt Renia daran zu zweifeln, dass es sich nur um Einbildung handelt.
Was, wenn die vermeintlich imaginären Monster real sind?
Was, wenn wirklich eines davon Jagd auf sie macht?
Und kann Renia um ihr Überleben kämpfen, wenn ein Teil von ihr nicht überleben will?
Der Wolkenphönix von Fabienne Siegmund (01.10.2021)
Ich wollte schon ewig mal etwas von Fabienne Siegmund lesen, da ihre Bücher diese spezielle, verträumte Magie versprechen, die ich sehr mag. Mal schauen, ob ich es bei "Der Wolkenphönix" endlich einmal schaffe (ich wiederhole mich, aber 2021 gibt es wirklich viele gute Bücher):
Das Summen einer Murmel, der Flug einer Biene, die Melodie eines Wolkenphönix.
Als die Madame Mireia Mabel auf einem Spaziergang eine Murmel aufhebt, aus der ein leises Summen dringt, ändert sich für die einstige Wahrsagerin alles. Nur wenig später taucht ein Fremder vor der Tür ihres kleinen Raritätenladens auf, der einen Beutel mit Murmeln bei sich trägt.
Er erzählt ihr die Geschichte einer verlorenen Liebe und des Wolkenphönix, der einst aus den Ländereien der Nacht zur Erde stieg.
Und schon am nächsten Morgen ist die Madame mit jenem Fremden auf dem Weg, den Wolkenphönix zu retten und begibt sich auf eine Reise durch die Gefilde von Tag und Nacht und in die Ungewissheit von zwei Dämmerungen …
Von Fabienne Siegmund erscheint übrigens, ebenfalls im Oktober, bei Art Skript Phantastik noch der Auftakt zu "Das Mühlenreich" ...
The Upper World - Ein Hauch Zukunft von Femi Fadugba (27.09.2021)
Eigentlich habe ich SF-Jugendbücher satt, weil sich viele zu ähnlich sind, aber "The Upper World" klingt wirklich spannend - vor allem interessiert mich aber, wie Quantenphysiker Femi Fadugba SF schreibt:
Zwei Gangs, zwei Zeiten, zwei Welten und eine Chance
Esso, ein schwarzer Teenager aus dem Süden Londons, gehört zwar keiner Gang an, doch er ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Weil er zugesehen hat, wie ein berüchtigtes Gangmitglied zusammengeschlagen wurde, muss er um sein Leben fürchten. Als er vor ein Auto läuft und bewusstlos wird, entdeckt er, dass er Zugang zu einer anderen Welt hat – er kann dort Szenen seines zukünftigen Lebens sehen. Und etwas, was er unbedingt verhindern möchte.
Im Jahr 2035 kämpft Rhia mit anderen Problemen: Sie ist ohne Eltern aufgewachsen, ihr Fußballtalent ist die einzige Chance auf eine bessere Zukunft. Da bekommt sie einen neuen Schultutor: Esso. Niemand weiß, wo er herkommt, doch er trägt ein Bild von Rhias Mutter bei sich. Und er erzählt ihr, dass er ihre Hilfe braucht: Rhia ist seine einzige Hoffnung, sein Leben zu retten, das seiner Freunde und das seiner großen Liebe Nadia …
Urban Fantasy going queer / Herausgeber*innen Aşkın-Hayat Doğan und Sarah Stoffers (23.10.2021)
Auf Urban Fantasy habe ich durch die Arbeit am nächsten PHANTAST wieder richtig Lust und da die Anthologien aus dem Art Skript Phantastik Verlag meistens sehr gut sind, freue ich mich hier schon richtig - außerdem wird es höchste Zeit für eine Anthologie mit rein queeren Stories und die Herausgeber*innen haben hier einige wirklich gute Autor*innen versammelt:
Urban Fantasy, das Genre der modernen urbanen Welt mit magischen Elementen. Und auch das Genre der „Unseen“, wie der Literaturwissenschaftler Stefan Ekman hervorhebt. Das Genre der Marginalisierten und zur Unsichtbarkeit Verdonnerten, die für ihre Repräsentation und Existenz in der Gesellschaft viele Kämpfe austragen müssen. Wie die Kämpfe von Queers wegen Blutspendenverbote, Hassverbrechen, geschlechtlicher und sexueller Anerkennung, Selbstbestimmungsgesetze, Adoptionsrechte, Asylrechte, Fetischisierung, Pathologisierung und, und, und ...
In dieser Anthologie versammeln sich Kurzgeschichten von offen queeren Autor*innen der deutschsprachigen Phantastik-Szene. Sie vermengen gesellschaftspolitische Themen unseres modernen Alltags mit magischen Einzelschicksalen und leisten jenseits des unterhaltenden Lesevergnügens auch einen wichtigen Beitrag: Wir sind mehr als unsichtbare Marginalisierte!
Urban Fantasy: Going Queer enthält neben einem ausführlichen Vorwort der beiden Herausgebenden 26 bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten von Alex Prum, Amalia Zeichnerin, Christian Handel, Dyn Quing, Elea Brandt, Eleanor Bardilac, Frank Friedrichs, Isabella von Neissenau, Iva Moor, Jasper Nicolaisen, Jenny Cazzola, Judith Vogt, Juliane Seidel, Justine Pust, Lena Richter, Leni Wambach, Martin Gancarczyk, Matthias Teut, Oliver Baeck, Oliver Kontny, Rafaela Creydt, Sarah Fartuun Heinze, Shelly Simons, Tanja Meurer und den Herausgebenden Aşkın-Hayat Doğan & Sarah Stoffers
Algorytmica von Marion Herzog (13.12.2021)
Mit Cyberpunkthemen kriegt man mich eigentlich immer, vor allem auch mit virtuellen Welten. "Algorytmica" ist ein cooler Titel, das Cover ist leider scheußlich, aber der Inhalt verspricht interessant zu sein:
Wir schreiben das 22. Jahrhundert: Nach einer globalen Katastrophe haben sich die Überlebenden in riesige unterirdische Bunkeranlagen, sogenannte Archen, zurückgezogen. Dank hochmoderner Technologie und fähiger Programmierer sind die Arche-Bewohner vierundzwanzig Stunden am Tag in virtuelle Welten eingeloggt und können so vergessen, dass sie tief unter der Erdoberfläche in winzigen Zellen an lebenserhaltende Systeme angeschlossen sind. Dann kommt es eines Tages zu einem Black-out, die Systeme fallen aus und es wird klar, wie verletzlich die unterirdische Gesellschaft eigentlich ist. Die Informatikstudentin Kaja wittert eine Verschwörung, aber niemand nimmt sie ernst. Sie erhält jedoch Unterstützung von unerwarteter Seite: Liam Turner ist ein brillanter Kopf, der Verbindungen ins Darknet hat, und er glaubt Kaja. Und tatsächlich kommen die beiden einem gewaltigen Komplott auf die Spur ...
Born von Kris Brynn (01.09.2021)
"Born" wird vom Verlag als Noir-Thriller bezeichnet, was mich schon ziemlich catcht, aber ich weiß nicht, ob ich "Born" zeitnah lesen werde und ob es das Buch überhaupt auf meinen SuB schafft (der aktuell wieder viel zu hoch ist). Euch will ich den Titel aber nicht vorenthalten:
Deutschland in der nahen Zukunft: Der Große Sandkrieg hat das Land fast unbewohnbar gemacht, die Bevölkerung drängt sich in gigantischen Mega-Citys. Riesige Farmen außerhalb sichern die Versorgung mit dem Nötigsten – oder dem, was die Regierung für nötig hält. Nalani hält sich als Taxifahrerin in der Mega-City Born über Wasser, stets begleitet von Fergus, ihrem KFZ-Notfall-Hologramm, das sich nicht mehr deaktivieren lässt und so ziemlich alles besser weiß. Ihr Leben gerät gründlich aus den Fugen, als ihr Bruder Tomas sie verzweifelt kontaktiert: Auf den Farmen, die von sogenannten Brüdern und Schwestern nach einem alttestamentarischen Kodex geleitet werden, läuft etwas gründlich schief, und Nalani, die Tag für Tag mit dem übelsten Abschaum zurechtkommen muss, ist seine letzte Rettung ...
Klima-Korrektur-Konzern von Uwe Post (November 2021)
Da mir "Sterne in Asche" von Uwe Post sehr gut gefallen hat, bin ich auf seine Climate Fiction gespannt - und mit genveränderten Pflanzen kenne ich mich aus, insofern muss SF mit dem Thema natürlich her:
In Deutschland ist es warm geworden. Weniger CO2-Ausstoß ist eine neue Antriebsfeder in Alltag und Industrie. Das alles belastet Phil nicht wirklich, bis er gefeuert wird. Wie soll es weitergehen? Gute Jobs für IT-Nerds wie ihn sind rar geworden. Unerwartet bietet sich ihm die Gelegenheit: eine Stelle als Admin bei einer Firma, die das Klima mithilfe genveränderter Pflanzen retten will. Phil ist skeptisch und unterschreibt trotzdem. Mit der Zeit freundet er sich zunehmend mit der Idee und dem neuen Team an. Endlich läuft es in Phils Leben. Doch der Schein trügt. Irgendjemand sabotiert das Projekt und Phil wird zum Hauptverdächtigen. Kann er die wahren Verantwortlichen stellen und seine Unschuld beweisen?
So, jetzt ist die phantastische Herbstvorschau einigermaßen vollständig - wobei nicht ausgeschlossen ist, dass da plötzlich noch ein Kracher auftaucht, den ich nicht auf dem Schirm hatte. Passiert immer wieder, obwohl man meinen sollte, es gäbe nicht so viel (gute) Phantastik in Deutschland. Seit 2-3 Jahren tut sich etwas, es gibt mehr spannende Science Fiction und Fantasy, vor allem auch mehr deutschsprachige SF und SF von Autorinnen und mehr zu den Themen Diversity und politische Phantastik. Ich habe mich früher in meinen Buchmesseberichten oftmals beschwert, dass wenig SFF erscheint - 2021 kann ich wirklich nicht meckern. Es gibt so viele tolle Bücher, dass ich sie gar nicht alle lesen kann. Ich hoffe, Ihr seid ähnlich begeistert vom Lesejahr 2021! :)
Viele Grüße
- Judith