Liebe Leser*innen,
nach einigen Verzögerungen ist mein erster Roman Verborgene Quellen. Ein Krimi aus dem Fehnland da, ein Mystery, in dem es aber um einiges mehr geht.
Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich noch etwas vorwegschicken. Seit einiger Zeit bin ich Redakteurin bei Literatopia und Phantast, habe eine recht lange Zeit Beiträge für u.a. phantastisch-lesen, literaturkritik, Literatur-Couch geschrieben und nicht vorgehabt, selbst schriftstellerisch tätig zu werden. Doch als ich wegen einer schweren Autoimmunerkrankung mein Leben teilweise umstellen musste, begann ich, Erzählungen der Autorin Sarah Orne Jewett zu übersetzen und sie in den Bänden Der Schmuckreiher und Neuengland in dunklen Zeiten zu publizieren. Was mich wiederum auf die Idee brachte, selbst sechs Geschichten, fiktionale und autofiktionale, aufzuschreiben und unter dem Titel Die Villa in der Munckelstraße (2022) zu veröffentlichen. Erzähltechnische und stilistische Vorbilder waren Liebes Leben von Alice Munro und Unaccustomed Earth von Jhumpa Lahiri.
Zurück zum Roman. Er greift eine Idee von mir auf, die mir schon seit langem durch den Kopf geisterte: Sie handelt von zwei Brüdern, die, obwohl gemeinsam aufgewachsen, vollkommen gegensätzlich sind. Als sie erwachsen sind, geschieht eine Verbrechensserie in ihrem alten Heimatort. In dem älteren Bruder wächst der furchtbare Verdacht, der jüngere könnte der Täter sein. Als Bruder wagt er es nicht, ihn auszusprechen. Und vielleicht liegt er ja auch falsch. Aber als Polizist kann er nicht tatenlos zusehen. Er sieht sich in einem Konflikt. Wie soll er sich verhalten?
Die Wirklichkeit war Vorbild für das Verbrechen, Susan Hill mit einem ihrer Simon-Serailler-Krimis lieferte mir Ideen zur Schärfung von Details. Susan Hill ist auch zugleich eines meiner Vorbilder. Daneben würde ich Donna Leon, Håkan Nesser, Anthony Horowitz, Andrea Camilleri und Elizabeth George nennen, weil sie zeigen, dass eine düstere Krimi-Thematik auch mitreißend, witzig und gleichzeitig einfühlsam erzählt werden kann, mit Selbstironie, schwarzem Humor, politischer und gesellschaftlicher Aktualität. Ich schätze, das Reißerische, Aktionistische ist nicht meine Sache.
Elizabeth Georges Schreibführer Write Away war mir eine große Hilfe. Ich bin nicht der Typ, der einfach so drauflos schreibt. Für mich ist das Schreiben eines Romans wie das Bauen eines Hauses, weshalb der architektonische Planungsansatz von Elizabeth George mir gut gefällt. Obwohl als Orientierung gedacht, weicht meine letzte Fassung dennoch stark vom ersten Entwurf ab. Die Probleme des jüngeren Bruders, Tommy, mit seinen Ängsten und Zweifeln habe ich im Verlauf des Überarbeitungsprozesses dahingehend betont, dass er lernt, besser damit umzugehen, statt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Max, der ältere Bruder, entwickelt sich vom jugendlichen Draufgänger zu einem Erwachsenen, der immer noch Draufgänger ist, aber Verantwortung für sein eigenes Handeln übernimmt. Die größte Änderung habe ich beim Ende vorgenommen, als mir klar wurde, dass ich den „falschen“ Täter hatte. Also musste ich den „richtigen“ Täter finden, das Ende umschreiben und den Roman darauf abstimmen.
Von Anfang an beibehalten habe ich die drei Zeitebenen. Jede Ebene erzählt eine andere Geschichte, in der es um das Aufdecken eines Geheimnisses oder eines Verbrechens geht. Mit jedem Abschnitt wird dieses Geheimnis oder Verbrechen schlimmer und rückt der Familie von Max und Tommy näher.
Ebenfalls außer Frage stand die Location. Die Geschichte sollte in meiner alten Heimatregion spielen, wo ich mich auf sicherem Terrain bewege und die Menschen mir vertraut sind. Einige örtliche Details musste ich der Handlung wegen anpassen. Entstanden ist ein Mix aus überprüfbaren Fakten und Fiktion.
Nach der zweiten Fassung erschien mir die Geschichte zweier Brüder und die Krimihandlung zu dürftig. Ich wollte der Geschichte mehr Aktualität verleihen, sie mit zwei Themen in unserer gesellschaftspolitischen Wirklichkeit verankern: der mit dem Klimawandel einhergehenden Gefahr zunehmender Überschwemmungskatastrophen und dem fragwürdigen Verhalten des politischen und bürokratischen Sektors. Das Thema Klima bot sich ganz natürlich an, weil die Gemeinde aufgrund ihrer geographischen Lage schon immer von Überschwemmungen bedroht ist und Hochwasserschutz eine wichtige Rolle spielt.
Der Roman entstand zwischen 2019 und 2022. Im Herbst 2022 habe ich das Manuskript gegenlesen lassen, es stilistisch und inhaltlich überarbeitet (unter anderem hatte ich das Alter einer Figur so falsch berechnet, dass sie schon mit vierzehn geheiratet hätte!), dann ein zweites Mal gegenlesen lassen und korrigiert, bis ich mit dem Ergebnis meines 82.000 Wörter umfassenden Manuskripts zufrieden war.
Da ich aus o.g. Gründen die Anforderungen der Verlage nach Lesungen, Interviews, Einhalten der Dead Line etc. nicht erfüllen kann, habe ich wie schon mit meinen drei vorherigen Büchern die Möglichkeiten genutzt, die amazon bietet, und das Buch dort im Selbstverlag publiziert. Das bedeutete, dass ich einen Titel suchen musste, was etwas schwierig war, da meine Favoriten schon vergeben waren, und ein Foto für das Cover, was einfach war: ein Schnappschuss während eines Sommerausflugs.
Derzeit arbeite ich an meinem zweiten Mystery-Roman, mit zwei Frauen als Hauptfiguren. Handlungsorte sind Hamburg, das nahe gelegene ländliche Schleswig-Holstein und Bremen.
Soweit zu diesem Buch. Ich würde mich freuen, hätte ich euer Interesse geweckt.
Liebe Grüße, Almut